• 14.01.2009, 11:03:40
  • /
  • OTS0079 OTW0079

Das österreichische Filmwunder braucht starke und zuverlässige Partner

Wien (OTS) - Immer weniger Menschen gehen ins Kino, aber immer
mehr Menschen wollen österreichische Filme sehen. Film ist eine der
wenigen Wachstumsbranchen in dieser Zeit.

Nach den großartigen Erfolgen von DIE FÄLSCHER (insgesamt rund
180.000 Besucher), FALCO (insgesamt rund 155.000 Besucher), NORDWAND
(rund 90.000 Besucher) und LET´S MAKE MONEY (hält derzeit bei rund
155.000 Besuchern) hat der österreichische Film über Weihnachten und
Neujahr noch einmal sensationell zugelegt.

IN 3 TAGEN BIST DU TOT Teil II steht nach nur 2 Wochen bereits bei
rund 55.000 Besuchern und ist damit drauf und dran, den Erfolg von
Teil I mit rund 85.000 Besuchern nicht nur zu wiederholen, sondern
deutlich zu übertreffen.

Die Sensation liefert aber ECHTE WIENER. Zum ersten Mal nach 7
Jahren (POPPITZ im Jahr 2002 mit über 440.000 Besuchern) wird ein
österreichischer Film wieder ein GOLDEN TICKET für mehr als 300.000
Besucher erreichen. Der Film steht aktuell bei rund 260.000 Besuchern
und steuert damit auf ein Gesamtergebnis von rund 400.000 Besuchern
hin; in Kinokrisenzeiten wie diesen ein nicht hoch genug
einzuschätzender Erfolg.

ECHTE WIENER hat damit US- Blockbuster wie MADAGASCAR oder
AUSTRALIA überholt und ist derzeit die unangefochtene Nummer 1 am
österreichischen Kinomarkt mit einem Marktanteil von über 20%. Alle
im Kino laufenden österreichischen Filme zusammen haben allein über
Weihnachten und Neujahr einen Marktanteil von gut 30% gehalten; in
Summe haben österreichische Filme 2008 über rund 850.000 Besucher ins
Kino gelockt.

Der österreichische Film ist erfolgreich und beliebt wie nie zuvor
und er lebt nicht nur wie viele US-Produktionen vom Erfolg eines
Films allein, er lebt von der Vielfalt und der Qualität der
authentischen Geschichten und Themen, die die Menschen bewegen und
die sie auch sehen wollen. Von den wichtigsten Partnern der
Filmwirtschaft haben wir das Publikum zurückerobert und auch die
Politik davon überzeugt, dass gerade jetzt weiter in die Förderung
investiert werden muss. Denn Film braucht Förderung, Förderung
braucht Erfolg und Erfolg braucht Geld.

Die Forderung an den ORF

Allein das Bekenntnis des ORF als wesentlichem Partner der
Filmwirtschaft zum heimischen Film fehlt. Wir wollen und brauchen
aber mit dem ORF einen starken und verlässlichen Partner. Ich fordere
daher den ORF auf, nicht an österreichischen Filmen und an
österreichischem Programm zu sparen, sondern das Film/Fernsehabkommen
auszubauen, sich klar zum österreichischen Film zu bekennen und
anstatt einer Aufkündigung die schon längst fällige Aufstockung des
Film/Fernsehabkommens von bescheidenen 5.9 Mio EUR auf 10 MIO EUR pro
Jahr durchzuführen.

Das wäre das richtige Signal; eine Investition in Identität, die
dem ORF derzeit fehlt. Und eine vernünftige Antwort auf die kritische
Situation, in der sich der ORF unzweifelhaft befindet. Der ORF hat
nicht nur ein Finanzproblem, sondern, wenn man sein Programm
betrachtet, jedenfalls im fiktionalen Bereich auch ein
Identitätsproblem. Der öffentlich-rechtliche Auftrag besteht aus mehr
als nur aus Sport und Information, Dancing- und Talent-Shows. Sparen
an österreichischem Content, Sparen am österreichischem Programm ist
Sparen an der eigenen Identität. Das kann nicht die
Überlebensstrategie des ORF sein.

