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Skandal "WH-Arena" in Wien. ExpertInnen warnen vor erheblichen Mehrkosten bei gleichzeitigem Qualitätsverlust.

Appell an Bürgermeister Dr. Michael Ludwig einzuschreiten, bevor es zu spät ist!

  • Wir leben in einer Gesellschaft, die sich schon überlegen muss, wie sie die Ressourcen, die sie hat, einsetzt. Nicht „machen wir einmal“ und dann schauen wir, was herauskommt!
    Universitätsprofessor Peter Bauer
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  • Ich würde mir wünschen, dass das, was eigentlich das Versprechen war, zumindest an die Kammer und was immer in der Luft gelegen ist, wenn man als potentieller Wettbewerbsteilnehmer beim Hearing gut aufgepasst hat, dass wir ohnehin weiter beauftragt werden, dass das auch eingehalten wird. Ich möchte, dass das Vertrauen nicht gebrochen wird.
    Architektin Universitätsprofessorin Hemma Fasch
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  • Die Empfehlung, genau weiterplanen, das Projekt solange durchdenken, bis die Planung soweit ist, dass sie die bestmöglichen Leistungs- und Qualitätsansprüche erfüllen und erst dann Verträge mit ausführenden Unternehmen schließen. Genau planen, das ist das einzige Instrument, um Qualität zu erzeugen. 
    Architekt Universitätsprofessor Heinz Priebernig
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  • Man muss sich vorstellen: Dieses Haus hat eine Deckenspannweite von 160x180 Metern, das ist über 40 Meter hoch, geht noch in die Erde hinein, das ist ein Riesenbauvolumen. Wenn ich hier quasi meine Pferde dazwischen wechsle, dann fange ich als Blinder wieder an, während die Planer, die bisher tätig waren die Bestgeeigneten wären, weiter zu planen. Hier verzichte ich auf enorm viel Wissen und Knowhow, damit gerade die Interessen des öffentlichen Auftraggebers hier von den Planern am besten gewahrt werden. Darauf zu verzichten, ist für mich unverständlich und ich kann nur jeden öffentlichen Auftraggeber davor warnen, so etwas zu tun. Gerade bei so einem komplexen Projekt. Eine WH-Arena wird nicht jeden Tag gebaut! 
    Architekt und Universitätsprofessor Heinz Priebernig
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  • Wieso glaubt man jetzt, dass die ausführende Firma diese Kostengarantien geben kann und dass das auch glaubwürdig ist? Wieso glaubt man, dass es dann funktionieren wird? Es ist eine völlige Naivität, das zu glauben und deswegen, weil ich niemandem unterstellen will, dass er naiv ist, werden wohl viele wissen, dass es sich dann auch verteuern wird. Um einen Vergleich zu machen: So, als würde man vor einer sehr schwierigen Herzoperation nicht dem Arzt vertrauen, der das mit einem Team vorbereitet und dann mit Instrumenten diese Operation durchführt, sondern man sagt: "Ok, jetzt machen wir einmal den Brustkorb auf, dann holen wir uns die besten Instrumente und irgendwie werden wir das dann mit den Instrumentenbauern schon zusammenbringen. Spezialisten brauchen wir nicht und schauen, was unsere Ausführenden da zusammenbringen.
    Architektin und Universitätsprofessorin Hemma Fasch
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  • Die Fiktion ist, dass man das alles ohne genaue Planung auch zusammenbringt. Also diese Idee, die man da dankend annimmt und glaubt, das kann ich dem Nächsten geben und der wird diese Idee dann schon in die Welt setzen, das ist aus meiner Sicht auch eine ziemliche Respektlosigkeit und auch ein unglaubliches Unwissen, was das Bauen und die Baukultur betrifft.
    Universitätsprofessor Peter Bauer
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Wien (OTS) - Worüber die Branche spricht? Das hören Sie JETzt: in Folge N°8 des zt: Kammer Podcasts, auf unserer Website und auf allen gängigen Podcast-Plattformen:
Es die eindringliche Warnung von ExpertInnen vor absehbaren, aber vermeidbaren Mehrkosten rund um die "WH-Arena" und ein Appell an Bürgermeister Dr. Michael Ludwig einzuschreiten, bevor es zu spät ist! Die Planenden warnen vor erheblichen Mehrkosten bei gleichzeitigem Qualitätsverlust.

Wien soll in Neu Marx eine neue Indoor-Multifunktionsarena für Großveranstaltungen mit bis zu 20.000 BesucherInnen bekommen. Beauftragt mit der Realisierung des Projekts ist die WH Arena Projektentwicklung GmbH, ein Unternehmen der Wien Holding, die sich im Eigentum der Stadt Wien befindet. Der durchgeführte Realisierungswettbewerb, der seitens Stadt Wien hoch gelobt ("Wiener Architekten für Wiener Arena") und intensiv in den Medien präsentiert wurde, verkommt nun zur Farce. Denn in einem Verhandlungsverfahren wird nun, wie in den Medien (z.B. hier) bereits Ende 2021 angekündigt und auch vom Stadtrechnungshof kritisiert, ein strategischer Partner gesucht, der das Großprojekt für die Stadt Wien realisieren soll. Entsprechend der nun publizierten Teilnahmebedingungen obliegt es den jeweiligen Bietern „Verbesserungsvorschläge“ des Wettbewerbsprojektes im Zuge des Vergabeverfahrens zu bringen und das sorgt für Entsetzen und Empörung in der Branche.

