- 24.09.2025, 09:39:32
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Österreich und das Glücksspielmonopol: Weiter kein Ende in Sicht?
Wer sich mit dem Glücksspielmarkt in Österreich beschäftigt, landet unweigerlich beim Glücksspielmonopol. Seit Jahrzehnten hält der Staat daran fest, dass in puncto Glücksspiel ausschließlich eine Hand das Zepter führt. Und diese Hand gehört – zumindest bisher – den Casinos Austria.
Während sich rundherum in Europa der Markt öffnet, rechtliche Rahmenbedingungen modernisiert und Wettbewerb zugelassen wird, bleibt Österreich lieber auf Kurs. Einer, der langsam aussieht wie Stillstand mit Ausblick.
Die rechtliche Grundlage des Glücksspielmonopols
Alles beginnt mit einem Gesetz. Genauer gesagt: dem Glücksspielgesetz, das dem Staat die alleinige Kontrolle über Glücksspielangebote sichert. Nicht irgendeine Institution verwaltet dieses Vorrecht, sondern das Finanzministerium höchstpersönlich. Es entscheidet, wer eine Konzession bekommt – oder eben nicht. In der Realität hat bislang nur ein Unternehmen diese Ehre erhalten: die Casinos Austria AG.
Dass dieses Monopol bis heute Bestand hat, liegt nicht an einer Laune der Geschichte. Vielmehr wurde es mit dem EU-Beitritt Österreichs 1995 bewusst beibehalten. Während Telekommunikation, Energie und andere vormals staatliche Märkte längst liberalisiert wurden, blieb das Glücksspiel fest in nationaler Hand.
Begründet wird das mit Spielerschutz, Suchtprävention und einem staatlichen Interesse an Kontrolle. Was sich auf dem Papier sauber liest, stößt in der Praxis auf wachsende Kritik – nicht zuletzt aus Brüssel.
Denn Anbieter, die etwa auf Casino Groups gelistet sind, verfügen in der Regel über EU-Lizenzen – häufig aus Malta oder anderen Mitgliedstaaten. Österreich weigert sich jedoch bislang, diese als gleichwertig anzuerkennen. Der Europäische Gerichtshof könnte allerdings dafür sorgen, dass sich das ändert – und dass solche Lizenzen künftig auch hierzulande gelten müssen.
Wie europarechtskonform ist das österreichische Modell?
Innerhalb der EU gilt die Dienstleistungsfreiheit. Was in Malta oder Dänemark lizenziert ist, soll grundsätzlich auch in Österreich angeboten werden dürfen. So der Gedanke. Doch genau hier beginnt das Dilemma. Denn obwohl sich zahlreiche internationale Glücksspielanbieter auf europäische Regelwerke berufen, bleibt ihnen der Zugang zum österreichischen Markt offiziell versperrt. Die Folge: Beschwerden, Klagen, juristische Dauerwellen.
Die Online Glücksspielvereinigung (OVWG), eine Interessenvertretung ausländischer Anbieter, kämpft seit Jahren für ein offenes Lizenzsystem. Sie argumentiert, dass das aktuelle Modell nicht nur wirtschaftlich ungerecht, sondern auch europarechtswidrig sei. Dass die EU-Kommission sich wiederholt mit dem Fall befasst hat, zeigt zumindest, dass diese Sichtweise nicht aus der Luft gegriffen ist. Eine endgültige Klärung steht noch aus – aber der Druck steigt.
Ein Markt, zwei Realitäten: Wer in Österreich offiziell spielen darf
Auf dem Papier ist alles klar geregelt: Online-Glücksspiel ist ausschließlich über Win2day erlaubt. In der Praxis sieht es jedoch anders aus. Internationale Plattformen sind mit wenigen Klicks erreichbar, bieten attraktive Quoten, hohe Jackpots und Bonusangebote – und ziehen damit eine beträchtliche Anzahl an Nutzerinnen und Nutzern an. Ganz ohne Lizenz, versteht sich.
So existiert längst ein paralleler Markt, der sich außerhalb des offiziellen Rechtsrahmens bewegt. Dabei geht es nicht nur um Bequemlichkeit oder Neugier, sondern oft auch um das Gefühl, mehr Auswahl und bessere Chancen zu bekommen. Der Staat wiederum sieht diesem Treiben weitgehend machtlos zu, obwohl er genau dieses Szenario mit seinem Monopol eigentlich verhindern wollte. Ein Paradoxon, das tief im System selbst verwurzelt ist.
Spielerschutz oder Scheinargument?
Die Verteidiger des Monopols verweisen gern auf den Spielerschutz. Tatsächlich enthält das Gesetz strenge Regelungen, die pathologischem Spielverhalten, wenn sich Betroffene zum Beispiel vorgenommen haben, der aktuellen Teuerung entgegenzuwirken und auf einen Gewinn hoffen, vorbeugen sollen: Einzahlungslimits, Selbstsperren, Hinweise auf Hilfsangebote. All das gibt es – bei Win2day. Doch wie steht es um jene Spielerinnen und Spieler, die auf nicht lizenzierte Plattformen ausweichen? Dort greift der staatliche Schutzmechanismus nicht. Und genau darin liegt der Knackpunkt.
