- 22.02.2006, 11:11:48
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Ärzte kritisieren "Schmalspurvorsorge" in Wiener und NÖ Apotheken
Für ärztliche Versorgung ist bei der WGKK angeblich kein Geld vorhanden - Für Apothekenaktionen schon?
Wien (OTS) - Heftige Kritik kommt von der Wiener Ärztekammer an
der ab 20. März 2006 in den Wiener und Niederösterreichischen
Apotheken geplanten so genannten Vorsorgeaktion "10 Minuten für meine
Gesundheit". Es bestehe die Gefahr, dass die Patienten mit einem
"Schmalspurprogramm" abgespeist und in vielen Fällen in falscher
Sicherheit gewogen würden, verlautete aus der Ärztekammer.****
"Bereits der von den Apotheken gewählte Titel für die Aktion ist
bezeichnend für den Wert dieser Kampagne", so Norbert Jachimowicz von
der Kurie niedergelassene Ärzte der Ärztekammer für Wien und
Mitverhandler der seit ungefähr einem Jahr in Kraft befindlichen
Gesundenuntersuchungen NEU in den Arztordinationen. In zehn Minuten
würden lediglich Bauchumfang, Cholesterin, Blutdruck, Gewicht und
Blutzucker gemessen. "Jedem muss klar sein, dass ein solches
Schmalspurprogramm nicht einmal annähernd verglichen werden kann mit
einem kompletten ärztlichen Vorsorgecheck, wie er in den Arztpraxen
angeboten wird." Die ganze Apothekenaktion sei daher aus ärztlicher
Sicht mit einem großen Fragezeichen zu versehen.
Auch das Gesundheitsministerium und die Wiener Gebietskrankenkasse
werden aus der Kritik an der Aktion nicht ausgenommen. Jachimowicz:
"Seit Jahren werden uns vom Ministerium und der Sozialversicherung
Schlagwörter wie 'evidence based medicine' vorgehalten. Nach diesen
Kriterien muss alles in den Arztordinationen ablaufen. Die Apotheken
hingegen dürfen völlig unevaluiert und nach eigenem Gutdünken
diagnostische Verfahren anbieten", betont Jachimowicz.
Und noch eine Brisanz enthält die Aktion in den Apotheken: Sowohl
die Wiener als auch die Niederösterreichische Gebietskrankenkasse
unterstützen die Testreihen mit zwei Euro pro Kunden. Jachimowicz:
"In den laufenden Kassenverhandlungen in Wien hören wir ständig von
WGKK-Obmann Franz Bittner, dass er derzeit nicht einmal das Geld
habe, um die an die soziale Krankenversicherung gestellten Aufgaben
in ärztlicher Diagnostik und Therapie entsprechend finanzieren zu
können, und nun zahlt die WGKK eine Aktion, die nicht einmal
annähernd etwas mit den Kernaufgaben einer Krankenkasse zu tun hat."
Für die Ärztekammer sei dies einmal mehr Indiz dafür, dass für
einen neuen Kassenvertrag in Wien entgegen anders lautenden Aussagen
von Seiten der Krankenkasse genügend Geld vorhanden sein müsste, um
auch in Zukunft eine flächendeckende bestmögliche medizinische
Versorgung in Wien zu ermöglichen.
Jachimowicz: "Gerade in Hinblick darauf, dass die Wiener
Gebietskrankenkasse offensichtlich über so große finanzielle Reserven
verfügt, um auch Marketingstrategien in den Apotheken finanzieren zu
können, wird die Wiener Ärztekammer in den Vertragsverhandlungen
konsequent bei der eingeschlagenen Linie bleiben und weiterhin
vehement und im Sinne der Patienten für eine bestmögliche extramurale
ärztlichen Versorgung eintreten." (hpp)
Rückfragehinweis:
Ärztekammer für Wien - Pressestelle Dr. Hans-Peter Petutschnig Tel.: (++43-1) 51501/1223 od. 0664/1014222 Fax: (++43-1) 51501/1289 mailto:hpp@aekwien.at http://www.aekwien.at
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