- 22.12.2025, 10:28:32
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Totschnig: Schutzwälder sichern Milliarden der österreichischen Wirtschaftsleistung
ÖKO-SCHU-WA-Studie belegt Bedeutung der Schutzwälder für Mensch, Infrastruktur und Wirtschaft
Wälder leisten einen unverzichtbaren Beitrag zum Schutz vor Naturgefahren. Bisher wusste man aber nicht genau, wie viele Menschen und in welchem Ausmaß Infrastruktur von ihnen geschützt werden. Erstmals wurden mit der „Hinweiskarte Schutzwald“ jene Gebiete außerhalb des Waldes identifiziert, die von dieser Schutzfunktion profitieren und dadurch potenziell vor Lawinen, Rutschungen und Steinschlag geschützt werden.
„Die Hinweiskarte zeigt jene Schutzwaldgebiete in Österreich, die Siedlungen und Infrastruktur wie Häuser, Straßen und Bahngleise potenziell vor Naturgefahren schützen. Diese Schutzwaldkulisse umfasst etwa 16 Prozent der österreichischen Waldfläche. Daraus ergibt sich eine jährliche Wirtschaftsleistung im potenziell geschützten Raum von 14 Milliarden Euro. Das Bewusstsein für diese enorme volkswirtschaftliche Bedeutung der Schutzwirkung von Wäldern muss daher weiter gestärkt werden“, betont Bundesminister Norbert Totschnig.
Auf diesen 299.000 Hektar leben rund 475.000 Menschen mit Hauptwohnsitz. Die dortige jährliche Wirtschaftsleistung beträgt rund 14 Milliarden Euro. Diese Ergebnisse stammen aus dem Waldfonds-Forschungsprojekt ÖKO-SCHU-WA, durchgeführt vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW), dem Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) und der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen (BAB) unter Mitwirkung der Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV).
Erstmals Quantifizierung der Schutzleistung möglich
Erstmals quantifizierte ein interdisziplinäres Team die Bedeutung von Wäldern mit direkter Objektschutzfunktion und ihre volkswirtschaftliche Leistung. Dazu führte das BFW umfassende Modellierungen der Gefahrenprozesse durch, um deren Auswirkungen auf den Raum außerhalb des Waldes präzise zu bestimmen.
„Objektschutzwälder schützen potenziell rund 299.000 Hektar außerhalb des Waldes, etwa 3,6 Prozent der Gesamtfläche Österreichs“, sagt Alexandra Freudenschuß, Leiterin der Waldinventur am BFW. Im Dauersiedlungsraum sind rund 155.000 Hektar von den Objektschutzwäldern abhängig, was 4,8 % des Dauersiedlungsraums entspricht (Stand 2011) – mit erheblichen Unterschieden je nach Bundesland zwischen 0,2 % (Burgenland) und 28,8 % (Tirol). Das WIFO ermittelte auf der Basis der Modellierungen dieses potenziell geschützten Raumes die volkswirtschaftliche Relevanz. „In diesen Zonen werden 3,4 Prozent der österreichischen Wirtschaftsleistung erbracht“, erklärt Franz Sinabell vom WIFO.
In vier Testregionen analysierten Expertinnen und Experten vom Bundesamt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen (BAB) mittels Interviews die ökosozialen Hemmnisse und Erfolgsfaktoren der Schutzwaldbewirtschaftung: Die Gebiete lagen am Loser (Steiermark), in Kals (Osttirol), am Heuberg (Vorarlberg) und in Brandberg (Nordtirol). Dabei zeigte sich, dass der Bevölkerung die Bedeutung von Objektschutzwäldern oft erst nach Schadereignissen bewusst wird. Waldbauliche Maßnahmen zur Verbesserung der Schutzwirkung sind schwer zu vermitteln, da technische Schutzbauten von vielen Menschen subjektiv als wirksamer wahrgenommen werden.
Handlungsbedarf für langfristige Sicherung der Schutzwirkung
Die Ergebnisse von ÖKO-SCHU-WA zeigen einen deutlichen Handlungsbedarf, um die Schutzwirkung der Wälder langfristig zu sichern. Die Zusammenarbeit zwischen der WLV auf Bundes- und Länder-Ebene funktioniert gut. Doch Entscheidungen über wirtschaftliche Tätigkeiten und die Raumplanung auf Gemeindeebene sind häufig nicht optimal auf die Schutzwaldbewirtschaftung abgestimmt. Besitzstruktur und hoher Wildeinfluss beeinflussen ebenso die Schutzwirkung. Eine engere Abstimmung zwischen den Entscheidungsträgern ist notwendig, um die Schutzwirkung von Objektschutzwäldern zu optimieren. Die Finanzierung von Maßnahmen zum Erhalt der Schutzwälder muss breiter aufgestellt werden, insbesondere durch Einbindung der Akteurinnen und Akteure, die direkt oder indirekt von der Schutzfunktion profitieren.
Definition Schutzwald
Intakte Wälder können vor den Naturgefahren schützen; dafür kann dem Wald nun ein eindeutiger Wirkungsraum unterhalb zugeordnet werden. Der Begriff „Objektschutzfunktion“ beschreibt das öffentliche Interesse an der Aufgabe des Waldes, Siedlungsflächen und Infrastrukturanlagen in seinem Wirkungsraum zu schützen. Die „Objektschutzwirkung“ beschreibt das Ausmaß dieser Schutzfunktion, das maßgeblich vom Zustand des Waldes abhängt.
Im Aktionsprogramm „Wald schützt uns“ des BMLUK forscht man seit Jahren intensiv daran, den Beitrag der Objektschutzwälder zur Schadensreduktion quantitativ und monetär zu bewerten. Die dabei entwickelten Methoden werden nun weiter verfeinert, um Problemgebiete rascher und präziser zu identifizieren.
Präventive Maßnahmen sind im Umgang mit Naturgefahren zentral für das Risikomanagement. In Österreich gehören dazu Gefahrenzonenpläne der Wildbach- und Lawinenverbauung, bauliche Vorkehrungen, Warnsysteme, Risikokommunikation und Bewusstseinsbildung sowie andere Schutzmaßnahmen.
In einem Policy Brief von ÖKO-SCHU-WA wurden die Kernergebnisse und Empfehlungen zusammengefasst: https://shorturl.at/PBoCJ
Link: https://www.bmluk.gv.at/themen/wald/wald-und-naturgefahren/wildbach--und-lawinenverbauung/aktuelles-bundeslaender/hinweiskarte.html
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