- 11.12.2025, 09:31:03
- /
- OTS0038
Umfrage-Watsche: Überwiegende Mehrheit der ÄrztInnen lehnt Wohlfahrtsfonds ab
Kein Vertrauen in Stabilität, Verwaltung und Management
Ein Befund wie ein Hammerschlag: Eine von der Ärztekammer Wien selbst in Auftrag gegebene Online-Umfrage (Peter Hajek, September 2025, 2638 Befragte) unter den knapp 14.000 Wiener Ärztinnen und Ärzten zeichnet ein erschreckendes Bild und unterstreicht die rapide sinkende Beliebtheit der österreichischen Kammern.
Nur 5 % halten den Wohlfahrtsfonds (WFF) für eine „sehr gute Sache“ zur Pensionsvorsorge. Demgegenüber sehen 45 % den Fonds sehr kritisch, weitere 29 % bewerten die zwangsverordnete Zusatzpension zumindest kritisch. Hauptkritikpunkte sind die Verpflichtung zur Mitgliedschaft (41 %) sowie die hohen Beiträge bei gleichzeitig geringer Rendite (36 %). Eine überwältigende Mehrheit von 83 % gab zudem an, noch nie eine Krankenunterstützung aus dem Fonds erhalten zu haben. Auch die Verständlichkeit des Systems lässt stark zu wünschen übrig: 70 % halten es für schwer verständlich.
Kein Vertrauen
Besonders heftig fällt die Kritik an der Beitragshöhe aus: 77 % sind mit der Betragshöhe „gar nicht“ oder „nicht“ zufrieden. Selbst unter jenen, die bereits eine WFF-Pension beziehen, liegt die Unzufriedenheit bei satten 70 %. Kaum besser bewertet wird die Servicequalität des Fonds – nur 6 % zeigen sich sehr zufrieden. Auch das Vertrauen in die Verwaltung ist minimal: Gerade einmal 3 % haben großes Vertrauen in den Verwaltungsausschuss, 4 % in die Fondsmanagerin die Firma CONSICA. Nur 4 % bescheinigen dem Fonds eine sehr hohe finanzielle Stabilität, und eine verschwindende Minderheit von 2 % hält die Veranlagungsstrategie für „sehr gut“. Die entscheidende Frage war in der Befragung nicht enthalten: ob die Ärzte für eine freiwillige Mitgliedschaft eintreten würden. Aber aus den vorhandenen Antworten lässt sich recht eindeutig ableiten, dass eine solche Frage mit überwältigender Mehrheit befürwortet worden wäre.
Negativ-Befund für ÄK-Präsident Steinhart
Für den Wiener Arzt DDr. Christian Fiala ist dies „ein Befund, der für die Ärztekammer nicht schlechter hätte ausfallen können“. Er bekämpft die Pflichtmitgliedschaft im WFF derzeit vor dem Verfassungsgerichtshof. Die gesetzlich vorgeschriebene Doppelversicherung – zusätzlich zur staatlichen Sozialversicherung – hält er für verfassungswidrig, insbesondere im Hinblick auf das Eigentumsrecht und den Gleichheitsgrundsatz. Ärztinnen und Ärzte müssen momentan bis zu 18 % ihres Einkommens in die von der Ärztekammer verwaltete Zusatzpension einzahlen – ohne Mitspracherecht bei der Veranlagung und ohne Transparenz. Fiala kritisiert zudem historische Verluste und Unregelmäßigkeiten in Höhe von 200 Millionen Euro, die über höhere Zwangsbeiträge der Mitglieder ausgeglichen werden mussten – ohne dass diese dadurch höhere Pensionsansprüche erhielten.
Rund 50 % des Fondsvermögens sind in Immobilien investiert. Mehrere dieser Investitionen sorgen für heftige Kritik. Besonders umstritten ist der Kauf des Wiener Grabenhofs im Jahr 2021 um 340 Millionen Euro, finanziert durch einen Kredit über rund 300 Millionen Euro. Der Rechnungshof (2024) bemängelte diese „ungewöhnliche“ Investition deutlich – darunter ein erhebliches Klumpenrisiko sowie die Tatsache, dass der Kredit endfällig ist. Damit werden jene, die diese Entscheidung zu verantworten haben, längst in Pension sein, wenn die Rückzahlung fällig wird. Eine weitere Kritik des Rechnungshofes, als Sicherheit wurden alle Immobilien verpfändet, was jedoch weder ins Grundbuch eingetragen, noch den Mitglieder mitgeteilt wurde.
28 % Realverlust bei Wertpapieren
Auch die andere Hälfte des Fondsvermögens, die Wertpapiere, entwickelt sich sehr schlecht. Ihr Wert stieg innerhalb von zwölf Jahren bis Oktober 2023 zwar nominal um 12,2 %, doch lag die Inflation im selben Zeitraum bei 40,6 %. Inflationsbereinigt ergibt sich somit ein realer Wertverlust von 28 % – womit das Ziel einer langfristigen Altersvorsorge deutlich verfehlt wird.
„Angesichts dieses enormen Vertrauensverlustes in den Wohlfahrtsfonds fordere ich Präsident Steinhart auf, endlich die Weichen in Richtung einer freiwilligen Zusatzversicherung zu stellen – oder noch besser, den Fonds, wie bei der Ziviltechnikerkammer bereits 2015, vollständig in die SVA zu überführen“, so Fiala abschließend.
Hintergrund-Infos zum Wohlfahrtsfonds: www.wohlfahrtsfonds.info
Rückfragen & Kontakt
PURKARTHOFER PR, +43-664-4121491, info@purkarthofer-pr.at
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | PUR






