- 12.11.2025, 10:25:04
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- OTS0073
Dinghofer Symposium 2025 mit Vortrag über die Freiheit als Grundlage der Gesellschaft
Franz-Dinghofer-Medaille sowie Franz-Dinghofer-Medienpreis im Parlament verliehen
"Zensur und Ideologisierung - die Freiheit in Gefahr!" lautete das diesjährige Thema des Dinghofer Symposiums, das gestern Abend im Parlament in Kooperation mit dem Dinghofer-Institut abgehalten wurde. J. Michael Rainer, emeritierter Universitätsprofessor der Universität Salzburg, beleuchtete in einem Vortrag "Die Freiheit als Grundlage einer jeden Gesellschaft von der Antike bis heute". Verliehen wurden im Rahmen der Veranstaltung die Franz-Dinghofer-Medaille an den Biochemiker Gunther Pendl sowie der Franz-Dinghofer-Medienpreis an den Leopold-Stocker-Verlag bzw. an den Verleger und Publizisten Wolfgang Dvorak-Stocker.
In seinen Eröffnungsworten wies Nationalratspräsident Walter Rosenkranz auf die Gedenktafel am Parlament hin, die den damaligen Präsidenten der provisorischen Nationalversammlung von 1918 gewidmet sei - Karl Seitz, Jodok Fink und ebenso Franz Dinghofer. Die Tafel sei 1994 vom damaligen Nationalratspräsidenten Heinz Fischer enthüllt und "auch von meinem Amtsvorgänger" im Zuge der Sanierung des Parlamentsgebäudes beleuchtet worden. Gedenkkultur sei wichtig. In letzter Zeit gewinne er jedoch den Eindruck, dass sich auch eine "Erregungs-, Skandalisierungs- und Verleumdungsunkultur" einschleiche, ging er auf Kritik am Symposium ein. Dinghofer könne man mit "Fug und Recht" als "einen der Geburtshelfer der Ersten Republik" bezeichnen, so Rosenkranz. Das Symposium finde seit 15 Jahren auf Einladung der Dritten Nationalratspräsidenten im Parlament statt. Auch der gewählte Tag der Veranstaltung sei aufgrund der zeitlichen Nähe zum Gedenken an die Novemberpogrome 1938 kritisiert worden: Das Dinghofer-Institut habe sich immer an der zeitlichen Nähe zur Republiksgründung orientiert, hielt Rosenkranz fest. Klar festzuhalten sei außerdem, dass Antisemitismus in diesem Haus keinen Platz habe. Da ein Nationalratspräsident für alle Parteien da sein sollte, gelte es, auch die Abgeordneten der Freiheitlichen nicht auszuschließen, von denen viele heute anwesend seien. Er habe nicht vor, irgendeine Veranstaltung im Haus abzusagen, auch nicht solche, wo er selbst kritisiert werde. Das sei sein Zugang zu seinem Begriff der umfassenden Freiheit, "lateinisch auch Libertas genannt", so Rosenkranz.
Martin Graf, Nationalratsabgeordneter und Präsident des Dinghofer-Instituts, erklärte in seiner Begrüßung, Dinghofer sei ein bedeutender Politiker in der Zeit der "Republikwerdung" gewesen, in den Geschichtsbüchern sei aber wenig bis gar nichts über ihn zu lesen. Das Dinghofer-Institut habe es sich zur Aufgabe gemacht, Dinghofer und anderen zu jenem Stellenwert zu verhelfen, den diese Politiker verdienen würden. Von Dinghofer werde tendenziös ein falsches Bild als Nationalsozialist und Antisemit gezeichnet, das nicht zutreffe. Dinghofer sei zwar für den Anschluss an Deutschland gestanden, dieser Trend sei damals aber keiner einzelnen Person anzulasten - sondern die Verantwortung trage das damalige gesamte politische Establishment. Dass Dinghofer 1938 seinen Posten räumen musste und eine große Liegenschaft von den Nationalsozialisten enteignet worden sei, werde von Kritikern nicht erwähnt. Dinghofer sei jemand gewesen, den man als Typus der politischen Mitte zu bezeichnen pflege und der ausgleichend wirkte, so Graf. Das Dinghofer-Institut weise die Diffamierungen des politischen Erbes Dinghofers jedenfalls deutlich zurück.
