- 16.12.2025, 11:11:03
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Österreichischer Impftag 2026: Verdrängte Erkrankungen kehren zurück
Mehr Aufklärung und Information im Kampf gegen schlechte Durchimpfungsquoten

Beim Österreichischen Impftag 2026 steht die erneute Zunahme von Infektionskrankheiten im Mittelpunkt, die durch Impfprogramme bereits stark zurückgedrängt waren. Sinkende Impfakzeptanz in Teilen der Bevölkerung führt dazu, dass Erkrankungen wie Masern, Keuchhusten oder Hepatitis A wieder häufiger auftreten. Fachleute betonen daher die Bedeutung neuer Aufklärungsmethoden für ein besseres Verständnis für den langfristigen Nutzen von Impfungen. Positive Beispiele, wie die Pneumokokken-Impfung bei Kindern, zeigen den Mehrwert von Impfungen, nämlich, dass Erkrankungen nicht nur bei Kindern, sondern auch älteren Erwachsenen verhindert werden können. Der Österreichische Impftag findet in Kooperation von MedUni Wien, Österreichischer Ärztekammer, Österreichischer Apothekerkammer und der Österreichischen Akademie der Ärzte am 17. Jänner 2026 erneut als hybride Fachtagung im Austria Center Vienna statt. (Information: www.impftag.at).
Unter dem Titel „I’m back – da geht mir das Geimpfte auf!“ werden am 17. Jänner 2026 unter dem medizinisch-wissenschaftlichen Vorsitz von Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin des Zentrums für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie der MedUni Wien, von zahlreichen Top-Expert:innen aktuelle Fragen rund um das Thema Impfen beleuchtet. Bei einer Pressekonferenz am heutigen Dienstag, 16. Dezember 2025, sprachen Ursula Wiedermann-Schmidt, Rudolf Schmitzberger, Leiter des Impfreferates der Österreichischen Ärztekammer, und Gerhard Kobinger, 2. Vizepräsident der Österreichischen Apothekerkammer, u.a. über den großen Aufholbedarf bei Durchimpfungsraten.
Persönliche Identifikation mit Vorteilen des Impfens erhöhen
„Wir beobachten derzeit, dass Krankheiten, die wir durch hohe Durchimpfungsraten nahezu eliminiert hatten, wieder vermehrt auftreten“, erklärt Ursula Wiedermann-Schmidt. „Da die Impfakzeptanz in der Bevölkerung stark gesunken ist, müssen wir bei Aufklärung und Kommunikation bessere oder neue Wege gehen.“
Im Rahmen des Impftags werden die Beiträge der Vortragenden insbesondere die Rolle gesellschaftlicher und politischer Faktoren bei der Rückkehr von Infektionskrankheiten beleuchten. Dabei geht es auch um neue Wege der Vermittlung. „Wir wissen, dass reine Fakten nicht immer ausreichen. Wir müssen stärker an der persönlichen Identifikation mit dem Thema Impfen ansetzen und das Vertrauensverhältnis zwischen Ärztinnen, Ärzten und Patientinnen und Patienten in den Mittelpunkt stellen“, betont Wiedermann-Schmidt.
Darüber hinaus hebt sie hervor, dass Impfungen nicht nur vor der akuten Erkrankung schützen, sondern auch einen Mehrwert gegenüber anderen Erkrankungen haben können. So kann etwa eine Influenza-Impfung oder eine RSV-Impfung das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall senken. Ähnliches gilt für die Herpes-Zoster-Impfung, die nicht nur gegen die Gürtelrose und damit verbundene Nervenschmerzen schützt, sondern auch signifikant das Risiko für Demenz reduzieren kann. „Der Nutzen von Impfungen geht also weit über den unmittelbaren Schutz hinaus. Das ist den meisten nicht bewusst und wird in der öffentlichen Wahrnehmung deutlich unterschätzt“, so Wiedermann-Schmidt.
