- 03.05.2023, 09:55:02
- /
- OTS0049
Erholung im Reiseverkehr sorgt für positive Leistungsbilanz Österreichs im Jahr 2022
Aktuelle Daten der Zahlungsbilanz zeigen trotz inflationärem Umfeld ein positives Ergebnis
Utl.: Aktuelle Daten der Zahlungsbilanz zeigen trotz inflationärem
Umfeld ein positives Ergebnis =
Wien (OTS) - Im Jahr 2022 betrug die Leistungsbilanz Österreichs
gegenüber dem Ausland (saldiert) nach erster Berechnung rund 3 Mrd
EUR oder 0,7 % des BIP. Das ist ein deutlich positiveres Ergebnis als
noch im Jahr 2021 (1,4 Mrd EUR bzw. 0,4% des BIP) und vor allem der
Erholung im Reiseverkehr geschuldet, der einen Einnahmenüberschuss in
Höhe von 7,2 Mrd EUR ergab. Dem gegenüber weitete sich das Defizit
aus dem internationalen Güterhandel aus (–0,6 Mrd EUR). Die
Netto-Vermögensposition Österreichs gegenüber dem Ausland ist im Jahr
2022 um 9% auf 65,3 Mrd EUR gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Das Jahr
2022 war stark von Bewertungsänderungen charakterisiert, wobei die
veränderte Zinslandschaft, die Kursentwicklung bei Wertpapieren sowie
die Abwertung des Euro eine Rolle spielten.
Obwohl Österreichs Außenwirtschaft im Jahr 2022 vor großen
Herausforderungen stand, insbesondere einer fortgesetzten
Unterbrechung von Liefer- und Produktionsketten und rasch steigenden
Energiepreisen, ergeben die vorläufigen Zahlen einen positiveren und
höheren Beitrag aus dem Handel mit Gütern und Dienstleistungen zum
Wirtschaftswachstum als noch im Jahr 2021 erzielt wurde, nämlich 6,4
Mrd EUR oder 1,4 % des BIP.
Die gesamte Leistungsbilanz Österreichs, einschließlich Erwerbs- und
Vermögenseinkommen sowie laufender Transfers vis-á-vis der übrigen
Welt (Primär- und Sekundäreinkommen), bilanzierte deutlich positiv im
Ausmaß von 3,1 Mrd EUR oder 0,7 % des BIP.
Der Güterhandel ergab laut Zahlungsbilanzstatistik der
Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) ein Einnahmendefizit in Höhe
von –0,6 Mrd EUR. Die Differenz zwischen dem Wachstum der Importe und
jenem der Exporte hat sich zwar im Vergleich zum Jahr 2021
verringert, weiterhin wuchsen die Importe aber unter dem Eindruck
steigender Preise für Energie- und Brennstoffe stärker. Gegenüber dem
Jahr 2019, als Maßstab für die nominellen Werte vor Ausbruch der
COVID-19-Pandemie und des Russland-Ukraine-Kriegs, bedeutet das ein
Wachstum der Importe um rund 35% bzw. der Exporte um rund 31%.
Positiv auf die Güterhandelsbilanz ausgewirkt haben sich vor allem
die Transithandelserträge (11,6 Mrd EUR) sowie jene Erträge, die aus
dem Warenverkehr im Zuge internationaler Produktionsketten stammen
(5,2 Mrd EUR) (1).
Die Reiseverkehrseinnahmen(2) Österreichs betrugen im Jahr 2022 nach
erster Schätzung 18,2 Mrd EUR. Das stellt eine enorme Erholung im
Vergleich zum Jahr 2021 dar (8,4 Mrd EUR), das noch von
Schließungsmaßnahmen im Zuge der Eindämmung der COVID-19-Pandemie
geprägt war, entsprach gegenüber dem Jahr 2019 aber noch immer einem
Rückgang um rund 11%. Der Hauptanteil der Einnahmen kam von Gästen
aus dem Nachbarland Deutschland, deren Marktanteil knapp 50 % betrug.
Die Durchschnittsausgaben ausländischer Gäste in Österreich (gesamte
Reiseverkehrsausgaben pro gezählte Übernachtung) lagen mit rund 186
EUR um 2 % über jenen des Jahres 2019. Unter Berücksichtigung des
Preisauftriebs in Beherbergung und Gastronomie (3) hat sich
allerdings das Ausgabeverhalten im Reiseverkehr in realer Betrachtung
deutlich verringert.
Die Vermögensposition Österreichs gegenüber dem Ausland hat sich im
Vergleich zum Jahr 2021 um etwa 9% auf 65,3 Mrd EUR erhöht, die
Entwicklung von Direktinvestitionen und Investitionen in
grenzüberschreitende Wertpapiere wurde insbesondere durch
Preisentwicklungen getrieben.
Die vorläufigen Daten für das Jahr 2022 lassen bei
Direktinvestitionen eine deutliche Abkühlung der Dynamik gegenüber
dem Rekordjahr 2021 erwarten. Die Bestände bei aktiven
Direktinvestitionen (ADI) betrugen zum Jahresultimo 238,4 Mrd EUR
(+4,1%), jene der passiven (PDI) 191,2 Mrd EUR (+1,7%). Der Zuwachs
ist jedoch zum überwiegenden Teil auf Bewertungseffekte, verursacht
durch Preiseffekte bei börsennotierten Unternehmen sowie einen
schwachen Euro, zurückzuführen.
Bei Transaktionen war eine differenzierte Entwicklung zu beobachten:
Während Eigenkapitaltransaktionen und reinvestierte Gewinne
stagnierten beziehungsweise leicht negativ waren, wurden vermehrt
Finanzierungen innerhalb von Konzernen vergeben (ADI: +2,7 Mrd EUR;
PDI: +5,7 Mrd EUR). Ein Grund dafür könnten teurere Bankkredite
aufgrund der Zinswende sein.
Der Stand der grenzüberschreitenden Investitionen in Wertpapiere ist
insbesondere in den ersten drei Quartalen 2022 aufgrund von
Bewertungseffekten deutlich zurückgegangen, im vierten Quartal konnte
eine Erholung der Märkte beobachtet werden. Die negativen
Preiseffekte in den ersten drei Quartalen des Jahres sind dabei
einerseits auf die sinkenden Marktpreisbewertungen von verzinslichen
Wertpapieren aufgrund der Zinspolitik sowie andererseits auf die
Verluste auf den Börsen, zurückzuführen. Über das ganze Jahr
betrachtet gingen die Verbindlichkeiten stärker als die Forderungen
zurück, was einen positiven Effekt (+5,5 Mrd EUR) auf die
Nettovermögensposition Österreichs hatte. Der Trend der Haushalte in
vermehrte Investitionen ausländischer Wertpapiere setzte sich auch im
turbulenten Jahr 2022 fort. Der private Haushaltssektor hat in
ausländische verzinsliche Wertpapiere iHv 0,9 Mrd EUR, in Aktien iHv
1,8 Mrd EUR und 2,9 Mrd EUR in Investmentfonds-Anteilen investiert.
(1) Käufe von Vorleistungen und Verkäufe von Endprodukten, die von
österreichischen Unternehmen über Drittstaaten organisiert werden.
(2) Reiseverkehrseinnahmen beinhalten alle Ausgaben für Übernachtung,
Gastronomie, Transport innerhalb des Landes sowie alle touristischen
Nebenausgaben der ausländischen Gäste in Österreich.
(3) Der Exportpreisindex des WIFO für den Tourismus ergibt für das
Jahr 2022 eine Erhöhung um 11,2%.
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | ONB