- 12.12.2025, 13:45:32
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- OTS0151
6. Wiener Landtag (2)
Aktuelle Stunde
Im Anschluss an die Fragestunde wurde die Aktuelle Stunde debattiert. Das Thema hatte die SPÖ-Fraktion eingebracht und lautete: „Die Wiener Tourismusstrategie wird erfolgreich durch das Land Wien umgesetzt: Die Wertschöpfung durch Investitionen in Beschäftigung und Wachstum für die Region zeigt sich auch im weltweiten ICCA-Kongress-Ranking, wo Wien 2024 auf Platz 1 steht.“
Erstrednerin LAbg. Katharina Weninger, BA (SPÖ) eröffnete die Aktuelle Stunde. Wien sei 2024 die Nummer eins im weltweiten Kongressranking geworden; das zeige, dass Wien eine gute Location mit schönen Kongresszentren sei, in die die wichtigsten Branchenvertreter*innen anziehe. Von 154 internationalen Kongressen mit 132 Millionen Euro Wertschöpfung würden viele Arbeitnehmer*innen wie Kellner*innen oder Hoteliers in Wien profitieren: 23.500 Ganzjahres-Arbeitsplätze seien ebenfalls ein eigenständiges Wiener Phänomen, meinte Weninger. 18,9 Millionen Nächtigungen im Jahr 2024 seien ein Plus von 7 Prozent gegenüber dem Vor-Corona-Niveau von 2019. Mit den 1,38 Milliarden Euro Netto-Umsatz bei Nächtigungen trage Wien die Hälfte des österreichweiten Umsatzes in dieser Branche bei. Dieser Erfolg bedeute aber nicht, „die Stadt, um jeden Preis zu verkaufen“. Umfragen würden zeigen, dass nicht nur 9 von 10 Gästen Wien positiv gegenüberstehen, sondern auch 9 von 10 Wiener*innen zufrieden mit dem Tourismus in der Stadt seien. Wien wolle nicht jeden Gast, sondern die „richtigen“ Gäste – das seien eben in erster Linie die Kongresstourist*innen. Der Wissenschaftstourismus bringe auch „Innovation und Zukunft“ nach Wien, wie etwa beim Lungenfachärzt*innen-Kongress mit kostenlosen Lungenscreenings. Die Stadt würden den Kongresstourismus mit Förderungen unterstützen, etwa für Green Meetings oder in schwächeren Kongressmonaten. Der Eurovision Song Contest im nächsten Jahr sei in ihren Augen wichtig, da dieser die Gelegenheit biete, Wien als weltoffene, moderne Stadt zu präsentieren. Diese Erfolge seien kein Zufall, „sondern das Ergebnis harter Arbeit und kluger Strategie“, meinte Weninger, die sich abschließend bei allen Mitarbeiter*innen bedankte, die zu diesen Erfolgen beitragen würden.
StRin Dr. Katarzyna Greco, MIEM (ÖVP) meinte, dass Wien ohne Zweifel eine internationale Top-Destination sei. Doch auch ein starker Standort könne geschwächt werden, etwa durch die „massive Erhöhung“ der Ortstaxe. Hier sei eine Erhöhung von mehr als 165 Prozent geplant, rechnete Greco vor – „damit zeigt sich Wien nicht als Spitzenreiter beim Tourismus, sondern bei den Abgaben“. Nicht nur die Höhe, sondern auch die Art des Modells sei höher. Die Zimmerpreise würde durch die Erhöhung steigen, dadurch würde nicht die Hotellerie profitieren, sondern internationale Vermittlungsplattformen. Statt die Hotellerie zu unterstützen, würde die Marge für die Betriebe sinken. Auch Kongressunternehmen würden „ganz genau kalkulieren und eventuell abwandern“, vermutete Greco. Deswegen müsse die Branche und damit auch der ganze Standort Wien gestärkt werden.
LAbg. Markus Ornig, MBA (NEOS) widersprach seiner direkten Vorrednerin dahingehend, dass das Problem der Provisionen der Hotellerie an internationale Vermittlungsplattformen auf Bundesebene gelöst werde – „da sind wir bereits im Endspurt“. Ornig erwähnte ein Ranking, das zeige, dass Wien mit Platz 15 erstmals unter den Top 20 in Europa bei Hotel-Investitionen gelistet wurde. Das sei in Ornigs Augen ein großer Erfolg, denn es zeige das Vertrauen der internationalen Investments in den Standort Wien. Wichtig sei ihm nicht nur, dass 9 von 10 Gäste Wien positiv bewerten und weiterempfehlen würden, sondern auch 9 von 10 Wiener*innen zufrieden mit dem Tourismus in der Stadt seien.
