- 19.07.2023, 11:18:25
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Der Österreichische Arbeitsklima Index zeigt: Bei der Arbeitszeit klaffen Wunsch und Wirklichkeit weit auseinander
Immer mehr Beschäftigte in Österreich wollen weniger Stunden arbeiten, um Beruf und Privatleben besser vereinbaren zu können – und zwar nicht nur die Jungen, sondern alle Altersgruppen. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Arbeitsklima Index. „Die aktuelle Diskussion um eine kürzere Vollzeit und eine moderne Arbeitszeitgestaltung, die sich an den Bedürfnissen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer orientiert, ist daher richtig und wichtig
“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl.
Die Zufriedenheit der Beschäftigten in Österreich mit ihrer Arbeitszeitregelung und der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ist seit 2008 und insbesondere im Gefolge der Corona-Pandemie stark gesunken. Seit 2020 ist der Anteil jener Beschäftigten, die weniger Stunden arbeiten möchten, deutlich gestiegen. Aktuell wollen 28 Prozent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Österreich weniger Arbeitsstunden leisten als in ihrem Arbeitsvertrag vereinbart. Unter den Vollzeitkräften sind es sogar 32 Prozent. Gleichzeitig möchte fast ein Drittel der Teilzeitbeschäftigten die wöchentliche Arbeitszeit erhöhen.
Männer wollen ihre Arbeitszeit im Schnitt um 3,2 Wochenstunden reduzieren, Frauen um 2,3 Stunden. Vollzeitkräfte wollen um 3,7 Stunden pro Woche kürzer arbeiten als sie es im Alltag tun. Teilzeitkräfte wollen ihre tatsächlich geleistete Wochenarbeitszeit um 0,5 Stunden aufstocken. „Hier schlummert enormes Potenzial, die Arbeit besser und fairer umzuverteilen
“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl.
Der Wunsch nach weniger Arbeitszeit, selbst bei gleichbleibendem Stundenentgelt, ist in allen Generationen ähnlich stark ausgeprägt. Den am stärksten ausgeprägten Wunsch, die Arbeitszeit zu reduzieren, haben die zwischen 1980 und 1994 geborenen Millenials: Sie wollen um 3,3 Stunden pro Woche weniger arbeiten als sie es derzeit tun. Die noch jüngeren Beschäftigten im Alter zwischen 15 und 28 Jahren wollen um 2,8 Wochenstunden weniger arbeiten, die Älteren – Baby Boomer genannt – um 2,5 Stunden.
In der Praxis müssen aber drei Viertel aller Beschäftigten in Österreich Überstunden leisten – davon 22 Prozent häufig und 52 Prozent gelegentlich. Am häufigsten leisten Beschäftigte in der Baubranche, Männer sowie jüngere Arbeitnehmer:innen Überstunden. Aber auch im Verkehr und Nachrichtenwesen, in der öffentlichen Verwaltung und Sozialversicherung sowie im Tourismus stehen (häufige) Überstunden bzw. Mehrarbeitsstunden sowie überlange Arbeitszeiten und häufige lange Arbeitstage mit zehn oder mehr Stunden auf der Tagesordnung. Darunter leiden sowohl die psychische und körperliche Gesundheit als auch die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, insbesondere bei betroffenen Frauen. Im Tourismus und in der Gastronomie sagen vier von zehn Beschäftigten, dass sich Beruf und Privatleben nicht besonders gut oder sogar schlecht vereinbaren lassen. Das hat einen gravierenden negativen Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit: Wer Beruf und Privatleben sehr gut unter einen Hut bringt, hat im Durchschnitt einen Arbeitsklima-Indexwert von 117 Punkten. Jene, die Arbeit und Freizeit ganz schlecht vereinbaren können, weisen nur 58 Punkte auf.
„Darum ist es höchste Zeit, die Arbeitszeit in Österreich zu verkürzen
“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl. Die Fakten sprechen eine eindeutige Sprache, so Stangl. Er fordert eine moderne Arbeitszeitgestaltung, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert, sowie den Ausbau der Rechtsansprüche auf veränderte bzw. verkürzte Arbeitszeiten und ein Recht auf Wechsel zwischen Voll- und Teilzeit. Die 2018 beschlossenen Verschlechterungen im Arbeitszeitgesetz und Arbeitsruhegesetz müssen vollständig zurückgenommen werden. Damals wurde die höchstzulässige Arbeitszeit von zehn auf zwölf Stunden pro Tag bzw. von 50 auf 60 Stunden pro Woche verlängert.
Alle Infos zum Arbeitsklima Index, der von IFES und SORA im Auftrag der AK Oberösterreich erhoben wird sowie ein Foto mit AK-Präsident Andreas Stangl finden Sie hier.
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