- 16.10.2012, 15:23:36
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Höhere Schäden und neue Bedrohungen von Gebäuden durch Naturkatastrophen!

Linz (OTS) - Extreme Wetterereignisse nehmen zu, die Höhe der
Gebäudeschäden ebenso. Mit den Auswirkungen von Unwettern haben sich
auch die Bedrohungen für Gebäude geändert. Heute stehen massive
Schäden durch Hagel, Sturm und Oberflächenwasser sowie in bestimmten
Gebieten auch durch Schneedruck im Vordergrund. Der Prävention kommt
deshalb größere Bedeutung zu. Die gute Nachricht : Durch die
Vernetzung von Grundlagenforschung und "Know-how am Bau" gibt es
heute Möglichkeiten, Gebäude wirkungsvoll vor Extremwetterereignissen
zu schützen.
"Auch in Österreich haben extreme Wetterereignisse dramatisch
zugenommen", verweist Dr. Josef Stockinger, Generaldirektor der OÖ
Versicherung AG und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der in
Oberösterreich tätigen Versicherer (ARGE) auf das vergangene
Jahrzehnt, in das Land von einer beispiellosen Serie von
Naturkatastrophen heimgesucht wurde - vom Jahrhunderthochwasser 2002
über die Schneedruck-Katastrophe 2006, die Stürme Kyrill 2007 und
Paula 2008 bis hin zum großen Hagelschlag im Juli 2009. "Aus
regionalen Gewittern sind regionale Unwetter mit hohen Gebäudeschäden
geworden. Elementarereignisse richten heute mehr Schäden an als
Brandfälle", so Stockinger. In den diesjährigen Sommermonaten
verzeichnete allein die Oberösterreichische Versicherung rund 6.200
Schadensfälle infolge elementarer Extremereignisse.
Elementarschäden müssen und werden auch hinkünftig versicherbar
sein, jedoch wird verstärkt auf Beratung und Vorsorge zu setzen sein.
Viele Schäden könnten durch einfache und auch kostengünstige
Maßnahmen vermieden werden. "Das Bewusstsein, dass Prävention mehr
wert ist, als finanzielle Abdeckung im Schadensfall, muss noch
deutlich gestärkt werden", so Stockinger. Auch am bisherigen System
werden im Hinblick auf die steigenden Schadensummen Anpassungen
vorgenommen werden müssen: Wo Risiken versicherbar sind, etwa bei
Sturm- oder Hagelschäden, wird sich der öffentliche Katastrophenfonds
zurückziehen müssen, um sich auf nicht versicherbare Risiken zu
konzentrieren. Idealerweise werden sich öffentlicher und privater
Risikoschutz ergänzen. Dadurch kommt der eigenen Vorsorge Fall
größere Bedeutung zu, weil nur durch eine Reduktion der Schadensummen
auch die Prämien dauerhaft niedrig gehalten werden können. Das
verlangt auch mehr Eigenverantwortung und Fairness innerhalb der
Risikogemeinschaft, was letztlich zu einer klassischen
Win-win-Situation für denjenigen führen kann, der vorsorgt:
Schließlich gehen geringere Schäden mit einem geringeren Risiko und
damit mit einer günstigeren Prämienleistung einher.
In 3 Schritten zum wirkungsvollen Hagelschutz
Insbesondere die Hagelschäden haben in den letzten zwei
Jahrzehnten stark zugelegt und stellen in zahlreichen Regionen ein
ernstes Problem für Hausbesitzer und Versicherungen dar. Aus
"normalen" Gewittern wurden regionale Hagelunwetter mit tendenziell
zunehmender Hagelkorngröße, die über Landstriche hinweg ziehen und
dabei Dächer und Fassaden beschädigen oder überhaupt zerstören. Um
Schutzmaßnahmen ergreifen zu können, fehlten bislang vor allem
Informationen. "Als Bauherr muss ich das Risiko von Hagelunwettern
einschätzen können, die gefährdeten Gebäudeteile kennen und zu guter
Letzt auch wissen, welche Materialien und Bauteile einem zu
erwartenden Hagelunwetter standhalten", so Dr. Arthur Eisenbeiss,
Sprecher der österreichischen Brandverhütungsstellen. Durch
umfangreiche Grundlagenforschung und die vernetzte Tätigkeit mehrerer
Institutionen ist es nunmehr aber möglich, wirkungsvolle und
wirtschaftlich sinnvolle Schutzmaßnahmen zu ergreifen.
1. Hagelzonenkarte der ZAMG
Nach monatelanger Auswertung österreichweiter Daten erstellte die
Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) eine sogenannte
Hagelzonenkarte, die voraussichtlich ab Jänner 2013 im Internet
abgerufen werden kann. "Daraus wird ersichtlich, wie hoch das
Hagelrisiko in einer bestimmten Region ist und mit welchen
Hagelkorngrößen zu rechnen ist", erklärt dazu Eisenbeiss.
