• 11.12.2025, 10:46:04
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Tragödie in Kroatien: Drei Geflüchtete sterben nach Bootsunglück auf der Save

Das Sterben auf der Balkanroute hört nicht auf, die Verzweiflung Angehöriger auch nicht: Ein afghanischer Onkel aus Salzburg sucht derzeit seinen Neffen in Bosnien.

Das Sterben auf der Balkanroute nimmt kein Ende. Friedhöfe
ertrunkener Geflüchteter wie dieser in der bosnischen Grenzstadt
Bijeljina sind entlang der Route keine Seltenheit. Allein die SOS
Balkanroute hat in den vergangenen Jahren 67 Grabsteine errichtet,
drei Friedhöfe renoviert und mehrere Denkmäler gestaltet.
SLAVONSKI BROD (OTS) - 

In den frühen Morgenstunden kam es heute am Fluss Save in Kroatien zu einer tragischen Havarie: Ein mit Geflüchteten besetztes Boot kenterte bei dem Versuch, den Fluss von Bosnien-Herzegowina nach Kroatien zu überqueren. Drei Menschen verloren dabei ihr Leben, acht weitere konnten lebend aus dem kalten Wasser gerettet und in ein Krankenhaus gebracht werden.

Die Feuerwehr der kroatischen Stadt Slavonski Brod, die Polizei, der Rettungsdienst sowie der kroatische Such- und Rettungsdienst HGSS (Hrvatska Gorska Služba Spašavanja) waren in den frühen Morgenstunden im Einsatz, nachdem ein Notruf kurz nach 05:30 Uhr einging. Einsatzleiter Ivan Vuleta berichtete, dass insgesamt elf Personen aus dem Wasser geborgen wurden, darunter die drei Verstorbenen.

Ermittlungen gegen Schleuser

Unter den Geretteten befinden sich mehrere stark unterkühlte Menschen. Alle Überlebenden wurden zur medizinischen Versorgung in das Krankenhaus in Slavonski Brod gebracht.
Die Polizei ermittelt zudem gegen einen mutmaßlichen Schleuser, einen Staatsbürger von Bosnien und Herzegowina, der im Zusammenhang mit dem Vorfall steht und sich derzeit unter polizeilicher Aufsicht im Krankenhaus befindet.

„Menschen haben keine andere Wahl“

„Dieses Unglück zeigt erneut die ganze Tragik, die sich leider regelmäßig auf der Balkanroute abspielt. Zwischen Polizeigewalt auf der einen Seite und Schleppern auf der anderen sind die Menschen schutzlos eingeklemmt und haben in Zeiten der Irregularisierung jeglicher Migration kaum eine andere Wahl, als diese lebensgefährlichen Wege zu gehen. Die EU-Asylpolitik trägt eine Mitverantwortung für diese Schicksale“, stellt Petar Rosandić, Obmann der SOS Balkanroute, klar.

Salzburger Onkel sucht verzweifelt seinen Neffen

Die Nachricht über das Unglück kommt zur gleichen Zeit, in der Kräfte des Zivilschutzes der bosnischen Entität Republika Srpska seit Tagen den Grenzfluss Drina absuchen, um einen jungen Afghanen namens Muhammed (24), Agronomie-Absolvent, zu finden. Sein letztes Lebenszeichen gab er vor zwei Wochen in der Nähe des Flusses, weshalb die Vermutung nahe liegt, dass auch er ertrunken ist.

„Sein Salzburger Onkel hat uns völlig verzweifelt aufgesucht. Danach hat unser Helfer Nihad alle Institutionen und Behörden alarmiert. Die Suche läuft leider seit Tagen erfolglos“, so Rosandić.

„Erinnern gegen das Vergessen“

Erst vor wenigen Tagen haben Schülerinnen der BRG Hammerlingstraße in Linz auf dem dortigen St.-Barbara-Friedhof eine Gedenkstätte für alle verstorbenen Geflüchteten auf der Balkanroute errichtet. SOS Balkanroute kümmert sich seit Jahren um Verstorbene, hat drei Friedhöfe gestaltet und drei Denkmäler aufgestellt.

„Das Sterben hört leider nicht auf und wird auch nicht aufhören, solange diese Wege von der Politik den Menschen zum Verhängnis gemacht werden“, so Rosandić.

Rückfragen & Kontakt

SOS Balkanroute
Petar Rosandić
Telefon: 06607390819
E-Mail: team@sos-balkanroute.at

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