- 27.11.2025, 09:45:32
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Parlament: Präsentation des Romans "Laurenzerberg" über Migration und die Suche nach einem Platz in einer fremden Welt
Lesung mit Julya Rabinowich und Gespräch mit Autor Christoph Zielinski
Im Rahmen einer Abendveranstaltung im Parlament wurde gestern der Roman "Laurenzerberg" von Christoph Zielinski präsentiert und diskutiert. Der Autor erzählt darin die Geschichte einer jüdischen Familie, die aus dem kommunistischen Polen geflohen ist, im Österreich der 1960er-Jahre ein neues Leben beginnen will und damit in eine für sie fremde, feindselige Welt gelangt. Die Dritte Präsidentin des Nationalrates Doris Bures eröffnete die Veranstaltung. Aus dem Buch las die Schriftstellerin Julya Rabinowich Passagen vor. Anschließend erläuterte der durch seinen Beruf als Onkologe bekannte Autor Christoph Zielinski den Hintergrund des Buchs.
Bures: Österreich hat über Jahrzehnte verabsäumt, Schuld und Verantwortung klar auszusprechen
Das Buch "Laurenzerberg" spiegle auf gelungene Weise die Nachkriegsjahre wieder, erklärte die Dritte Präsidentin des Nationalrats Doris Bures. Diese Zeit sei eine Phase des sozialen und wirtschaftlichen sowie demokratischen Wiederaufbaus gewesen. Aus heutiger Sicht seien dabei aber viele Fehler gemacht worden, da Täter und Mitläufer aus der NS-Zeit allzu leichtgläubig geduldet worden seien. Die Anfänge der Zweiten Republik seien davon geprägt gewesen, dass keine Restitution und konsequente strafrechtliche Aufarbeitung erfolgt ist sowie über das Leid der Opfer lange geschwiegen worden sei. Die Opferthese sei zur dominierenden Erzählung gemacht worden. Diese "verkehrte Einschätzung" habe es Österreich anfangs leichter gemacht, politisch wieder als befreites und nicht als besiegtes Land aufzuerstehen, sagte Bures. Dies habe aber Verdrängung erzeugt und Österreich habe es über Jahrzehnte verabsäumt, Schuld und Verantwortung klar auszusprechen. Erst 1991 habe der damalige Bundeskanzler Franz Vranitzky dieses Schweigen offen angesprochen und damit einen Wendepunkt in der Erinnerungskultur eingeleitet. Der Nationalfonds sei seit seiner Gründung ein sichtbares Zeichen dafür, dass Österreich den Weg des offenen und ehrlichen Umgangs mit seiner Zeitgeschichte weiter beschreiten werde.
Parlamentsdirektor Harald Dossi sprach in seiner Rede von einem gelungenen und wichtigen Buch, das einen neuen und mitunter überraschenden Blick auf Österreich und seine Gesellschaft in den Nachkriegsjahren ermögliche.
Zielinski: Alle Menschen haben geschwiegen
Die Nachkriegszeit sei eine "unendlich komplexe" Zeit gewesen, erläuterte Autor Christoph Zielinski in einem Gespräch mit Parlamentssprecher Karl-Heinz Grundböck. Alle Menschen hätten zu dieser Zeit geschwiegen. Dies habe für Menschen gegolten, die aus den Konzentrationslagern gekommen sind ebenso wie für schuldige Menschen. Auch unschuldigen Menschen, die schreckliches erlebt haben, und Menschen, die Opfer gewesen sind und sich dafür geschämt haben, hätten geschwiegen. Erst in den späten 1960er-Jahren habe man sehr langsam begonnen, über die Vergangenheit zu sprechen. Auch langsam sei dies dann auch öffentlich erfolgt. Über vieles sei nicht gesprochen worden und teilweise werde auch heute noch über viele Dinge nicht gesprochen.
Man schleppe vieles mit sich mit und irgendwann sei es Zeit, darüber zu sprechen, begründete Zielinsky seine Motivation, einen Roman zu schreiben. Es sei wichtig, dass man die Dinge sagt, die einem persönlich wichtig sind und die einen bewegen. Das Buch beinhalte nicht viel aus seiner persönlichen Biografie, es sei aber darin viel Biografisches "kondensiert". So seien viele Erinnerungen und Erfahrungen, aber auch Recherchen eingeflossen. (Schluss) pst
HINWEIS: Fotos dieser Veranstaltung sowie eine Nachschau auf vergangene Veranstaltungen finden Sie im Webportal des Parlaments .
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