Der jetzt gesuchte Auftragnehmer muss weder die Wettbewerbssieger noch das Wettbewerbsprojekt übernehmen! Nun droht, dass die Stadt Wien, zum wirtschaftlichen Nachteil, Qualitäts- und Kontrollfunktion abgibt. Die Rechnung werden in weiterer Folge die Steuerzahlenden zu begleichen haben. Über Steuergeldverschwendung, Vertrauensverlust und über die eventuell noch mögliche Lösung des Problems sprechen

Architektin Hemma Fasch, Gründungspartnerin von fasch&fuchs.architekten und Universitätsprofessorin an der TU Wien. Ihr Büro arbeitet zu 90 % als Generalplaner für öffentliche Auftraggebende und ist für viele Bildungs- und Kulturprojekte ausgezeichnet worden.

Für die Sektion IngenieurkonsulentInnen: Universitätsprofessor Peter Bauer, geschäftsführender Gesellschafter Werkraum Ingenieure, vielfach ausgezeichnete Planungen, Tragwerksplanungen und Vertreter eines Büros, das zirka 80 % der Aufträge über Wettbewerbe generiert.

Architekt und Universitätsprofessor Heinz Priebernig, ebenso mehrfach ausgezeichnet, von PRIEBERNIG, WIND und Partner ZT GmbH und als Vorsitzender des Ausschusses Wettbewerbe in der zt:Kammer tätig,

mit Generalsekretärin Nina Krämer-Pölkhofer, MSc.

Einige Zitate aus dem 36-minütigen Podcast, abzurufen via zt:Website

Wir leben in einer Gesellschaft, die sich schon überlegen muss, wie sie die Ressourcen, die sie hat, einsetzt. Nicht „machen wir einmal“ und dann schauen wir, was herauskommt!

Ich würde mir wünschen, dass das, was eigentlich das Versprechen war, zumindest an die Kammer und was immer in der Luft gelegen ist, wenn man als potentieller Wettbewerbsteilnehmer beim Hearing gut aufgepasst hat, dass wir ohnehin weiter beauftragt werden, dass das auch eingehalten wird. Ich möchte, dass das Vertrauen nicht gebrochen wird.

Die Empfehlung, genau weiterplanen, das Projekt solange durchdenken, bis die Planung soweit ist, dass sie die bestmöglichen Leistungs- und Qualitätsansprüche erfüllen und erst dann Verträge mit ausführenden Unternehmen schließen. Genau planen, das ist das einzige Instrument, um Qualität zu erzeugen.

Man muss sich vorstellen: Dieses Haus hat eine Deckenspannweite von 160x180 Metern, das ist über 40 Meter hoch, geht noch in die Erde hinein, das ist ein Riesenbauvolumen. Wenn ich hier quasi meine Pferde dazwischen wechsle, dann fange ich als Blinder wieder an, während die Planer, die bisher tätig waren die Bestgeeigneten wären, weiter zu planen. Hier verzichte ich auf enorm viel Wissen und Knowhow, damit gerade die Interessen des öffentlichen Auftraggebers hier von den Planern am besten gewahrt werden. Darauf zu verzichten, ist für mich unverständlich und ich kann nur jeden öffentlichen Auftraggeber davor warnen, so etwas zu tun. Gerade bei so einem komplexen Projekt. Eine WH-Arena wird nicht jeden Tag gebaut!

Wieso glaubt man jetzt, dass die ausführende Firma diese Kostengarantien geben kann und dass das auch glaubwürdig ist? Wieso glaubt man, dass es dann funktionieren wird? Es ist eine völlige Naivität, das zu glauben und deswegen, weil ich niemandem unterstellen will, dass er naiv ist, werden wohl viele wissen, dass es sich dann auch verteuern wird. Um einen Vergleich zu machen: So, als würde man vor einer sehr schwierigen Herzoperation nicht dem Arzt vertrauen, der das mit einem Team vorbereitet und dann mit Instrumenten diese Operation durchführt, sondern man sagt: "Ok, jetzt machen wir einmal den Brustkorb auf, dann holen wir uns die besten Instrumente und irgendwie werden wir das dann mit den Instrumentenbauern schon zusammenbringen. Spezialisten brauchen wir nicht und schauen, was unsere Ausführenden da zusammenbringen.

Die Fiktion ist, dass man das alles ohne genaue Planung auch zusammenbringt. Also diese Idee, die man da dankend annimmt und glaubt, das kann ich dem Nächsten geben und der wird diese Idee dann schon in die Welt setzen, das ist aus meiner Sicht auch eine ziemliche Respektlosigkeit und auch ein unglaubliches Unwissen, was das Bauen und die Baukultur betrifft.

Rückfragen & Kontakt:

Kammer der ZiviltechnikerInnen für Wien, NÖ und Bgld.
Nina Krämer-Pölkhofer, MSc
Generalsekretärin
+43 1 5051781-15 od. +43 664 131 64 28
nina.kraemer@arching.at
http://wien.arching.at

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