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ibw-Studie: Lehrlingsausbildung schützt vor Jugendarbeitslosigkeit

Trotz internationaler Finanz- und Wirtschaftskrise konnte Österreich seine EU-weit hervorragende Position im Bereich der Jugendbeschäftigung halten

Wien (OTS/PWK719) - Der von den Forschungsinstituten ibw
(Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft) und öibf (Österreichisches Institut für Berufsbildungsforschung) erstellte Bericht im Auftrag des Wirtschaftsministeriums (BMWFJ) zur Situation der Jugendbeschäftigung und Lehrlingsausbildung belegt den Zusammenhang von hohem Anteil an Lehrlingsausbildung und niedriger Jugendarbeitslosigkeit eindrucksvoll - sowohl auf europäischer Ebene als auch im Vergleich der österreichischen Bundesländer untereinander.

Das ibw erstellte gemeinsam mit dem öibf den Bericht zur Situation der Jugendbeschäftigung in Österreich, welcher gemäß §15b BAG seitens des BMWFJ alle zwei Jahre dem Nationalrat vorzulegen ist. Diese Studie zeigt: Trotz internationaler Finanz- und Wirtschaftskrise konnte Österreich seine EU-weit hervorragende Position im Bereich der Jugendbeschäftigung halten. Dennoch ist unübersehbar, dass die Wirtschaftskrise im Bereich der Jugendbeschäftigung auch in Österreich Spuren hinterlassen hat und die österreichische Bildungs-, Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik vor besondere Herausforderungen gestellt ist.

Österreich weist im europäischen Vergleich (EU 27-Länder) in allen im Rahmen des Berichts untersuchten Indikatoren, welche in direktem Zusammenhang zur Situation der Jugendbeschäftigung zu sehen sind und vor allem Jugendarbeitslosigkeit sowie erreichte Bildungsabschlüsse betreffen, vergleichsweise günstige Werte auf.

Die Jugendarbeitslosenquote (gemäß EUROSTAT) betrug in Österreich im Jahr 2009 10,0%, in den EU 27-Ländern zusammen aber 19,6%. Österreich liegt damit innerhalb der EU hinsichtlich Jugendarbeitslosigkeit im Jahr 2009 an zweitgünstigster Stelle (nur hinter den Niederlanden).

Auch der Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit im Jahr 2009 (im Zuge der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise) fiel in Österreich geringer aus als in der EU insgesamt. In Österreich stieg die Jugendarbeitslosenquote von 8,0% auf 10,0% (+2,0%), in der gesamten EU (auf Basis der vorläufigen Daten für 2009) von 15,4% auf 19,6% (+4,2%).

Als ein wesentlicher Grund für diese vergleichsweise gute Integration der Jugendlichen in das Beschäftigungssystem wird - neben der allgemein relativ niedrigen Arbeitslosigkeit - das hoch entwickelte System der beruflichen Erstausbildung (Lehrlingsausbildung, berufsbildende mittlere und höhere Schulen) in Österreich betrachtet.

In Österreich ist dabei sowohl die Ausbildungsbeteiligung als auch der Anteil der beruflichen Bildung relativ hoch. Insbesonders das System der dualen Lehrlingsausbildung (in Betrieb und Berufsschule) verschafft Österreich hier eine besonders gute Position im internationalen Vergleich.

Der Zusammenhang zwischen niedriger Jugendarbeitslosigkeit und einem hohen Anteil an Jugendlichen in der Lehrlingsausbildung lässt sich auch für die österreichischen Bundesländer empirisch belegen. Die Jugendarbeitslosenquoten nach Bundesländern weisen eine sehr starke negative Korrelation (15-19 Jahre:
r = -0,72 / 20-24 Jahre: r = -0,60) mit der Zahl der Lehrlinge im 1. Lehrjahr in Relation zu den 15-Jährigen (hier vereinfacht als "Lehranfängerquote" bezeichnet) auf. Dies bedeutet, dass in den Bundesländern mit einer relativ geringen Lehranfängerquote (z.B. das Burgenland oder Niederösterreich) die Jugendarbeitslosigkeit wesentlich höher ist als in den Bundesländern, in denen ein besonders hoher Anteil der Jugendlichen eine Lehre beginnt (z.B. Salzburg oder Oberösterreich). Die Jugendarbeitslosenquote ist also tendenziell niedriger, je mehr Jugendliche eines Altersjahrgangs eine Lehrausbildung absolvieren. Da dies auch auf die Arbeitslosenquote der 20-24-Jährigen zutrifft, die in der Regel die Lehrausbildung bereits vollendet haben, verdeutlicht dies den positiven Effekt der dualen Berufsausbildung (Lehrlingsausbildung) auf die nachhaltige Arbeitsmarktintegration Jugendlicher.

Nicht zuletzt ist die betriebliche Lehrlingsausbildung (durch die Ausbildungsbeteiligung der Betriebe) auch jene Ausbildungsform in der Sekundarstufe II, welche mit großem Abstand die geringsten öffentlichen Mittel erfordert. Während die öffentlichen Ausgaben pro Schüler/-in bzw. Lehrling im Jahr 2008/2009 für die überbetriebliche Lehrausbildung im Auftrag des AMS bei etwa Euro 15.000,- und für die berufsbildenden mittleren und höheren Schulen bei rund Euro 10.000,-lagen, lassen sich die öffentlichen Ausgaben für die betriebliche Lehrausbildung (Berufsschule + Lehrstellenförderung neu) bei maximal etwa Euro 6.400,- pro Lehrling und Ausbildungsjahr taxieren.

Trotz der im Hinblick auf die Jugendarbeitslosigkeit vergleichsweise guten Ausgangsposition Österreichs darf aber nicht darüber hinweggesehen werden, dass von den Folgen der im Jahr 2008 akut gewordenen internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise - sowohl in Österreich als auch in der EU insgesamt - besonders die Jugendlichen betroffen waren. Ihre Arbeitslosenquote ist wesentlich stärker gestiegen als die Arbeitslosenquote der Älteren. Die Arbeitslosenquote der 15- bis 24-Jährigen stieg gemäß EUROSTAT innerhalb der EU 27-Länder im Jahr 2009 um +4,2% (von 15,4% auf 19,6%), in Österreich um +2,0% (von 8,0% auf 10,0%). Die Arbeitslosenquote der 25- bis 74-Jährigen stieg hingegen innerhalb der EU 27-Länder im Jahr 2009 "lediglich" um +1,7% (von 5,9% auf 7,6%), in Österreich um +0,8% (von 3,1% auf 3,9%). Als primäre Ursache für diesen überproportionalen Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit in der Wirtschaftskrise kann der Umstand gesehen werden, dass viele Unternehmen auch bei fehlender Auslastung versuchen, nach Möglichkeit ihr bestehendes (älteres) Personal zu halten, aber die Zahl der Neueinstellungen (von Jüngeren) stark zurückgeht. (BS)

Die gesamte Studie steht unter
http://www.ibw.at/media/jugendbeschäftigung.pdf zum Download bereit.

Rückfragen & Kontakt:

ibw
Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft
Mag. Helmut Dornmayr
01 545 16 71-52
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