- 23.07.2025, 11:09:33
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"Teilzeit hat nichts mit Faulheit zu tun"
Die neue Präsidentin des Pensionistenverbandes Österreichs (PVÖ), Birgit Gerstorfer, übt scharfe Kritik an Aussagen des Wirtschaftsministers.
„Wer ohne guten Grund Teilzeit arbeitet, ist unverantwortlich gegenüber der Gesellschaft“, erklärte kürzlich Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer. Die neue Präsidentin des Pensionistenverbandes Österreichs, Birgit Gerstorfer, MA äußert sich dazu mit scharfer Kritik: Teilzeitarbeit dürfe nicht pauschal verurteilt werden und habe mit Faulheit nichts zu tun. Sie fordert stattdessen die Politik und die Wirtschaft zu Lösungen auf, anstatt Beschäftigte gegeneinander auszuspielen.
"Sehr wohl nachvollziehbare Gründe"
„Teilzeit ist in Österreich gelebte Realität für etwa ein Drittel der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer – und das in aller Regel aus nachvollziehbaren Gründen“, betont die PVÖ-Präsidentin. Besonders betroffen seien Menschen mit Kinderbetreuungspflichten, pflegebedürftigen Angehörigen oder gesundheitlichen Einschränkungen. „Diese Menschen haben unsere volle Unterstützung verdient und verdienen Respekt – keine öffentliche Herabwürdigung“, so Gerstorfer weiter.
Verantwortung auch bei Arbeitgeber
Doch auch im Interesse vieler Arbeitgeber werde Teilzeitarbeit ermöglicht oder sogar verlangt, etwa weil keine Vollzeitstellen angeboten werden oder weil Teilzeit für Unternehmen kostengünstiger sei. „Viel zu oft würden jene, die eigentlich gerne Vollzeit arbeiten würden, gar nicht die Chance dazu erhalten – insbesondere im Handel, in der Gastronomie oder in sozialen Diensten“, kritisiert die PVÖ-Präsidentin.
Die pauschale Unterstellung von Faulheit hält Gerstorfer für verfehlt und fragt: „Wer will überhaupt und vor allem wie feststellen, was ein ‚guter Grund‘ für Teilzeit ist? Und wie soll sanktioniert werden, was angeblich ein schlechter Grund ist?“ Notwendige staatliche Aufsicht und Bürokratie würde Kosten in Milliardenhöhe verursachen, ohne das eigentliche Problem zu lösen.
Forderung nach gezielter Umstiegsförderung
Stattdessen fordert die PVÖ-Präsidentin klare politische Maßnahmen: „Wir brauchen einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem ersten Lebensjahr - warum sorgt der Wirtschaftsminister nicht dafür? Wir brauchen mehr Tagesbetreuungszentren für pflegebedürftige Menschen, betriebliche und gesetzliche Verbesserungen bei der Arbeitszeitflexibilisierung. Ebenso sind eine gezielte Förderung des Umstiegs von langjähriger Teilzeit auf Vollzeit, bessere Entlohnung und Aufwertung belastender Berufe sowie mehr Homeoffice-Möglichkeiten zentrale Anliegen des PVÖ.
"Vertrauen schaffen statt verunsichern"
"Es muss ein höheres Vertrauen geschaffen werden, dass sich Vollzeitarbeit lohnt und man dafür auch eine gute Pension bekommt - anstatt ständig Pensions-Bashing zu betreiben", betont die Verbandspräsidentin. Mehr Vollzeit ist dann möglich, wenn der Staat soziale Infrastruktur ausbaut, die Unternehmen attraktive Arbeitsbedingungen schaffen und individuelle Hindernisse bei den Beschäftigten (Kinderbetreuung, Pflege, Gesundheit, ...) abgebaut werden. „Mehr Menschen werden dann Vollzeit arbeiten, wenn die Rahmenbedingungen es zulassen und es tatsächlich attraktiv ist – nicht, wenn man sie mit Schuldzuweisungen und Sanktionen bedroht“, fasst die PVÖ-Präsidentin zusammen.
Abschließend erklärt Gerstorfer, warum dem Pensionistenverband die Debatte besonders am Herzen liegt: „Jede zusätzliche Beschäftigung stärkt unser Sozialsystem und sichert die Pensionen. Wir stehen für verantwortungsvolle, gerechte Lösungen – nicht für billige Vorurteile.“ (Schluss)
Rückfragen & Kontakt
Unabhängiger Pensionistenverband Österreichs
Generalsekretär Christian Rösner, MSc
E-Mail: christian.roesner@pvoe.at
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