• 08.11.2011, 10:55:51
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Bestehendes Tabakgesetz verhindert Nichtraucherschutz

Zigarettenrauch bedeutendste Quelle für Fein- und Ultrafeinstaub in Innenräumen

Wien (OTS) - Eine erhöhte Feinstaubkonzentration führt vor allem
im urbanen Raum zu häufiger auftretenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Studie, wie
wenig das derzeit gültige Nichtraucherschutzgesetz in der Lage ist,
Gäste und Mitarbeiter gastronomischer Betriebe vor den gefährlichen
Folgen des Passivrauchens zu schützen. ****

"Im Fußball wird Österreich wohl nie Weltmeister werden. Leider
halten wir im Zusammenhang mit dem Rauchen auch diesen traurigen
Rekord", verweist Walter Dorner, Präsident der Wiener und der
Österreichischen Ärztekammer, auf die Zahl derer, die täglich zur
Zigarette greifen. 2,3 Millionen Österreicher rauchen. Alle
zweieinhalb Stunden stirbt in Österreich ein Mensch an Lungenkrebs.
90 Prozent aller Lungenkrebspatienten sind Raucher.

"Diese Zahlen sollten für die Politik Grund genug sein, ein
generelles Rauchverbot in Gastronomiebetrieben, wie es bereits in
Italien oder Irland Praxis ist, auch in Österreich einzuführen",
fordert der Ärztekammerpräsident.

Besonders gefährdet sind Kinder und Jugendliche. Dorner: "In einer
Untersuchung in Österreich hat sich gezeigt, dass 42 Prozent aller
15-Jährigen bereits mehr als 40 Zigaretten geraucht haben. Die
meisten erwachsenen Raucher berichten, dass sie bereits in ihrer
Jugend zu rauchen begonnen haben. 90 Prozent der täglichen Raucher
geben an, vor dem 21. Lebensjahr die erste Zigarette geraucht zu
haben. Seit Mitte der 1980er-Jahre hat sich in Österreich zudem der
Anteil täglich rauchender 15-Jähriger bei den Knaben verdoppelt, bei
den Mädchen sogar verdreifacht."

"Das jetzige Gesetz stellt eine nicht zufriedenstellende Lösung
dar", bringt Dorner es auf den Punkt. Man solle sich ein Beispiel am
Nichtraucherschutz in Südtirol, Bayern oder Slowenien nehmen.

Ein anderes gutes Beispiel ist die Schweiz. "Sie speist aus
Mitteln der Tabaksteuer seit dem Jahr 2001 einen
Tabakpräventionsfonds mit 2,6 Rappen (2,1 Cent, Anm.) pro verkaufter
Zigarettenpackung. Binnen fünf Jahren wurde damit die
Raucherprävalenz der 14- bis 19-Jährigen von 31 Prozent auf 25
Prozent gesenkt. Die Raucherprävalenz der 14- bis 65-Jährigen wurde
ebenfalls gesenkt (von 33 Prozent auf 30 Prozent, Anm.), was vor
allem der Rauchertherapie zu verdanken war."

Feinstaub birgt Risiko für Herz und Lunge

Zigarettenrauch ist die bedeutendste Quelle für Fein- und
Ultrafeinstaub in den Innenräumen. Eine erhöhte
Feinstaubkonzentration führt - vor allem im urbanen Raum - zu
häufiger auftretenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die
Wirkmechanismen sind noch unzureichend aufgeklärt, die Ursachen sind
aber vielfältig. "Die gefährlichen Feinstaubpartikel sind mit freiem
Auge nicht sichtbar und dringen über die Atemwege bis tief in die
Lunge und ins Blut, wodurch die Entzündungsfaktoren steigen", erklärt
Manfred Neuberger von der Abteilung für Allgemeine Präventivmedizin
des Instituts für Umwelthygiene der Medizinischen Universität Wien.

Drei aktuelle österreichische Studien zeigen die Zusammenhänge
zwischen der Höhe der Feinstaubkonzentration und der Rate akuter
Erkrankungen und Sterbefälle in Graz, Linz und Wien. Neuberger: "An
Tagen mit höherer Feinstaubbelastung in der Atemluft steigt die Zahl
der Notdienste, der Spitalsaufnahmen und der Todesfälle, die auf
Erkrankungen der Herzkranzgefäße zurückzuführen sind, signifikant
an."

Wenn nun in Räumen geraucht werde, steige die Feinstaubbelastung
dort auf ein Vielfaches an und lasse sich auch durch die besten
Lüftungssysteme nicht beherrschen. "Unsichtbarer Tabakrauch dringt in
benachbarte Räume ein und gefährdet besonders Kinder, aber auch
andere Passivraucher", so Neuberger.

Um das Feinstaubproblem in den Griff zu bekommen, sei dringender
Handlungsbedarf gegeben, "besonders bei der Gesetzgebung", appelliert
der Experte an die Politik. "Erforderlich sind die Anpassung des
Tabakgesetzes an einen westlichen Standard, strengere Grenzwerte für
Feinstaub, KFZ-verkehrsberuhigende Maßnahmen, Ersatz der
Holzverbrennung in und um Ballungsräume durch bessere Isolierung,
Abwärmenutzung und Fernwärme, die Erweiterung der Luftreinhaltung auf
Land- und Bauwirtschaft sowie eine bessere Raumplanung zur Verkürzung
der jeweiligen Verkehrswege."

Neuberger betont, dass das Sterberisiko an
Herz-Kreislauf-Erkrankungen infolge der Feinstaubbelastung in Wien in
der Nähe der Luftmessstation am Währinger Gürtel in etwa 7 Prozent
höher sei als in sauberer Landluft, und dieses Risiko werde durch
eine Stunde pro Tag in einem durchschnittlich tabakrauchbelasteten
Wiener Lokal nochmals um etwa denselben Betrag erhöht. "Kellner oder
Wirte, die dort acht Stunden verbringen, müssen sogar ein um 20
Prozent höheres Risiko in Kauf nehmen", fasst Neuberger zusammen.
(kmc)

(Forts.)

Rückfragehinweis:
Ärztekammer für Wien
Mag. Kathrin McEwen
Tel.: (++43-1)51501 - 1224, 0664/3468309
mailto:mcewen@aekwien.at
http://www.aekwien.at

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