Gewerkschaft vida zum Schienen-Control-Bericht: Gute Zahlen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass dem System die Menschen ausgehen
Der Jahresbericht der Schienen-Control für 2024 zeigt: Der Bahnverkehr in Österreich ist auf Erfolgskurs. Die Fahrgastzahlen, das Angebot und die Verkehrsleistung im Personenverkehr haben neue Höchststände erreicht. Europaweit liegt Österreich seit mittlerweile 15 Jahren ununterbrochen im Spitzenfeld. Doch gleichzeitig macht der Bericht deutlich: Dem System fehlt das Personal, um diesen Erfolg langfristig abzusichern.
Die Entwicklung im Schienenpersonenverkehr ist erfreulich – aber ohne Menschen, die Züge fahren, instand halten und disponieren, nützen keine Rekordzahlen“, warnt Gerhard Tauchner, Vorsitzender des vida-Fachbereichs Eisenbahn. Besonders deutlich wird das beim akuten Mangel an Triebfahrzeugführer:innen und Verschubpersonal, den auch der Bericht auf Grundlage einer Umfrage unter den Marktteilnehmern ausdrücklich thematisiert.
Wachsender Wettbewerb – wachsende Verantwortung
Mit mittlerweile 92 Eisenbahnunternehmen am Markt steigt der Wettbewerbsdruck. Hier müssen dringend faire Bedingungen für alle Beteiligten sichergestellt werden, betont Tauchner: „Was nicht passieren darf, ist ein Wettbewerb auf dem Rücken der Beschäftigten, über die niedrigsten Personalkosten oder über zu knappe Besetzungen.“
Damit der Eisenbahnmarkt auch in Zukunft funktioniert, braucht es aus Sicht der vida mehrere zentrale Weichenstellungen:
- Attraktive Arbeitsbedingungen und stabile Beschäftigung – auch für junge Menschen und ältere Arbeitnehmer:innen
- Einheitliche und verlässliche Ausbildungssysteme über Unternehmensgrenzen hinweg
- Gut ausgestattete Kontrollbehörden, die soziale und betriebliche Standards durchsetzen können
„Die Gewerkschaft vida bringt sich hier proaktiv und konstruktiv in die Sozialpartnerschaft ein – etwa bei der Weiterentwicklung des Kollektivvertrags und bei Ausbildungsinitiativen. Doch das allein reicht nicht – hier ist auch die Politik gefordert“, so Tauchner.
Schienengüterverkehr nicht abhängen
Während der Personenverkehr neue Höhen erreicht, tritt der Schienengüterverkehr auf der Stelle. Trotz eines voll liberalisierten Marktes und einer steigenden Anzahl von Unternehmen stagnieren die Zugleistungen. Genau hier sieht man, dass die Liberalisierung nicht zur Lösung der Probleme dient. Besonders unter Druck sind jene Marktsegmente, wie der Einzelwagenverkehr, deren gesamtwirtschaftliche und ökologische Bedeutung sich kaum profitabel abbilden lassen.
Der Straßentransport bleibt dabei laut Bericht die größte Konkurrenz, nicht zuletzt aufgrund strukturell verzerrter Rahmenbedingungen und fehlender Kostenwahrheit. „Wer es mit der Verkehrsverlagerung ernst meint, muss den Güterverkehr auf der Schiene stärken – mit klarem politischem Willen, fairen Spielregeln, gezielten Fördermodellen und Investitionen in Infrastruktur und Personal. “, sagt Tauchner abschließend.
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