"Tiroler Tageszeitung" Kommentar: "Das Nachbeben von Turin hält an" (von Florian Madl)
"Die heimische Szene wird den Dopinggeschmack zweier Winterspiele nicht los. Büßen müssen alle." Ausgabe vom 23. November 2007
Innsbruck (OTS) - Mit 1. Juli 2008 glaubt die hiesige Sportszene
an ein neues Zeitalter. Weniger aufgrund des EM-Finales, das mit Ausnahme von Ballbuben und Ordnern wohl kein Österreicher aktiv begleitet. Das neue Dopinggesetz soll jenen Schatten aufhellen, der seit den peinlichen Winterspielen 2002 und 2006 auf die heimischen Athleten fällt. So musste sich Österreichs Vertreter beim Gipfel der Weltantidopingagentur kürzlich für das Verhalten seiner Landsleute rechtfertigen, die Notwendigkeit neuer Rechtsgrundlagen wertet man dort als Versäumnis aus der Vergangenheit.
Selbst der Verweis auf lediglich acht positive Dopingfälle im laufenden Kalenderjahr erschiene angesichts der betroffenen Sportarten geradezu lächerlich: Unter den acht Sündern befanden sich unter anderem drei Pferde eines Springreitwettkampfs und ein Schachspieler, der einer Aufforderung zum Test nicht nachkam.
Wer überführte Dopingsünder zu Sportsprechern einer Partei befördert, muss sich den Vorwurf der Doppelmoral gefallen lassen. Und solange Fachverbände Einfluss auf Kontrollvorgänge sowie Urteilssprüche haben, erübrigt sich die Frage nach der Unabhängigkeit des Systems.
Deutschland ging unter dem Druck der Öffentlichkeit in die Offensive: Die Nationale Dopingagentur gibt die Anzahl der Kontrollen preis, um der Transparenz Genüge zu tun. Warum nicht auch Österreich? Doping ist nicht wegzuleugnen, eine hohe Testfrequenz darf durchaus als Gütesiegel verstanden werden. Und nur Fakten erhellen die Grauzone, in der Gerüchte ihren Ursprung nehmen.
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