Die Folgen sinkender Impfbereitschaft sind bereits sichtbar. Masern breiten sich weltweit wieder aus, teils innerhalb weniger Jahre. Österreich liegt bei den Neuinfektionen im europäischen Spitzenfeld. Gleichzeitig zeigen Beispiele wie das Pneumokokken-Kinderimpfprogramm, das gut angenommene Impfstrategien nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene indirekt schützen. Umgekehrt veranschaulicht der Anstieg der Keuchhustenfälle, wie wichtig regelmäßige Auffrischungsimpfungen in allen Altersgruppen sind. Ähnliches gilt für Hepatitis A – wir verzeichnen in diesem Jahr eine Verdreifachung von Hepatitis-A-Erkrankungen und sogar Ausbrüchen, weil in der Bevölkerung deutliche Impflücken bestehen. „Die Entwicklung zeigt, wie schnell wir Erfolge verlieren, wenn die Durchimpfungsrate sinkt – und wie viel wir gewinnen können, wenn wir gemeinsam Verantwortung für den Schutz vor Infektionskrankheiten übernehmen“, fasst Wiedermann-Schmidt zusammen.
Vielschichtige Impf-Möglichkeiten bei Ärztinnen und Ärzten
Impfungen sind eine wichtige Säule in der Gesundheitsprävention, betont Rudolf Schmitzberger, Leiter des Referats für Impfangelegenheiten der Österreichischen Ärztekammer. „Wichtig ist, Impflücken zu vermeiden, daher sollten unter anderem die Vorsorgeuntersuchungen dazu dienen, den Impfpass zu checken, um die Auffrischungsimpfungen im Blick zu haben“, sagt er. Zudem verweist er darauf, dass alle Ärztinnen und Ärzte impfen können: „Begleitpersonen können sich beispielsweise, wenn sie bereits für eine Eltern-Kind-Pass-Untersuchung oder Impfung dort sind, gleich beim Kinderarzt mit impfen lassen“, betont er die vielschichten Möglichkeiten, sich bei niedergelassenen Ärzt:innen zu impfen.
Kostenfreie HPV-Impfung für Ältere läuft aus
Schmitzberger begrüßt den Ausbau des öffentlichen Impfprogramms, das nun mit der kostenfreien Impfung gegen Herpes Zoster und Pneumokokken erweitert wurde. „Sinnvoll wäre es auch, die Impfung gegen Diphtherie-Tetanus-Pertussis, die im Erwachsenenalter alle fünf Jahre aufgefrischt werden muss, ins Öffentliche Impfprogramm aufzunehmen“, sagt er. Die Umsetzung des Öffentlichen Impfprogramm gelinge aber nicht ganz reibungslos: „Der e-Shop für die Bestellungen ist sehr instabil, die Bestellung ist fast wie bei einer Lotterie“, sagt er. Man brauche Glück, um im entsprechenden Bestellshop hineinzukommen, und wenn das dann geschafft sei, bestehe immer noch eine erhebliche Chance, dass kein Impfstoff vorhanden ist: „Die Technik- und Ressourcenprobleme sorgen für viel Frust in der Ärzteschaft“, resümiert Schmitzberger. Hier gebe es noch Verbesserungsbedarf.
Abschließend verweist Schmitzberger noch auf die letzte Chance der kostenfreien HPV-Impfung für die 22- bis 29-Jährigen. Während die HPV-Impfung für die neun- bis 21-Jährigen auch in Zukunft kostenlos bleibe, läuft die Impfaktion für die 22- bis 29-Jährigen mit 30. Juni 2026 aus: „Wer aber auch die zweite HPV-Impfung kostenfrei bekommen möchte, muss die erste HPV-Impfung bis spätestens 31. Dezember erhalten“, sagt er.
