• 23.12.2009, 09:35:33
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Stadt- und Landesarchiv: Napoleons Geburtstagsfeier in Wien 1809

Wien (OTS) - Mit sechzig Kanonenschüssen wurde am 15. August 1809
in Wien der 40. Geburtstag des französischen Kaisers gefeiert.
General Bubna, der vor der Einnahme Wiens durch die Franzosen nach
Ungarn geflüchtet war, überbrachte aus Ungarn die Glückwünsche von
Kaiser Franz I. Gegen 16.00 Uhr fand in dem mit Gobelins geschmückten
Stephansdom eine feierliche Messe statt, an der Napoleon allerdings
nicht teilnahm. Um 17.00 Uhr lud Gouverneur Andréossy zum Bankett für
zweihundert Personen in die Hofburg. Hierzu waren nicht nur die
französischen Marschälle und Generäle, sondern auch die
österreichischen Friedensunterhändler, österreichische Adelige und
die Honoratioren der Stadt geladen. Kanonenschüsse, Feuerwerke,
Festbeleuchtungen und Konzerte umrahmten das Ereignis. "Nimmermehr
hätte man geglaubt, dass die Stadt, die gestern vor Freuden-Lichtern
glänzte, und vor Fröhlichkeit tönte, vor 3 Monaten von
Belagerungs-Feuern brannte, und vor Angsttönen widerhallte",
berichtete die "Wiener Zeitung" am 16. August. Adolf Bäuerle, der
spätere Herausgeber der 'Theaterzeitung', schilderte seine Eindrücke:
"Bei der allgemeinen anbefohlenen Beleuchtung zeigte sich der Witz
der Wiener wieder schlagend. Viele Transparente mußten von der
Polizei weggenommen werden. Die Satire war hie und da doch zu arg.
Ein Transparent auf dem Salzgries, am Gasthof 'Zum Wolfen in der Au'
lautete: 'Daß wir gern Dir Fackeln reichten, dürften wir Dir heim
noch leuchten.' Eines in der Singerstraße an einem Barbierladen: 'Daß
du geboren, freut die Franzosen sehr, doch wenn du stirbst, die
Deutschen mehr.' Ein drittes bei einem Schuster in der Filzgasse:
'Vive l'empereur, weils sein muß.' [...] Von diesen Transparenten
wurde nur das zweite für straffällig befunden, das übrige vertuschte
die Polizei."

Der deutschen Sprache nicht ausreichend mächtig blieben
derartige Scherze den französischen Besatzern verborgen. Der
Leibapotheker des Kaisers, Charles Louis Cadet de Gassicourt,
übrigens ein illegitimer Sohn Ludwigs XV., stellte nur fest: "Die
ganze Stadt ist aus Anlaß des Geburtstages Napoleons illuminiert.
Niemand hat vergessen, seine Wohnung mit Kerzen zu schmücken und ich
habe niemals eine ähnliche Illumination gesehen. Da fast jedes der
Häuser Doppelfenster besitzt, hatte man in dem Zwischenraum
symmetrisch Kerzen oder Öllämpchen aufgestellt, was wirklich ein
reizender Anblick war. Fröhlich gingen die Österreicher mit den
Franzosen in den Straßen spazieren und schienen sich, ebenso wie wir,
über das schöne Schauspiel zu freuen. - Es lebe die Furcht, welche
die Leute zur Freude zwingt."

Ausstellung zu Wien 1809

Vom 4. September 2009 bis 29. Jänner 2010 ist im Wiener Stadt-
und Landesarchiv die Ausstellung "Wien 1809" zu besichtigen. Die
Ausstellung behandelt die Beziehungen zwischen Wien und den Franzosen
zur Zeit der Napoleonischen Kriege.

o Information zur Ausstellung, Anfahrtsweg und Öffnungszeiten:
  www.wien.gv.at/kultur/archiv/veranstaltungen/wien1809.html

rk-Fotoservice: www.wien.gv.at/ma53/rkfoto/

(Schluss)

Rückfragehinweis:
PID-Rathauskorrespondenz:
www.wien.at/vtx/vtx-rk-xlink/
Mag. Hannes Tauber
Magistratsabteilung 8
Wiener Stadt- und Landesarchiv
Telefon: 01 4000-84834
www.archiv.wien.at

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/174

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