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TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: "Ein Stachel im Fleisch der ÖVP" von Anita Heubacher

Ausgabe vom Mittwoch, 03. Jänner 2023

Innsbruck (OTS) - 

Erwin Zangerl wird Präsident der Arbeiterkammer bleiben. Daran dürften auch die nahenden Wahlen nichts ändern. Trotz sicheren Ausgangs wirft sich Zangerl ins Rennen. Zum Leidwesen seiner Partei, der ÖVP, und der Opposition.


Es gibt spannungsgeladenere Wahlen als jene zur AK-Vollversammlung. Ende Jänner, Anfang Februar wählen rund 285.000 unselbstständig Beschäftigte ihre Interessenvertretung. In Tirol und auch in Restösterreich. Die Wahlergebnisse lassen sich im Groben leicht prognostizieren. In sieben Bundesländern wird sehr wahrscheinlich die AK-Spitze rot bleiben, in zwei schwarz. Vorarlberg und Tirol sind die einzigen Bundesländer, wo sogar die ArbeitnehmerInnen-Vertretung schwarz ist. Das Umfärben der Kammer in Tirol war wohl auch das letzte Mal, dass sich bei den AK-Wahlen so etwas wie ein Erdbeben ereignet hat. Das war 1984.


Fritz Dinkhauser färbte die Kammer um und seit damals ist sie oftmals ein Stachel im Fleisch der ÖVP. Dinkhauser fügte seiner Mutter-Partei die größte Wahlschlappe zu und setzte ihr mit der Liste Fritz eine hartnäckige Oppositionspartei vor die Nase. Sein Nachfolger, Erwin Zangerl, führte Dinkhausers Weg fort und fiel durch parteiinterne Kritik auf. Er war einer der wenigen, die Alt-Bundeskanzler Sebastian Kurz nicht glorifizierten, sondern kritisierten. Das war damals für Zangerls Tiroler Parteifreunde unangenehm und später rühmlich. Dass Zangerl es noch einmal wissen will, wurde spätestens durch seine Angriffe im letzten Jahr auf den landeseigenen Energieversorger Tiwag klar. Da trieb der AK-Präsident zuerst Landeshauptmann Anton Mattle vor sich her und zu Jahresende, in einem Aufwaschen, dann auch noch die Opposition, indem er einen Untersuchungs-Ausschuss zur Tiwag verlangte. Ein U-Ausschuss ist die schärfste Waffe des Landesparlaments, nicht der Sozialpartnerschaft.


Da das Wahlergebnis bereits feststehen dürfte, rückt die Wahlbeteiligung in den Fokus. Sie lag 2019 bei niedrigen 34 Prozent. Niedriger darf sie aus Sicht der Interessenvertretung nicht ausfallen. Sonst steht am Ende ein Legitimationsproblem. Nicht nur eines innerhalb der Partei, sondern auch unter den Mitgliedern. Die dürfen bis dato in Österreich nicht wählen, ob sie im Schnitt zehn Euro im Monat zahlen und damit AK-Mitglied sein wollen.

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