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Umweltdachverband: Countdown für den Biosphärenpark Wienerwald!

Umweltdachverband legt Forderungen und Zeitfahrplan für den Biosphärenpark auf den Tisch

Wien (OTS) - "Am 1. Mai ist es zu spät! Der Countdown für den Biosphärenpark Wienerwald muss sofort beginnen", fordert Dr. Gerhard Heilingbrunner, Präsident des Umweltdachverbandes. Am 30. April 2005 ist Einreichtermin bei der UNESCO - und bis dahin und auch danach gibt es noch alle Hände voll zu tun.

Aktueller Stand der Biosphärenpark-Planung

8,5 % der Waldfläche im Planungsgebiet, das sind 5.577 Hektar, sollen als Kernzone ausgewiesen werden, 4.778 ha als Pflegezone Wald. Weiters ist geplant, 12.050 ha als Pflegezone Offenland zu kennzeichnen. "Diese Flächengrößen sind akzeptable Startvarianten, es dürfen jedoch keinesfalls weitere Abstriche gemacht werden", sagt Heilingbrunner. Entsprechend der Machbarkeitsstudie Biosphärenpark Wienerwald 2002 - die unter Federführung des Umweltdachverbandes ausgearbeitet wurde - und der UNESCO-Vorgaben sollen Kern- und Pflegezone zusammen mindestens 20 % an der Gesamtfläche des Biosphärenparks aufweisen. "Der derzeitige Stand der Planung würde dem entsprechen, ist allerdings ein Mindestmaß, das nicht zu unterschreiten ist", konstatiert Heilingbrunner.

Schaffung rechtlicher Grundlagen und organisatorischer Voraussetzungen

"Fest steht, dass auch über die rechtliche Verankerung des Biosphärenparks noch keine akzeptablen Regelungen absehbar sind", bedauert Heilingbrunner. In Niederösterreich ist derzeit ein Entwurf für ein "Biosphärenpark Wienerwald-Gesetz" in Ausarbeitung, in Wien ist keine rechtliche Verankerung vorgesehen. "Eine gesetzliche Verankerung des Biosphärenparks sollte entweder in Form eigener Biosphärenpark-Gesetze oder durch Novellierungen der Naturschutzgesetze erfolgen. Zur Regelung organisatorischer und finanzieller Fragen muss ein §15a-Staatsvertrag zwischen der Republik und den Ländern Wien und NÖ unter Einbindung des Bundes abgeschlossen werden", so Heilingbrunner. Darüber hinaus müssen Bund und Länder ausreichende personelle und finanzielle Ressourcen zur Verfügung stellen.

Entschädigungsforderungen der ÖBf AG: Unfinanzierbarkeit droht!

Die Bundesforste fordern für die Einbringung ihrer Kernzonenflächen im Ausmaß von rund 4.300 ha in den zukünftigen Biosphärenpark die Summe von rund 1,7 Millionen Euro an jährlicher Entschädigung. Unter Berücksichtigung auch der privaten Grundflächen würden damit allein die notwendigen Mittel für die Flächenbereitstellung in den Kernzonen etwa 2 Mio. Euro im Jahr ausmachen. "Die Latte darf hier jedoch bei maximal 1,1 Mio. liegen", sagt Heilingbrunner. Noch nicht einmal inkludiert in den Entschädigungsforderungen der Bundesforste sind allfällige Einschränkungen der Jagd sowie etwaige Abgeltungen für die Pflegezonen. Dazu kommen noch Personalkosten und Sachmittel für Naturschutz-, Forschungs- und Bildungs-Projekte und sonstige Aktivitäten des Biosphärenparkmanagements. Über die Entschädigungszahlungen hinaus fordert die ÖBf AG auch eine Einbindung in die zukünftige Management-Struktur nach dem Vorbild der Nationalparks Donau-Auen und Kalkalpen mit der Einrichtung eines "Geschäftsführenden Ausschusses". Damit würde der Biosphärenpark Wienerwald teurer als die beiden NÖ Nationalparks Donau-Auen und Thayatal zusammen. Österreichweit für alle Nationalparks und Schutzgebiete zusammen lukrieren die Bundesforste in Summe 2,3 Mio. Euro jährlich an Entschädigungen für Flächenbereitstellung. "Eine ähnlich hohe Summe allein im Wienerwald zu verlangen, ist inakzeptabel. Im Maximalfall sind 750.000 Euro jährlich an Entschädigung vorstellbar. Eine Bereicherung aus Naturschutzmitteln und die Einrichtung einer Doppelverwaltung, die nur zu Verwaltungsaufblähung und Geldverschwendung führt, sind vehement abzulehnen", stellt Heilingbrunner fest.

Umweltdachverband gibt Countdown vor

Fazit: Über wesentliche Fragen - rechtliche Verankerung, Organisation, Personalausstattung und Finanzierung des Biosphärenparks - sind wenige Wochen vor dem UNESCO-Einreichtermin noch keine akzeptablen Regelungen absehbar. Der Umweltdachverband legt daher folgenden Zeitfahrplan zum Biosphärenpark Wienerwald vor:

  • März 2005: Fertigstellung der Planungsarbeiten.
  • Bis 31. März 2005: Politische Beschlüsse hinsichtlich Entschädigungen, Organisation, rechtliche Verankerung.
  • 31. März 2005: Einreichtermin MaB-Komitee bzw. Österreichische UNESCO-Kommission.
  • April 2005: Aufbereitung und englische Übersetzung der Einreichdokumente.
  • 30. April 2005: Einreichtermin UNESCO Paris.
  • Herbst 2005: Schaffung der rechtlichen Voraussetzungen -Landesgesetze - in Wien und NÖ.
  • Herbst 2005: Abschluss eines §15a-Staatsvertrages zwischen Bund und Ländern zur Errichtung des Biosphärenparks Wienerwald.
  • Herbst 2005: Errichtung einer eigenen Biosphärenpark-Wienerwald-Management-GmbH mit entsprechender finanzieller und personeller Ausstattung.
  • Dezember 2005: Entscheidung der UNESCO über die internationale Anerkennung des Biosphärenparks Wienerwald.

"Es ist höchste Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen", appelliert Heilingbrunner abschließend an die politisch Verantwortlichen.

Fotos zum Wienerwald sind auf Anfrage erhältlich, bzw. als Downloads auf:
http://www.umweltdachverband.at/service/presse/index.htm

Rückfragen & Kontakt:

Umweltdachverband - Dr. Gerhard Heilingbrunner, Präsident,
Tel. 0664/38 18 462.
Dr. Sylvia Steinbauer, Öffentlichkeitsarbeit,
Tel. 01/40 113-21,
e-mail: sylvia.steinbauer@umweltdachverband.at
http://www.umweltdachverband.at

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