Neues Volksblatt: "Offenheit" (von Markus Ebert)
Ausgabe vom 10. Jänner 2017
Linz (OTS) - Die Kopftuch-Debatte — soll muslimischen Frauen im öffentlichen Dienst das Tragen eines Kopftuches untersagt werden? — hat eines gezeigt: Über Symbole lässt sich trefflicher streiten als über inhaltliche Fragen. Wohl auch deshalb ist im Schatten des Kopftuch-Themas einer breiten Öffentlichkeit verborgen geblieben, was zeitgleich der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ) mitzuteilen wusste. Im Kurier-Interview sagte Ibrahim Olgun, dass die IGGiÖ das religiöse Leben der Muslime in Österreich durch mehr Transparenz in den Moscheen nachvollziehbarer machen wolle. Und, so Olgun: Er wolle mehr Moscheevereine als bisher davon überzeugen, ihre Predigten auch auf Deutsch vorzutragen.
Ob beabsichtigt oder nicht: Der IGGiÖ-Präsident legt mit beiden Aussagen offen, warum es mit der Integration so hapert. Tatsächlich werden Moscheen nicht selten wie Orte konspirativer Treffen von der Öffentlichkeit abgeschirmt; und dass es nicht selbstverständlich ist, dass auf Deutsch gepredigt wird beweist nur nachdrücklich, dass Integration primär über Sprache erfolgen muss. Umso weniger darf sich Olgun darüber wundern, dass es Andersgläubigen oft schwer fällt, ihre Grundskepsis gegenüber dem Islam abzubauen — umso mehr, als nun einmal Islam und Terror in einer fatalen Beziehung zueinander stehen. Klar ist: Die von Olgun angekündigte Offenheit muss gelebt und nicht nur gepredigt werden.
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