• 09.07.2007, 13:37:54
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Ärztekammer: Gangbetten logische Konsequenz einer Sparstift-Politik

Warnungen der Ärzteschaft zu lange ignoriert - Auch in anderen Bereichen kann es "jederzeit krachen"

Wien (OTS) - Für die Wiener Ärztekammer ist die aktuelle
Diskussion rund um die Gangbetten in Wiens Spitälern "die logische
Konsequenz einer seit Jahren praktizierten Sparstift- und
Laienpolitik im Gesundheitswesen". Warnungen der Ärzteschaft würden
regelmäßig ignoriert und als "Wink mit dem Leichentuch"
abqualifiziert, betont der Obmann der Kurie angestellte Ärzte und
Vizepräsident der Ärztekammer für Wien, Thomas Szekeres. ****

Eine Zeit lang könne man Mängel zwar kaschieren, "aber wenn dann
eine auch nur geringfügige Ausnahmesituation eintritt und das System
versagt, sind die Schuldigen schnell gefunden, nämlich wir Ärzte, im
Besonderen die Primarärzte". Dass die ausschließlich medizinische
Versorgung von den Ärzteteams trotzdem auf hohem Niveau gehalten
werden kann, interessiere dabei "offensichtlich niemanden". Einmal
mehr zeige sich aber auch, dass Sparen und optimale Vollversorgung
Gegensätze seien.

Szekeres: "Unseren Experten sind die Probleme der
unfallchirurgischen Versorgung Wiens seit Langem bestens bekannt. In
den letzten Jahren wurde in vielen Expertenrunden auf die nun wieder
einmal virulenten strukturellen Mängel hingewiesen." Das betreffe
unter anderem die Rettungsverteilung, die insuffiziente Einbindung
aller Rechtsträger sowie das Fehlen von Auffangstationen für
postakute Patienten.

Für Szekeres passt dabei "ganz gut ins Bild", dass beispielsweise
vorige Woche ÖGB und Wirtschaftskammer beschlossen haben, 20
Millionen Euro in den technischen Fächern (Labor, Röntgen, Anm.)
einzusparen. "Auch hier laufen also Gespräche, wo ausnahmslos
Ökonomen und Politiker ohne jegliches medizinisches Know-how mit dem
Rechenschieber zusammensitzen und Gelder im großen Stil verschieben
beziehungsweise kürzen." Auf den Rat der eigentlichen Experten,
nämlich der Ärzte, werde bewusst verzichtet. "Und wenn sich dann -
oft Jahre später - die Auswirkungen von solchen dilettantischen
Maßnahmen zeigen, wird von Politikern und Managern die Schuld
reflexartig uns Ärzten in die Schuhe geschoben."

Die Ärztekammer fordert nun, zukünftig die Erfahrung und das
Wissen der Ärzteschaft vermehrt in die politische Diskussion
miteinbringen zu lassen. Letztendlich seien es die Ärzte, die am
Krankenbett die Betreuung der Patienten übernehmen würden, und nicht
"am Schreibtisch sitzende Buchhalter".

Im Konkreten spiegelt laut Szekeres die "derzeit typische
Ausgrenzung der Ärzteschaft durch Politik und Verwaltung" auch die
Situation in der Bundesgesundheitskommission wider. Dort hätte die
Ärztekammer das gleiche Stimmgewicht wie beispielsweise die
Bischofskonferenz.

"Wenn aber der Trend in Österreich prolongiert wird, bei
entscheidenden Managementfragen die Ärzte nicht oder zu wenig
einzubeziehen, dann wird es in regelmäßigen Abständen Diskussionen
wie jetzt die aktuelle rund um die Krankenbettenproblematik geben",
so Szekeres. Die Verantwortung dafür trage dann die Politik "und
keinesfalls die Ärztinnen und Ärzte". (hpp)

Rückfragehinweis:

Ärztekammer für Wien - Pressestelle
   Dr. Hans-Peter Petutschnig
   Tel.: (++43-1) 51501/1223 od. 0664/1014222
   Fax: (++43-1) 51501/1289
   mailto:hpp@aekwien.at
   http://www.aekwien.at

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