LAbg. Johann Arsenovic (GRÜNE) sagte, dass Wien von vielen Städten beneidet werde, da nicht mehr Umsatz und Gästezahlen im Fokus stünden, sondern was der Nutzen des Tourismus für die Menschen in der Stadt sei. 2024 sei Wien im Ranking vor Barcelona, Singapur oder Paris „Kongress-Weltmeister“ geworden – ihn freue besonders, dass 9 von 10 Wiener*innen zufrieden mit dem Tourismus seien und damit gut leben könnten. Das Ziel der Wiener Strategie sei nicht mehr, dass immer mehr Gäste kommen würden, sondern „Klasse statt Masse“ das Motto sei. Vieles sei gut, doch nicht alles, meinte Arsenovic: So sei der CO2-Abdruck bei der Gäste-Anreise „nicht perfekt“, hier müsse Wien etwa auf bessere Zugverbindungen und Nachtzüge setzen. Eine hohe Wertschöpfung sei „natürlich“ positiv zu bewerten, „Wien darf aber nicht zu einer ‚gated community‘ für Luxustourist*innen werden, sondern muss auch auf Student*innen und Familien mit kleinerem Budget achten“. Ebenso dürften einzelne Grätzl durch touristischen Druck oder Wohnraumverknappung nicht mehr leistbar werden. Die Aufgabe der nächsten Jahre müsse es sein, Vorreiter für eine Klimapolitik zu sein, die das Klima schützt, sowie Gästen und Bewohner*innen zugutekommt.
LAbg. Maximilian Krauss, MA (FPÖ) kritisierte, dass sich die SPÖ bei dieser Aktuelle Stunde für ein „Wohlfühlthema“ entschieden habe, obwohl es dringendere Probleme in der Stadt gebe. Krauss bemängelte ebenfalls, dass über die Ortstaxe die Gebühren in der Stadt erhöht würden und sich „Touristen abschrecken lassen“. Städte wie Salzburg würden entsprechende Werte verwenden, die viel niedriger seien, meinte Krauss. Auch im internationalen Vergleich gebe es „kaum vergleichbare Werte“, rechnete Krauss vor. Diese Städte würden Gäste und die eigene Hotellerie „deutlich“ geringer belasten als Wien. 2019 habe es 17,6 Millionen Nächtigungen in Wien gegeben, mit den diesjährigen Dezemberzahlen habe es insgesamt nur eine kleine Erhöhung gegenüber der Vor-Coronazeit geben, bemängelte Krauss abschließend.
LAbg. Ing. Judith Edelmann (ÖVP) sprach über das Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker in Schönbrunn. Dieses Event würde das Image als Kulturhauptstadt enorm stärken, durch den Gratis-Eintritt sei der Besuch für kleine Taschen ermöglicht habe. Trotzdem hab die Stadt die Förderung dafür gestrichen, die Philharmoniker sehen dadurch das gesamte Konzert gefährdet. Edelmann appellierte an die Verantwortlichen der Stadt, das Gespräch mit den Philharmonikern zu suchen und den Förderungsstopp zu überdenken.
LAbg. Dr. Maria In der Maur-Koenne (NEOS) wiederholte etliche Zahlen zum bisherigen Kongresstourismus, blickte aber bereits in das kommende Jahr mit dem Eurovision Song Contest im Mai. Dieser sei nicht nur ein riesiges TV-Spektakel, sondern auch Tourismusmotor, der Wien – abermals – ins internationale Rampenlicht rücken werde. Bereits 2015 habe der ESC in Wien laut einer Studie eine Bruttowertschöpfung von 27,8 Millionen Euro oder 416 Vollzeitarbeitsplätze in Wien ausgelöst. Zudem seien 16 Millionen an Steuern und Abgaben ins System geflossen; von diesen Effekten hätte unter anderem Wiener Gastronomie oder Kultur profitiert. Auch der Werbewert sei enorm gewesen: Es seien 2015 mehr als 35.000 Online-Artikel mit Wien-Bezug erschienen. Für 2026 werde mit 88.000 zusätzlichen Gästen gerechnet, eine zusätzliche Wertschöpfung von 52 Millionen Euro. Damit werde jeder von der Stadt investierte Euro doppelt zurückfließen. „Bei der Gästestrategie der Stadt geht es um gutes Wachstum und Gäste, die länger bleiben und die Vielfalt der Stadt genießen und prägen“, sagte In der Maur-Koenne.
LAbg. Dr. Jennifer Kickert (GRÜNE) sprach über ihre Situation als Stadtbewohnerin. Das Motto des Wien Tourismus sei, ein gutes Wachstum für Besucher*innen und Bewohner*innen der Stadt. Einer ihrer persönlichen Kontaktpunkte mit dem Tourismus sei etwa, „dass es manchmal eine echte Herausforderung ist, sich in der vollen Stadt zu bewegen“. Etwa beim Rathauspark zur Zeit des Weihnachtsmarktes, wenn neun Busse gleichzeitig ihre Fahrgäste aussteigen lassen und dadurch ein Durchkommen nicht möglich wäre. Solche „Nutzungskonflikte im öffentlichen Raum“ seien mit den vorgeschlagenen Maßnahmen in der Wiener Tourismusstrategie manchmal schwer zu lösen, meinte Kickert. (Forts.) nic
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