- 06.12.2016, 14:04:25
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Wirtschaftspolitische Gespräche: Entwicklung der Produktivität ist Fragezeichen in Europa
Feld: Hervorragende Entwicklung am deutschen Arbeitsmarkt, aber negative Produktivitätsentwicklung – Filzmaier: Relevanz von Investitionen bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern hoch
Utl.: Feld: Hervorragende Entwicklung am deutschen Arbeitsmarkt,
aber negative Produktivitätsentwicklung – Filzmaier: Relevanz
von Investitionen bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern hoch =
Wien (OTS) - „Wir haben es in Deutschland mit einer Fortsetzung des
Aufschwungs zu tun. Deutschland ist in einer Überauslastung, die
Beschäftigungsentwicklung in den vergangenen 12 Jahren seit den
Arbeitsmarktreformen ist positiv“, so Lars Feld, Mitglied des
Sachverständigenrats in Deutschland und heute, Dienstag, zu Gast in
der WKÖ im Rahmen der Wirtschaftspolitischen Gespräche, die in
Kooperation mit dem IHS veranstaltet werden. Trotzdem zeige sich ein
„Produktivitätsparadoxon“, nämlich eine seit Mitte der 2000er Jahre
international schwache Entwicklung der Arbeitsproduktivität, die auch
in der Deutschland messbar sei. So sank die reale
Arbeitsproduktivität je Erwerbstätigenstunde von 1,9 im Zeitraum
1995-2005 auf 0,8 für 2005-2014. Während in Österreich die
Vergleichswerte ähnlich sind (1,8 und 1,0) zeige sich, dass in
Österreich der Rückgang im verarbeitenden Gewerbe nicht derart
eklatant war wie in Deutschland.
Die Einführung des Niedriglohnsektors spielt hier eine entscheidende
Rolle, denn dies hat zu einem Absinken der Produktivität in
Deutschland geführt, insbesondere auch im Bereich der
Unternehmensdienstleistungen“, so Feld, der auch darauf verwies, dass
in Dienstleistungen insgesamt stärker reguliert sind als in
Österreich. Hier gelte es, eine zu hohe Regulierung auf den Produkt-
und Arbeitsmärkten zu vermeiden, wobei die Daten oft nicht eindeutig
seien. Denn auch wenn die USA als Deregulierungsbeispiel herhalte,
wisse man zu wenig über die faktische Ausgestaltung und etwa auch in
Großbritannien bestünden deutlich mehr Regulierungshindernisse als
angenommen.
Zu konstatieren sei auch, so der Experte, dass die Fertigungstiefe
seit Ausbruch der Krise nicht mehr abnehme und Betriebe dazu
übergingen, Outsourcing-Prozesse zu hinterfragen, sodass ausgelagerte
Standorte wieder nach Deutschland gebracht werden. Hier gelte es
wirtschaftspolitisch anzusetzen, Globalisierung viel offensiver
anzunehmen und auch offener gegenüber Freihandelsabkommen zu sein.
Generell komme Forschung und Entwicklung und dem Gesamtbereich der
IKT eine besondere Rolle zu. Während in den USA die
Marktkapitalisierung von Unternehmen in der IKT Branche an die 5
Bill. Euro beträgt, liegt dieser Wert in Deutschland bei rund 350
Mrd. Euro. „Digitalisierung und die Vernetzung von
Wertschöpfungsketten im verarbeitenden Gewerbe mit IKT wird weiter
rasant zunehmen, im Gegensatz zum Bereich der Dienstleistungen wird
das Gewerbe aber nicht derart stark unter Druck geraten“, so Feld.
Ebenfalls präsentiert wurde eine Studie des Instituts für
Strategieanalysen durch Peter Filzmaier zum Thema „Wirtschaftsmotor
Investitionen“ – durchgeführt unter Arbeitgebern und Arbeitnehmern.
Die Kernergebnisse: Bürokratie und Steuerbelastungen bremsen die
heimischen Betriebe. 63 Prozent der Wirtschaftstreibenden halten das
Klima hierzulande für eher bzw. sehr investitionsfeindlich (48 bzw.
15 Prozent). Der Begriff Investitionen ist für Wirtschaftstreibende
wir Privatangestellte ein positiver Begriff, Investitionen haben für
beide Gruppen eine Notwendigkeit (72 Prozent), sind wichtig und
zukunftsträchtig. 90 Prozent der Angestellten meinen, dass
Investitionen eine sehr gut überlegte Entscheidung sind. Rund ein
Drittel der Wirtschaftstreibenden bezeichnen Investitionen als
Chancen, 10 Prozent als Belastung. Chancen werden in der
Modernisierung gesehen, in einer Erhöhung der Wirtschaftlichkeit.
Hohe Kosten werden als Belastungen identifiziert. 70 Prozent der
Wirtschaftstreibenden meinen, dass es in Österreich zu wenige Anreize
für Investitionen gibt. (PWK955/US)
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