• 14.05.2020, 10:02:42
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  • OTS0069

Schrittweise Erholung der österreichischen Wirtschaft nach Tiefpunkt Ende März

OeNB berechnet ab sofort neuen wöchentlichen BIP-Indikator für Österreich

Utl.: OeNB berechnet ab sofort neuen wöchentlichen BIP-Indikator für
Österreich =

Wien (OTS) - Ein neu entwickelter wöchentlicher BIP-Indikator der
Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) auf Basis tagesaktuell
verfügbarer Konjunkturdaten zeigt einen konjunkturellen Tiefpunkt
Ende März mit einem BIP-Rückgang während einiger Wochen von jeweils
bis zu rund einem Viertel gegenüber den entsprechenden
Vorjahreswerten. Seitdem hat eine merkliche Erholung eingesetzt, die
sich in der ersten Maiwoche – wohl teilweise auch aufgrund von
Nachholeffekten beim privaten Konsum – deutlich verstärkt hat.

Die aktuelle COVID-19-Pandemie hat zu einem tiefen und abrupten
Einbruch der Wirtschaftsleistung in Österreich geführt. Eine zeitnahe
Schätzung der Stärke des Einbruchs und der folgenden schrittweisen
Erholung der österreichischen Wirtschaft stellt die
Wirtschaftsforschung vor neue Herausforderungen. Traditionelle
Konjunkturindikatoren sind oft nicht ausreichend rasch verfügbar und
liegen häufig nur auf Monats- oder Quartalsebene vor. Die OeNB hat
daher mit tagesaktuell verfügbaren Konjunkturdaten einen Indikator
entwickelt, der auf wöchentlicher Basis die wirtschaftliche Aktivität
in Österreich abbildet. Dieser neue wöchentliche BIP-Indikator zeigt,
dass der Tiefpunkt in der Entwicklung der wirtschaftlichen Aktivität
Ende März erreicht wurde und es im April eine vorsichtige Erholung
gab. In der ersten vollen Maiwoche hat die Öffnung vieler Geschäfte
zu einer deutlichen Belebung geführt, zu der auch Nachholeffekte im
privaten Konsum beigetragen haben dürften. Während des Lockdown in
den Kalenderwochen 12 bis 16 lag die Wirtschaftsleistung jeweils um
rund ein Viertel unter dem Vorjahresniveau. In absoluten Größen
belaufen sich die aggregierten BIP-Verluste für den Zeitraum 16. März
bis 10. Mai 2020 auf über 12 Mrd EUR – dies entspricht etwa 3,5
Prozent des Bruttoinlandsprodukts des Jahres 2019 von 375 Mrd EUR.

Zur zeitnahen Abschätzung der unmittelbaren wirtschaftlichen Folgen
der COVID-19-Pandemie hat die OeNB ein Set von Konjunkturindikatoren
zusammengestellt, die auf Tages- oder Wochenbasis erhoben werden und
ohne Zeitverzögerung zur Verfügung stehen. Zu diesen Indikatoren
zählen unter anderem LKW-Fahrleistungsdaten (Quelle: ASFINAG),
Zahlungsverkehrsdaten (mehrere Zahlungsdiensteanbieter),
Arbeitsmarktdaten (AMS) und Stromverbrauchsdaten (e-control, Austrian
Power Grid – APG), die von den genannten Unternehmen mit großer
Kooperationsbereitschaft zur Verfügung gestellt wurden.

Basierend auf diesen zeitnah verfügbaren Konjunkturindikatoren wurde
ein neuer Aktivitätsindikator berechnet, der die Entwicklung des
realen BIP auf Wochenbasis abbildet. Dazu werden die
nachfrageseitigen BIP-Komponenten mittels Brückengleichungen –
Prognosegleichungen, die Variablen mit unterschiedlicher
Datenfrequenz verbinden – geschätzt.

In der aktuellen Situation zeigt der so ermittelte wöchentliche
BIP-Indikator einen konjunkturellen Tiefpunkt Ende März mit einem
wöchentlichen BIP-Rückgang von 26 Prozent gegenüber den
Vorjahreswerten. Im April hat zunächst eine leichte Erholung
eingesetzt, die sich in der ersten Maiwoche beschleunigt hat. In der
letzten vollen Aprilwoche (Kalenderwoche 17: 20. bis 26. April 2020)
lag das wirtschaftliche Aktivitätsniveau noch ca. 21 Prozent unter
dem Vorjahreswert. In Kalenderwoche 18 verringerte sich der Rückgang
weiter, mit einem Minus von 18 Prozent war der Abstand zum
„Normalbetrieb“ aber weiterhin groß. In der ersten vollen Maiwoche
(Kalenderwoche 19) setzte eine deutliche Erholung ein: mit 11 Prozent
war die BIP-Lücke gegenüber dem Vorjahresvergleichswert weniger als
halb so groß wie zum Höhepunkt des Lockdown. Im Zuge der Öffnung
vieler Geschäfte haben die privaten Haushalte zuletzt ihre
Konsumausgaben deutlich erhöht. Zum Teil dürften während des Lockdown
aufgeschobene Konsumausgaben nachgeholt worden sein. Nimmt man
beispielsweise an, dass die Hälfte der zusätzlichen Konsumausgaben
vorübergehende Nachholeffekte waren, wäre das BIP in Kalenderwoche 19
weiterhin fast 15 Prozent unter dem Vorjahresniveau gelegen. Es wird
sich erst in den nächsten Wochen zeigen, zu welchem Teil diese
Erholung dauerhaft ist oder vorübergehende Nachholeffekte
widerspiegelt.

Die BIP-Verluste betrugen während des Lockdown bis zu 2 Mrd EUR pro
Kalenderwoche, in Kalenderwoche 19 trotz der deutlichen Belebung nach
wie vor knapp 1 Mrd EUR. Für den Zeitraum 16. März bis 10. Mai 2020
summieren sich die bisherigen Verluste auf über 12 Mrd EUR, gegenüber
einem BIP im gesamten Jahr 2019 von 375 Mrd EUR.

Es ist geplant, die Schätzungen wöchentlich zu aktualisieren und auf
der OeNB-Website ( https://www.oenb.at/Publikationen/corona.html ) zu
publizieren. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass eine
wöchentliche BIP-Schätzung mit großen Unsicherheiten verbunden ist.
Die hier vorgestellten Zahlen bieten nur einen groben Anhaltspunkt
für die wirtschaftliche Aktivität und können übliche modellgestützte
makroökonomische Prognosen nicht ersetzen. In den nächsten Wochen
wird der Indikator laufend verbessert werden, und es werden neue
zusätzliche Daten einbezogen. Dadurch können sich auch rückwirkend
noch Änderungen der Schätzergebnisse ergeben.

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