- 16.07.2025, 14:00:08
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Zahlungsverhalten von Unternehmen in Deutschland: Es wird schlimmer, bevor es besser werden kann

Deutschland zählt zwar noch immer zu den Ländern mit besonders kurzen Zahlungsfristen und geringen Zahlungsverzögerungen im internationalen Vergleich, dennoch zeigt sich vor dem Hintergrund politischer Unsicherheit und wachsender geopolitischer Spannungen eine deutliche Verschlechterung des Zahlungsverhaltens. Das ist das Ergebnis der 9. Ausgabe der Coface-Umfrage zum Zahlungsverhalten deutscher Unternehmen mit 847 Teilnehmenden im Mai und Juni dieses Jahres. Im Jahr 2025 gewähren 84 Prozent der deutschen Unternehmen Zahlungsziele. Das ist ein Rekordwert seit 2016. Gleichzeitig hat sich die traditionelle Vorliebe der Deutschen für kurze Zahlungsziele weiter verstärkt: 92 Prozent der befragten Unternehmen forderten eine Zahlung innerhalb von 60 Tagen, was dem Niveau von 2016 entspricht. Trotz dieser Veränderungen blieb die durchschnittliche Zahlungsfrist mit 32,5 Tagen nahezu unverändert (gegenüber 32,1 Tagen im Jahr 2024).
81 Prozent der Unternehmen berichten über neue Zahlungsverzögerungen - ein Anstieg um 3 Prozentpunkte gegenüber 2024. Damit nähert sich der Wert dem Höchststand von 85 Prozent im Jahr 2019 an. Die durchschnittliche Dauer der Zahlungsverzögerungen stieg um einen Tag auf 31,8 Tage. Trotz dieser Verschlechterung liegt der Wert weiterhin deutlich unter dem Vor-Pandemie-Durchschnitt von 39,7 Tagen.
Zahlungsverzögerungen als Geschäftsrisiko
12 Prozent der Unternehmen meldeten angesammelte überfällige Zahlungen (zwischen sechs Monaten und zwei Jahren), die mehr als 2 Prozent ihres Jahresumsatzes ausmachen. Obwohl diese Zahl im Vergleich zu 2024 leicht rückläufig ist, liegt sie weiterhin deutlich über dem Durchschnitt vor der Pandemie. Am stärksten betroffen ist das Baugewerbe. Hier meldeten 24 Prozent der Unternehmen Probleme. „Erfahrungsgemäß werden 80 Prozent der besonders lang ausstehenden Zahlungen nicht mehr beglichen. Das macht sie zu einem erheblichen Geschäftsrisiko und einem negativen Signal für die wirtschaftliche Entwicklung“
, sagt Dagmar Koch, Country Managerin von Coface Österreich.
2026: Verhaltener Optimismus
Nach drei Jahren wirtschaftlicher Stagnation sehen die deutschen Unternehmen dennoch Anzeichen für eine Verbesserung: Während die allgemeine Stimmung für 2025 negativ bleibt – der Anteil der Pessimisten für 2025 übersteigt den Anteil der Optimisten um 17 Prozentpunkte -, dreht sich der Trend für 2026. Für das kommende Jahr überwiegt der Optimismus mit einem Plus von 16 Prozentpunkte. Das ist auf die erwarteten staatlichen Konjunkturmaßnahmen zurückzuführen: Investitionen in Verteidigung, Infrastruktur, und Klimaschutz sowie Steueranreize für Unternehmen. All diese Maßnahmen geben Anlass zur Hoffnung für Deutschland im Zentrum der europäischen Wirtschaft - trotz der bestehenden politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen.
Deutschland bleibt trotz Herausforderungen Schlüsselmarkt
Obwohl es Bedenken hinsichtlich der Binnennachfrage und struktureller Beschränkungen bei den Teilnehmenden gibt, bleibt Deutschland zusammen mit den EU- und EFTA-Staaten der Markt, der von den Befragten als am vielversprechendsten angesehen wird. Dies liegt auch daran, dass viele Unternehmen nicht exportieren und nur auf diesen Märkten aktiv sind. Die Vereinigten Staaten hingegen haben an Attraktivität verloren und sind auf den Beliebtheitsgrad zurückgefallen, den sie zuletzt während der ersten Amtszeit von Donald Trump hatten. Das Hin und Her in der US-, aber auch in der globalen Handelspolitik ist wahrscheinlich ein Hauptgrund dafür. Aus diesem Grund haben 23 Prozent der Unternehmen bereits „De-Risking“-Strategien (Diversifizierung der Lieferanten, Absicherung von Zahlungen, Standortverlagerung) eingeführt. Nach den Plänen unserer Befragten soll diese Zahl innerhalb der nächsten drei Jahre 54 Prozent erreichen, insbesondere in exportorientierten Branchen. „Auch wenn sich die Aussichten für 2026 verbessert haben, sehen wir zunächst eine weitere Verschlechterung der Zahlungsmoral. Dies spiegelt sich auch in den offiziellen Insolvenzzahlen wider, die derzeit in Deutschland auf einem Zehnjahreshoch liegen"
, sagt Christiane von Berg, Head of Economic Research BeNeLux & DACH bei Coface.
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