• 05.12.2025, 13:18:35
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"Gesund aus der Krise“: Wirksame Unterstützung für Kinder und Jugendliche

Neue Evaluierung der Uni Innsbruck zeigt deutliche Verbesserungen der psychischen Gesundheit

Pressekonferenz vom 5.12.2025 mit BÖP-Präsidentin a.o.
Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger, Gesundheitsministerin
Korinna Schumann und ÖBVP-Präsidentin Mag.a Barbara Haid, M.Sc. (von
links nach rechts)
Wien (OTS) - 

Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Österreich hat sich in den letzten Jahren messbar verschlechtert. Sorgen um gesellschaftspolitische Entwicklungen, Gewalt, Kriege und die Wirtschaftskrise betreffen nicht nur Erwachsene. Sie beeinflussen neben den typischen Jugendthemen auch die psychische Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen. „Gesund aus der Krise“ hilft nachweislich, wie aus der neuen Evaluierung der Universität Innsbruck (Institut für Psychologie) eindrücklich hervorgeht.

„Gesund aus der Krise“ erreicht die, die es brauchen.

Kern des Projektes ist die rasche, wohnortnahe, qualitätsgesicherte, einfache und kostenfreie Zuweisung zu klinisch-psychologischer, gesundheitspsychologischer, psychotherapeutischer bzw. musiktherapeutischer Beratung / Behandlung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 21 Jahren. Das bewährte Mental-Health-Projekt „Gesund aus der Krise“ hat seit 2022 bereits rund 50.000 Kindern und Jugendlichen - unterschiedlichen Alters und Geschlechts sowie unterschiedlicher soziodemografischer Hintergründe - einen Zugang zu psychischer Hilfe ermöglicht. Bei fast der Hälfte der Klient:innen ermöglichte „Gesund aus der Krise“ eine Behandlung, die ohne das Programm finanziell für die Betroffenen oder ihre Familien nicht leistbar wäre.

Gesundheits- und Sozialministerin Korinna Schumann betont: „Gesund aus der Krise kommt dort an, wo es dringend gebraucht wird. Die Ergebnisse zeigen uns, wie tief die Sorgen unserer Kinder reichen – und wie sehr wir ihnen Halt geben können, wenn Hilfe rechtzeitig und barrierefrei ankommt. Kein Kind und kein junger Mensch soll mit Angst, Überforderung oder Einsamkeit allein bleiben müssen. Es ist unsere Aufgabe als Gesellschaft, ihnen Zuversicht zurückzugeben – und genau das gelingt diesem Projekt jeden Tag.“

Evaluierung zeigt hohen Unterstützungsbedarf und wirksame Betreuungsmaßnahmen für die psychische Gesundheit

Ao. Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger, Gesamtleitung „Gesund aus der Krise“ und Präsidentin Berufsverband Österreichischer Psychologinnen und Psychologen (BÖP): „Noch nie wurden so viele Daten zur psychischen Gesundheit unserer Kinder wissenschaftlich ausgewertet. Die Evaluierung der Universität Innsbruck zeigt den hohen Unterstützungsbedarf unserer Kinder & Jugendlichen und bestätigt, „Gesund aus der Krise“ wirkt akut und nachhaltig.“

Die Universität Innsbruck, Institut für Psychologie hat in ihrer wissenschaftlichen Arbeit in zwei Phasen sowohl 11.000 Klient:innen als auch Bezugspersonen und die Behandler:innen befragt, basierend auf Dokumentationen, standardisierten Fragebögen und persönlichen Interviews & Fokusgruppen.

Die wichtigsten Eckdaten der aktuellsten Evaluierungsergebnisse zeigen:

  • 32 Prozent der Klient:innen zeigten zu Behandlungsbeginn Hinweise auf depressive Verstimmungen, 51 Prozent hatten eine niedrige Lebenszufriedenheit.

  • 93 Prozent fühlen sich nach der Behandlung besser. Sowohl psychische als auch physische Beschwerden gingen im Verlauf der Behandlungen signifikant zurück.

  • 88 Prozent der Bezugspersonen berichteten am Ende der Behandlungen, dass sich die Schwierigkeiten ihres Kindes subjektiv verbessert hatten.

  • 86 Prozent der Bezugspersonen fühlten sich am Ende der Behandlungen besser in der Lage, selbstständig mit aktuellen und zukünftigen Schwierigkeiten ihres Kindes umzugehen.

  • Zwei Drittel der Behandler: innen geben an, dass Klient: innen nach mindestens zehn Einheiten gute bis sehr gute Fortschritte erzielt hatten.

  • Im Durchschnitt wurden elf Behandlungseinheiten im Einzelsetting in Anspruch genommen. Werden psychische Themen unmittelbar und effizient behandelt, sind langwierige Folgekosten auch vermeidbar.

  • Gesund aus der Krise erreicht zunehmend auch die Burschen: 41 Prozent Buben (Vergleich 2022: 29 Prozent) 58,5 Prozent Mädchen und 0,5 Prozent divers.

  • 35 Prozent der Klient:innen haben einen Migrationshintergrund. Ein wichtiges Argument ist die Behandlung der Klient:innen auch in der Muttersprache (28 Behandlungssprachen).

Die Sorgen unserer Kinder und Jugendlichen haben viele Gesichter

Auch die neue wissenschaftliche Evaluierung des Projekts zeigt: Die psychischen Belastungen unserer jungen Menschen haben sich nicht nur ausgeweitet, sondern sind komplexer geworden. Kriege, der Klimawandel, Armut oder Krankheiten sind Themen, die uns alle beschäftigen – auch unsere Kinder und Jugendlichen. Zusätzlich zeigte sich der Trend, dass die Befragten sich stärker um andere sorgten als um sich selbst. Krisen, mit denen die jungen Menschen möglicherweise bereits unmittelbare Erfahrungen hatten, wie Armut oder Krankheiten wie die COVID-19 Pandemie, hatten bedeutsame Zusammenhänge mit der psychischen Gesundheit.

