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"Tiroler Tageszeitung" Kommentar: "Vorschläge statt politischer Kleinkriege" (Von MARIO ZENHÄUSERN)

Ausgabe vom 11. Februar 2010

Innsbruck (OTS) - Gegenseitige Schuldzuweisungen helfen in Krisenzeiten nicht, sondern gefährden bloß den sozialen Frieden.

In Kitzbühel wurde Anfang dieser Woche ein Sozialmarkt eröffnet. Dieser offensichtliche Gegensatz am Fuße des Hahnenkamms - hier die mondäne Jetset-Gesellschaft, in der Geld die unwichtigste Nebensache der Welt ist, da der tägliche Kampf, um die Familie oder sich selbst mit dem Lebensnotwendigsten zu versorgen - steht stellvertretend für die Situation in Tirol. Ja, es gibt in Tirol sehr viele Menschen, denen es gut geht. Aber es gibt eben auch welche, denen es nicht so gut geht. Die Not leiden.

Diese Menschen sind im doppelten Sinne arm. Weil sie zu wenig besitzen, um (über-)leben zu können, und weil sie das Pech haben, mit ihrem Schicksal hier bei uns leben zu müssen: im schönen, aber eben auch teuren Tirol.

Ob Arbeiter, dessen Job die Krise gefressen hat, Bauer, der die Kreditraten für den Stallumbau nicht bezahlen kann, oder Angestellter, dessen Arbeitsplatz wegrationalisiert wurde - alle teilen sie dasselbe Schicksal. Und alle sind sie auf Hilfe angewiesen. Bund und Land haben bis jetzt viel getan, um das Los der Betroffenen zu lindern. Konjunkturpakete sorgen für Arbeit, die Steuerreform wirkt sich in barer Münze aus, Arbeitsstiftungen verkürzen die Zeit der Arbeitslosigkeit.

Aber das allein reicht nicht aus. Die Finanzkrise hat das soziale Gefüge im Land nachhaltig beschädigt. Den Ball jetzt allein der Politik zuzuschieben, ist jedoch der falsche Ansatz. Die Notleidenden brauchen jetzt keine Schuldzuweisungen, sondern Lösungsvorschläge. Wo bleiben die runden Tische, an denen sich alle einschlägigen Einrichtungen - Politik, Interessenvertretungen, Kammern, Hilfsorganisationen etc. - auf eine gemeinsame Vorgangsweise einigen? Wer jetzt auf politische Kleinkriege setzt statt auf Zusammenarbeit, der riskiert den sozialen Frieden im Land. Und der sollte es eigentlich wert sein, dass der eine oder andere über seinen Schatten springt.

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