Vortrag über Freiheit von der Antike bis heute
Über "Die Freiheit als Grundlage einer jeden Gesellschaft von der Antike bis heute" sprach J. Michael Rainer, emeritierter Universitätsprofessor der Universität Salzburg. Er lasse es "nicht auf sich sitzen", dass die historische Wahrheit in "derart unverfrorener Weise korrumpiert" werde, indem Medien berichten würden, dass heute hier ein "Nazi" geehrt werde. Erschüttert sei er über die Zerrissenheit, dass es nicht möglich sei, künftigen Generationen ein gesichertes Bild über die Republik zu geben. Er regte an, eine Historikerkommission zu begründen, damit es nicht mehr vorkomme, dass ein ehrbarer Bürger, Beamter und Politiker dem Nationalsozialismus zugeordnet werde. In seinem Vortrag beleuchtete er den Freiheitsbegriff über die historischen Epochen hinweg - beginnend mit dem antiken Griechenland und dem alten Rom bis hin zum Begriff Freiheit in Amerika, in Frankreich, in Deutschland und Österreich vom 17. bis zum 19. Jahrhundert und bis hin zur Jetztzeit. Die Freiheit sei einzuteilen in politische und persönliche Freiheit, sagte Rainer. Unter anderem gab er zu bedenken, dass zunehmend jene Dimension abhanden komme, die seit den Römern als "gute Sitten" weiterlebe. Für eine freiheitliche Gesinnungsgemeinschaft halte er es für lohnenswert, Verbindungen zwischen Anstand, Moral und Freiheit zu verinnerlichen, damit sie auch in Zukunft ihre Funktion als Hüterin der persönlichen und politischen Freiheit wahrnehmen könne.
Medaille und Medienpreis verliehen
Im Rahmen der Verleihungen beim Dinghofer Symposium ging die diesjährige Franz-Dinghofer-Medaille an den Biochemiker Gunther Pendl sowie der Franz-Dinghofer-Medienpreis an den Leopold-Stocker-Verlag bzw. an den Verleger und Publizisten Wolfgang Dvorak-Stocker.
Der Kardiologe Jürgen Kammler hob in seiner Laudatio an Gunther Pendl hervor, dass dieser seit Jahren am Dreh- und Angelpunkt zwischen Wissenschaft und Wirtschaft tätig sei. Diese enge Verbindung der beiden Felder sei eine relevante Notwendigkeit. Pendl hielt seinerseits fest, dass Wissenschaft eine Trennung von Fakten und Gefühlen brauche und kritisierte im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, es sei "Scharlatanerie" gleichgekommen, seitens der Wissenschaft moralische Fragen zu beantworten.
Die Laudatio auf den Leopold-Stocker-Verlag hielt Konrad Markward Weiß, Schriftleiter der Monatszeitschrift "Der Eckart". In diesem Verlag würden jährlich mehr als 50 Bücher erscheinen, das Flaggschiff "Landwirt" habe mehr als 50.000 Abonnenten, über 100 Personen seien im Verlag "in Lohn und Brot", so Weiß. Wolfgang Dvorak-Stocker lobte er als einen Mann mit außergewöhnlicher Substanz und Haltung. Dvorak-Stocker ging unter anderem auf die Kritik am Dinghofer-Symposium ein: Er könne es insofern verstehen, dass dagegen kampagnisiert werde, weil sich das Menschenbild der Linken und Rechten unterscheide. Während die Linken davon ausgehen würden, dass der Mensch als "Tabula rasa" auf die Welt komme und Prägungen wie etwa Heimat aufgelöst werden müssten, würden die Rechten davon ausgehen, dass die allermeisten Menschen diese Prägungen brauchen. Daher dürfe man sich nicht darüber wundern, dass von Seiten der Linken jedes Mittel ergriffen werde, um dagegen zu kämpfen.
Die Moderation des Abends hatte der Obmann des Dinghofer-Instituts, Nationalratsabgeordneter Gerhard Kaniak übernommen. (Schluss) mbu
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