Zwar lässt sich nicht bestreiten, dass das aktuelle System Schutzmaßnahmen vorsieht. Aber es erreicht eben nur einen Teil der Spielenden. Währenddessen blüht der unregulierte Markt. Gerade für Personen mit riskantem Spielverhalten ist das eine gefährliche Konstellation. Das eigentliche Ziel – Prävention durch Kontrolle – verpufft, wenn ein großer Teil der Realität gar nicht erfasst wird. Statt Sicherheit entsteht ein trügerisches Gefühl von Regulierung, das vor allem auf dem Papier funktioniert.
Macht, Einfluss und Millionen: Die Rolle der Politik im Glücksspielgeschäft
Dass Glücksspiel in Österreich kann auf eine lange Geschichte und viele spannende Fakten zurückblicken und ist nicht nur ein gesellschaftliches Thema, sondern auch ein wirtschaftlich lukrativer Bereich. Genau das zeigt sich an den Eigentümerverhältnissen. Der Staat hält über die ÖBAG rund ein Drittel der Anteile an den Casinos Austria. Das bedeutet: Derjenige, der die Konzession vergibt, profitiert auch wirtschaftlich von ihrem Bestand. Diese Doppelfunktion ist ungewöhnlich – und sorgt regelmäßig für Diskussionen.
Kritiker sprechen von einem strukturellen Interessenkonflikt. Wenn Regulierer und Beteiligter identisch sind, entsteht schnell der Eindruck, Entscheidungen könnten nicht objektiv getroffen werden. Die Debatte ist nicht neu, gewinnt aber mit Blick auf die anstehende Lizenzvergabe abermals an Schärfe. Denn je näher das Ende der aktuellen Konzession rückt, desto lauter wird die Frage: Geht es bei der Fortsetzung des Monopols wirklich um Schutz – oder um Einfluss und Ertrag?
Ein System unter Beobachtung – und eine Lizenz mit Verfallsdatum
Ein entscheidender Termin steht bereits im Kalender: Am 30. September 2027 läuft die aktuelle Lizenz für das Online-Glücksspiel aus. Danach wird neu vergeben – und mit dieser Entscheidung könnte sich alles ändern. Oder auch nichts. Denn bislang gibt es nur vage Aussagen seitens der Regierung. Geplant ist die Gründung einer unabhängigen Glücksspielbehörde, die künftig für Vergabe und Kontrolle zuständig sein soll. Ein Schritt in Richtung Entflechtung, wie manche hoffen.
Ob diese Reform tatsächlich zu mehr Transparenz und Wettbewerb führen wird, ist offen. Möglich wäre auch, dass lediglich die Zuständigkeiten verschoben werden, während das System im Kern bestehen bleibt. Die Entscheidung darüber wird nicht nur auf juristischer Ebene getroffen, sondern auch durch politischen Willen, wirtschaftliche Interessen und die Stimmung in der Bevölkerung geprägt. Das macht den Ausgang ungewiss – aber nicht uninteressant.
Was andere Länder längst anders machen
Wer wissen will, wie ein liberalisierter Glücksspielmarkt aussehen kann, muss nicht weit schauen. Dänemark etwa setzt seit Jahren auf ein Mehrlizenzsystem. Anbieter aus dem In- und Ausland können sich bewerben, werden reguliert, kontrolliert und steuerlich erfasst. Das Ergebnis: Ein funktionierender Markt mit klaren Regeln, überschaubaren Risiken und stabilen Einnahmen für den Staat.
Auch Finnland – bislang ähnlich monopolistisch unterwegs wie Österreich – plant für 2026 den Umstieg. Der Wind dreht sich, und Österreich steht zunehmend allein auf weiter Flur. Selbst Deutschland, wo aktuell mehr als eine Million Menschen vom Glücksspiel abhängig sind, hat inzwischen ein Modell eingeführt, das mehreren Anbietern Zugang gewährt, verbunden mit technischen Sicherheitsstandards und zentraler Kontrolle. Dass sich das österreichische System in dieser Umgebung behaupten kann, wird zunehmend zur offenen Frage.
Warum ein Ende des Monopols trotzdem unwahrscheinlich bleibt
Trotz juristischen Drucks, wirtschaftlicher Interessen und internationaler Vorbilder deutet vieles darauf hin, dass das Glücksspielmonopol in Österreich auch nach 2027 weiterbestehen wird. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Einerseits fehlt es an politischem Konsens für eine grundlegende Reform. Andererseits profitieren etablierte Strukturen vom Status quo – sowohl finanziell als auch institutionell.
Der Aufbau einer neuen Lizenzlandschaft wäre komplex, mit ungewissem Ergebnis. Das schreckt ab. Gleichzeitig zeigt sich, dass selbst in einem regulierten Monopol Marktverwerfungen entstehen, die schwer zu kontrollieren sind. Die große Frage bleibt, ob sich der Staat dauerhaft gegen Liberalisierung stemmen kann, während rundherum die Systeme umgebaut werden. Noch sieht es nicht danach aus, als würde das Monopol wanken. Doch der Druck wächst – Stück für Stück, Verfahren für Verfahren.
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Anna Müller
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