Impfen kann Leben retten
„Beim Thema Durchimpfungsrate gibt es in Österreich nach wie vor nichts zu beschönigen. Die offiziellen WHO-Zahlen geben – wie auch schon in den vergangenen Jahren – ein schlichtweg katastrophales Bild ab. Während es weltweit bei der dritten Dosis Diphtherie, Tetanus und Pertussis eine Durchimpfungsrate von 93 Prozent gibt, liegt Österreich mit 85 Prozent am unteren Ende der Liste. Laut der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit AGES wurden 2024 insgesamt 15.465 Pertussis-, also Keuchhusten-Erkrankungen gemeldet, ein wenige Wochen altes Baby in der Steiermark ist daran sogar verstorben. Das entspricht annähernd dem Infektionsgeschehen von 1959, also vor Einführung des nationalen Impfprogrammes. Und das sollte uns allen zu denken geben“, fasst Gerhard Kobinger von der Österreichischen Apothekerkammer die aktuelle Situation zusammen.
Eine ähnlich schlechte Durchimpfungsrate gibt es laut WHO auch bei Masern (zweite Dosis weltweit 91 Prozent, in Österreich 84 Prozent) oder Polio (dritte Dosis weltweit 93 Prozent, in Österreich 85 Prozent). „Es ist erschreckend, wie leichtfertig Menschen mit ihrer Gesundheit und ihrem Leben umgehen, denn Impfungen retten Leben! Und genau diese Botschaft muss weitergetragen werden. Unter anderem in den 1.470 österreichischen Apotheken. Die mehr als 7.000 Apothekerinnen und Apotheker informieren über Impf-Möglichkeiten und weisen auch auf Impflücken hin. Deshalb mein Appell: Lassen Sie in der Apotheke Ihren Impfpass kontrollieren!“ ruft Kobinger auf.
Österreichs Apotheken ermöglichen einen niederschwelligen Zugang zu fundierten Informationen rund um das Impfen. Es gibt kaum Wartezeiten und hinter der Tara stehen bestens ausgebildete Expertinnen und Experten für Fragen bereit. Die professionelle Impfberatung gehört für sie zur täglichen Routine. Dabei ist es egal, ob es sich um Erstimpfungen bei Kindern und Jugendlichen oder um Auffrischungsimpfungen bei Erwachsenen handelt. Auch ein geschulter Blick in den Impfpass von Kundinnen und Kunden – egal ob analog oder digital – durch die Apothekerschaft ist Teil dieser Routine. „Auffrischungsintervalle wie beispielsweise gegen FSME oder Diphtherie, Tetanus, Pertussis und Polio können sich mit dem Alter ändern. Doch kaum jemand beschäftigt sich damit. Der entsprechende Schutz gegen diverse Erkrankungen ist aber nur durch die Auffrischung in den richtigen Abständen gewährleistet. Deshalb ist ein Impfpass in jedem Alter wichtig“, so Kobinger abschließend.
Neue Impfstoffe für die Reisemedizin
Auf dem Österreichischen Impftag werden zudem neue Impfstoffe für die Reisemedizin vorgestellt. Ein Impfstoff gegen Chikungunya ist neu im Programm sowie ein Vakzin gegen Dengue. Und die neuesten Daten zur HPV-Impfung und der Rückgang von HPV-assoziierten Krebserkrankungen durch die Impfung werden präsentiert.
Der Österreichische Impftag bietet eine wertvolle Plattform für den fachlichen Austausch über Impfthemen und unterstreicht die Bedeutung eines gesellschaftlich geförderten und aktiven Impfwesens.
Österreichischer Impftag 2026:
Samstag, 17. Jänner 2026. I’m back – da geht mir das Geimpfte auf!, hybride (online bzw. in Präsenz) Tagung und Fachausstellung von 8:00-17:15 Uhr im Austria Center Vienna (1220 Wien). Der Österreichische Impftag ist die größte richtungsweisende Impfveranstaltung für Ärztinnen und Ärzte, Apothekerinnen und Apotheker sowie Vertreter anderer Gesundheitsberufe und wird von der Österreichischen Akademie der Ärzte in Kooperation mit der MedUni Wien, der Österreichischen Ärztekammer sowie der Österreichischen Apothekerkammer veranstaltet. Alle Infos, Anmeldung und Programm: www.impftag.at.
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