2. Grundlagenforschung durch das IGS
Aufgrund der umfangreichen Grundlagenforschung, wie sie vom
IGS-Institut für geprüfte Sicherheit in Linz betrieben wurde, kann
heute realistisch eingeschätzt werden, wo welche Materialien
eingesetzt werden sollten, um die Gefahr eines Hagelschadens auf ein
Minimum zu beschränken.
3. Sicherheit auf www.hagelregister.info
Zuletzt sollten Bauherren und Planer noch in Erfahrung bringen
können, ob ein bestimmtes Bauprodukt, das in der Gebäudehülle
verwendet wird, überhaupt auf seinen Hagelwiderstand geprüft wurde
und nach welcher Hagelwiderstandsklasse es klassifiziert wurde. Diese
Information liefert das schweizerische-österreichische
Hagelschutzregister, das die klassifizierten Baumaterialien
auflistet. Unter "www.hagelregister.info" werden alle geprüften
Bauteile transparent und standardisiert publiziert. Das unterstützt
Bauherren und Planer bei der Wahl der richtigen Baumaterialien.
Sicherheit durch Klassifizierung
"Zuvor gilt es natürlich, die relevanten Bauprodukte auf deren
Hagelresistenz prüfen zu lassen", erklärt dazu Eisenbeiss. Möglich
wurde dies in Österreich durch die Entwicklung einer eigenen
Hagelsimulations- und Prüfmaschine, die es ermöglicht, einen
normkonformen Hagelsimulationsbeschuss durchzuführen. Immer mehr
Hersteller gehen inzwischen dazu über, ihre Dach- und
Fassadenbauteile dieser Prüfung unterziehen zu lassen. Hierzu werden
die Bauprodukte mittels Hagelsimulations- und Prüfmaschine unter
möglichst naturnahen Bedingungen mit genormten, im Labor
hergestellten Eiskugeln beschossen und je nach Resistenz in
unterschiedliche Hagelwiderstandsklassen eingeteilt. Widersteht dabei
ein Bauteil einer Eiskugel mit einem Durchmesser von z.B. 50
Millimeter, wird dieses nach HW5 klassifiziert. "Es liegt also im
Interesse der Hersteller, ihre geprüften Bauprodukte in das
Hagelschutzregister eintragen zu lassen, schließlich bewerben sie
damit die Qualität ihrer Produkte", meint Eisenbeiss. Für Bauherren
und Planer wiederum bietet ein Blick auf "www.hagelregister.info" die
Sicherheit, dass tatsächlich geprüfte und klassifizierte Bauprodukte
verwendet werden.
Schneelasten werden unterschätzt
Doch nicht nur der Sommer mit seinen Hagelunterwettern, auch der
Winter bringt Gefahren mit sich. Neben erhöhter Lawinengefahr führen
starke Schneefälle zu starken Überbelastungen an den Gebäuden. "Jahr
für Jahr kommt es bei starkem Schneeaufkommen zu folgenreichen Dach-
und Gebäudeeinstürzen. Die Schneedruck-Katastrophe 2006 in Bad
Reichenhall mit 15 Toten und einer Schadensumme von 250 Millionen
Euro macht deutlich, wie dramatisch die Folgen eines
Gebäudeeinsturzes aufgrund der Überbelastung durch Schnee sein
können", so Dr. Armin Kaltenegger vom Kuratorium für
Verkehrssicherheit (KFV). Eine aktuelle Erhebung des KFV unter
Hallenbetreibern zeigt, dass die Gefahr von Schneelasten für die
Stabilität von Gebäuden unterschätzt wird. Tatsächlich können 20 cm
Schnee - je nach Beschaffenheit - auf dem Hausdach rund zwei Tonnen
und damit so viel wie ein Kleinbus wiegen. Eine Belastung, der viele
Dächer nicht ohne weiteres standhalten können. Die richtige Bauweise
ist hier das A und O. Grundsätzlich gilt: Je steiler die
Dachkonstruktion, desto geringer ist das Risiko einer zu großen
Schneelast. Flachdächer sind besonders gefährdet, da sich der Schnee
hierauf verfestigt und an Dichte und Gewicht zulegt. Die Schneehöhe
allein ist nicht entscheidend. "Ein Kubikmeter Nassschnee kann etwa
vier Mal so schwer sein wie ein Kubikmeter Neuschnee", erläutert
Kaltenegger: "Durch gezielte Präventionsmaßnahmen und Kenntnisse der
bestimmten Gefahrenzonen können aber Schäden in größerem Ausmaß
verhindert werden.
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