Diskussion über Transparenz bei Inseraten und im Journalismus
Gemeinsame Veranstaltung des Presserats und des Kuratoriums für Journalistenausbildung
Wien (OTS) - In Wien hat gestern eine prominent besetzte Diskussionsveranstaltung zum Thema Transparenz und Medien stattgefunden. Das aktuelle Thema ist auf reges Publikumsinteresse gestoßen. Zur Veranstaltung kamen 100 Personen, die meisten davon waren Journalisten.
Das neue Medientransparenzgesetz war Thema im ersten Panel. Medienjournalist Harald Fidler erwartet sich wenig neue Erkenntnisse bei der Offenlegung von Eigentumsverhältnissen der Medienunternehmen. Florian Philapitsch, der stellvertretende Leiter der Medienbehörde KommAustria, sprach sich für mehr Transparenz aus und wünscht sich die Offenlegung der Regierungsinserate in Form von "open data", damit auch außerhalb der Behörde damit gearbeitet werden kann. Oliver Voigt, Geschäftsführer der Mediengruppe "Österreich", hält das Konzept Presseförderung für antiquiert und bevorzugt Inserate: "Da bekommt man wenigstens was für sein Geld." Der Kommunikationswissenschafter Wolfgang Langenbucher war der Ansicht, dass Medienmanager, die redaktionelle Inhalte an Unternehmen verkaufen, besser woanders investieren sollten: "Vielleicht ist bei Hühnern und Eiern mehr Geld drinnen."
Im zweiten Panel wurde die Transparenz der journalistischen Arbeit diskutiert. Anette Novak, Chefredakteurin der schwedischen Tageszeitung Norran, stellt täglich die Themenliste ihrer Redaktion ins Internet, sie beschreibt, dass ihre Leser sich nun stärker mit der Zeitung identifizieren: "Wenn sie Teil des Mediums sind, wollen sie auch, dass es das Medium noch lange gibt."
Profil-Chefredakteur und -Herausgeber Christian Rainer hält dagegen wenig von Crowdsourcing und der Mitbestimmung der Leser: "Vielleicht sind die Leser in Schweden besonders engagiert, in Österreich würde das nicht funktionieren."
Helge Fahrnberger betreibt den Medien-Watchblog kobuk!; er schlug vor, Rechercheergebnisse und Interviews in vollem Umfang öffentlich zu machen, um so das Vertrauen der Leser (zurück) zu gewinnen. Claus Reitan, Chefredakteur der Wochenzeitung "Die Furche", meinte, dass Journalismus in einer Demokratie transparent sein muss, allerdings darf dabei das Redaktionsgeheimnis nicht gefährdet werden.
Anette Novak empfahl den Medien auch noch, ein Gütesiegel für qualitativ hochwertigen Journalismus zu verwenden, ähnlich dem Fair-Trade-Zeichen für ethisch einwandfreie Lebensmittel. Sie fasste die Diskussion zusammen: "Es herrscht kein Krieg zwischen traditionellem Journalismus in Zeitungen und neuen Formen im Internet und mit den Lesern, wir sollten das Gute aus der Tradition mitnehmen in Experimente, die uns insbesondere das Internet ermöglicht."
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