Die häufigsten diagnostischen Bereiche umfassen dabei neurotische Belastungs- und somatoforme Störungen, Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend sowie affektive Störungen bis hin zur Depression. Diese spiegeln wider, womit Kinder und Jugendliche heute ringen: Angst, Überforderung, innere Unruhe, Erschöpfung und ein Mangel an Perspektive, gekoppelt mit großem Leistungs- und Erwartungsdruck. Auch das zeigt sich im „Gesund aus der Krise“ Evaluierungsbericht.

Hinzu kommt ein Faktor, den die Behandler:innen in der Praxis massiv wahrnehmen: Social Media als Verstärker psychischer Unsicherheiten. Kinder und Jugendliche werden dort mit Krisenbildern, Gewaltvideos und nicht altersgerechten Inhalten konfrontiert; ungefiltert und jederzeit verfügbar. Für viele entsteht dadurch eine permanente Alarmbereitschaft.

Mag.a Barbara Haid, MSc, Präsidentin des Österreichischen Bundesverbands für Psychotherapie (ÖBVP) und Kooperationspartnerin von „Gesund aus der Krise“ betont: „Kinder haben Angst vor dem Leben. Und diese Angst ist nicht eingebildet, sie ist real. Die Bilderflut, die Geschwindigkeit und die ständige Vergleichbarkeit in sozialen Medien verstärken die Verunsicherung zusätzlich. Gleichzeitig sind viele Eltern und Obsorgeberechtigte selbst am Limit. Und genau da unterstützt „Gesund aus der Krise“ belastete und verunsicherte Kinder und Jugendliche.“

Weihnachten als vulnerable Zeit

Besonders rund um Weihnachten zeigt sich die Dringlichkeit dieser Unterstützung. Das „Happy Family“-Ideal, das die Feiertage umgibt, entspricht oft nicht der Realität. Hohe Erwartungen, ungelöste Konflikte und wirtschaftliche Sorgen belasten viele Familien. Wenn ohnehin knappe finanzielle Mittel durch die Feiertage noch stärker unter Druck geraten, steigen Spannungen. Kinder spüren das zuerst. Gerade hier zeigt sich der Wert eines Projekts wie „Gesund aus der Krise“: Es bietet niederschwellige, kostenfreie und rasch zugängliche Unterstützung, bevor Belastungen eskalieren.

Dringend notwendig: Chancengerechtigkeit in Sachen psychischer Gesundheit

Die psychosoziale Regelversorgung für Kinder und Jugendliche in Österreich kann den Unterstützungsbedarf der Altersgruppe nicht decken.

Das Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz hat deshalb erneut 35,15 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Damit soll weiteren 30.000 Kindern und Jugendlichen ein niederschwelliger und kostenloser Zugang zu psychischer Hilfe ermöglicht werden. Das Projekt ist somit vorerst bis Juni 2027 finanziert. Jeder Euro, der in Prävention investiert wird, spart teure Folgekosten.

„Gesund aus der Krise“ ist enorm wichtig, um die fehlenden Strukturen des Regelbedarfs abzufedern. Auch wenn die Finanzierung der Maßnahmen vorerst gesichert ist, dürfen wir uns nicht in Sicherheit wiegen. Die psychische Gesundheit der Jugend ist enorm unter Druck und es ist keine Entspannung in Sicht. Angesichts der aktuellen Weltlage rechnen wir damit, dass der Bedarf an psychischer Unterstützung sogar weiter steigen wird. Vor allem für sozioökonomisch benachteiligte Kinder, Jugendliche und junge Menschen braucht es auch bezüglich psychischer Erkrankungen Chancengerechtigkeit.

Auf einen Blick

Abgewickelt wird „Gesund aus der Krise” vom Berufsverband Österreichischer Psychologinnen und Psychologen (BÖP) in enger Kooperation mit dem Österreichischen Bundesverband für Psychotherapie (ÖBVP). Die Hauptaltersgruppe der Klient: innen liegt bei zehn bis 21 Jahren. Ab 14 Jahren können sich Burschen und Mädchen eigenständig direkt per E-Mail oder Telefon (unabhängig von den Eltern) anmelden. Pro Person stehen bis zu 15 Behandlungseinheiten kostenlos zur Verfügung. Nach der unkomplizierten und schnellen Anmeldung wird man innerhalb weniger Tage einer oder einem Behandler: in zugewiesen. Ein Behandler:innen-Pool von rund 1.600 Klinischen Psycholog:innen, Gesundheitspsycholog:innen, Psychotherapeut:innen und Musiktherapeut:innen, welche in Summe 28 Behandlungssprachen anbieten, ermöglicht die erfolgreiche Umsetzung.

Rückfragen & Kontakt

Mag.a Gudrun Kreutner-Reisinger
Kommunikation „Gesund aus der Krise“
0699 1105 4001
gk@gudrunkreutner.com

Viola Ghavidel
Projektleitung „Gesund aus der Krise“
0670 350 4846
viola.ghavidel@gesundausderkrise.at

Christoph Ertl
Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und
Konsumentenschutz
0664 88 777 555
christoph.ertl@sozialministerium.gv.at

www.gesundausderkrise.at | www.boep.or.at | www.psychotherapie.at

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