Der enorme Erfolg von ECHTE WIENER zeigt, dass starke lokale
filmische Marken mit österreichischer Identität, die der ORF früher
noch geprägt und geschaffen hat, auch langfristig noch funktionieren.
Hier ist wieder anzusetzen.

Vom öffentlich-rechtlichen Sender ist zu verlangen, dass er nicht
nur sein Finanz¬problem durch geeignete Strukturmaßnahmen in den
Griff bekommt, sondern endlich auch ein inhaltliches Konzept
entwickelt, dessen Kern die Positionierung als heimischer Sender mit
lokaler Identität bildet. Das Sparen am österreichischen Film
verleiht jedenfalls kein adäquates Profil, und schon gar kein
öffentlich-rechtliches. Und es ist wider den Markt und die
Bedürfnisse der Menschen, wie die Erfolge des österreichischen Films
eindrücklich belegen.

Die Aufgabe der Politik

Das Publikum hat Sehnsucht nach Filmen und Stoffen, die mit seiner
eigenen Lebenswelt zu tun haben und wir als Förderer müssen dafür
sorgen, dass auch das entsprechende Angebot dafür bereit steht. So
wie es nicht "den" österreichischen Film gibt, gibt es auch nicht
"das" Publikum. Wir brauchen daher Vielfalt auf hohem Niveau und eine
geeignete Anzahl an Filmen, die es dem Besucher ermöglicht, egal wann
er ins Kino geht, immer auch einen österreichischen Film im Angebot
zu finden.

Dafür brauchen wir aber vor allem auch die Politik, die uns dazu
die nötigen Mittel in die Hand geben muss. Die nötigen Mittel dafür
muss die Politik in die Hand nehmen. Die im Regierungsprogramm in
Aussicht gestellten 20 Mio EUR für die Filmförderung ab 2009 sind
daher selten so geboten und sinnvoll wie gerade jetzt. Der Anreiz für
die Politik, Förderungen zu erhöhen, ist ein vielfacher. Film ist ein
kulturelles Produkt mit hohem ökonomischem Mehrwert. Eine rasche
Aufstockung der Förderung wäre daher nicht nur eine Investition in
die vorhandene Kreativität der Filmbranche, die im Übrigen eine der
wenigen Wachstumsbranchen ist; es werden auch Beschäftigungseffekte
in der gesamten Wertschöpfungskette generiert, die Sozialkassen
entlastet und zusätzliches Steueraufkommen induziert. Jeder Euro, der
in die Filmwirtschaft fließt, führt zu einem zusätzlichen BIP von 3
Euro!

Die Chancen als Wachstumsfaktor

Film und Filmförderung haben also auch ganz klar
wirtschaftsfördernden Charakter. Es wäre daher neben einer
Aufstockung der Fördermittel enorm wichtig, auch die
Rahmenbedingungen der Filmproduktion in Österreich auf einen
europäischen Standard zu bringen und den Standort Österreich als
Filmproduktionsland attraktiv zu machen. In ganz Europa gibt es
Steuerbegünstigungen für Filmproduktionen, die im Land Geld ausgeben,
jüngst wieder in Frankreich, nur nicht in Österreich! Hier fehlt bei
uns noch immer das breite politische Bewusstsein und es herrscht
akuter Handlungsbedarf, vor allem im Zusammenwirken mit den
Bundesministerien für Wirtschaft und Finanzen.

ORF und Politik sind daher gut beraten, weiter gezielt in den
österreichischen Film zu investieren, denn diese Investition ist
krisensicher; sie bringt zuverlässig Ertrag in Form von großartigen
Filmen mit kreativer Kraft und wirtschaftlichem Mehrwert.

Rückfragehinweis:
Mag. Roland Teichmann
Direktor Österreichisches Filminstitut
Tel: 526 97 30
Homepage: www.filminstitut.at

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | NEF

Bei Facebook teilen.
Bei X teilen.
Bei LinkedIn teilen.
Bei Xing teilen.
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel