- 13.03.2010, 15:28:03
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Faymann brachte Gusenbauer um EU-Top-Job: Führende Sozialdemokraten bestätigen: Altkanzler war ein Kandidat
Schulz, Chef der Sozialdemokraten im EU-Parlament, SPD-Chef Gabriel und Außenminister Spindelegger versichern, dass Gusenbauer im Gespräch für EU-Posten war - Faymann streitet ab
Wien (OTS) - Österreich hatte realistische Chancen, den ersten
Außenminister der Europäischen Union zu stellen. Ex-Bundeskanzler
Alfred Gusenbauer war, anders wie von seinem Vorgänger Werner Faymann
behauptet, bis zuletzt ein ernsthafter Kandidat für den neu
geschaffenen EU-Topjob. Das bestätigte Martin Schulz, der
Fraktionschef der Sozialdemokraten im Europaparlament, nun im
Gespräch mit der "Presse am Sonntag". Auch SPD-Chef Sigmar Gabriel
sagte zur "Presse am Sonntag", dass Gusenbauer innerhalb der
Sozialdemokratischen Partei Europas ein Kandidat gewesen sei.
Werner Faymann hatte gesagt, dass Gusenbauers Name in der
Sozialdemokratischen Partei Europas (SPE) "kein einziges Mal" für den
Posten des EU-Außenministers genannt worden sei. Auf Anfrage der
"Presse am Sonntag" blieb der Bundeskanzler auch nun bei dieser
Version. Gusenbauer sei nicht im Gespräch gewesen, erklärte Faymanns
Pressesprecherin.
Recherchen der "Presse am Sonntag" haben jedoch ergeben, dass
SPE-Chef Poul Nyrup Rasmussen ein österreichischen Ex-Bundeskanzler
schon im Februar 2009 als neuen EU-Außenminister ins Spiel gebracht
hat. "Er hat ins Konzept gepasst. Er war Regierungschef, hatte
ausreichende internationale Erfahrung. Und er war in der SPE
anerkannt", sagte Schulz. Der Deutsche war in dem Quartett der SPE,
das schließlich am 19.November 2009 die Britin Catherine Ashton als
neue EU-Außenministerin vorgeschlagen hat. "Faymann hat in unseren
Gesprächen klar gemacht, dass er Gusenbauer nicht nennen kann, weil
er durch eine Übereinkunft mit dem Koalitionspartner gebunden sei",
sagt Schulz. Es habe aber dennoch weiterhin Rufe aus der SPE nach
einer Nominierung Gusenbauers gegeben, sogar noch bei einem Treffen
der sozialdemokratischen Regierungs- und Parteichefs nach dem
EU-Gipfel am 29.Oktober 2009. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die
Große Koalition in Wien bereits auf Johannes Hahn (ÖVP) als
Kandidaten für die EU-Kommission geeinigt.
Außenminister Michael Spindelegger erklärt jedoch in der "Presse
am Sonntag", dass die ÖVP bereit gewesen wäre, Gusenbauer den Weg zu
einem europäischen Spitzenjob zu ebnen. "Gusenbauer war ein Kandidat
für den Job des EU-Außenministers. Die ÖVP hätte aus Staatsräson auf
den Kommissarsposten für Hahn verzichtet und Gusenbauer unterstützt",
sagt er der "Presse am Sonntag". (Ende)
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