• 04.12.2025, 13:28:33
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Neue Initiative fordert Einhaltung von Menschenrechten bei der FIFA Fußball WM 2026 in Nordamerika

Bündnis aus 15 österreichischen Organisationen tritt für demokratischen Sport ein

Wien (OTS) - 

Am 05. Dezember findet die Gruppenauslosung zur FIFA Fußball-WM 2026 in Washington DC statt. Was auf den ersten Blick nach einem Turnier in demokratischen Staaten aussieht, offenbart bei genauerer Betrachtung eine Reihe menschenrechtlicher Missstände. Am Tag vor der Auslosung wurde in Wien die neue österreichische Initiative „GAME ON! Sport für Menschenrechte“ vorgestellt, einem Bündnis aus 15 Organisationen aus den Bereichen Zivilgesellschaft, Medien und Sport. GAME ON! will klare Verantwortungen aufzeigen und fordert die Umsetzung einer Menschenrechtskultur im Sport. Expert*innen berichten über die Situation in den drei Austragungsländern und die Verantwortung rund um Sportgroßereignisse.

Von 11. Juni bis 19. Juli 2026 findet die Fußball-Weltmeisterschaft der Männer in Kanada, Mexiko und den USA statt. Nach der Kritik an Menschenrechtsverletzungen bei der WM 2018 in Russland sowie der WM 2022 in Katar versprach die FIFA mehr Verantwortung. Die Weltmeisterschaft 2026 ist die erste Männer-Weltmeisterschaft mit einer veröffentlichten Menschenrechtsstrategie, die als neue Messlatte für Sportveranstaltungen weltweit angepriesen wird.

Hanna Stepanik, Projektleiterin und Initiatorin des Projekts „GAME ON!“ bei der fairplay Initiative am Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation (VIDC), weist bei der Pressekonferenz im Presseclub Concordia daraufhin, dass die über die letzten Jahre entstandene positive Entwicklung, über Sportgroßereignisse wie die FIFA WM 2022 vermehrt aus der Menschenrechtsperspektive zu berichten, aufrechterhalten erhalten werden müsse, egal in welchem Land ein Megaevent stattfinde: „Alles andere wäre heuchlerisch! Denn auch in Ländern wie Kanada, Mexiko oder den USA gibt es aus menschenrechtlicher Perspektive viele Themen. In den USA spitzt sich die Situation rund um die Einwanderungspolitik sowie Presse- und Meinungsfreiheit zu, Mexiko verzeichnet rekordhohe Femizidraten, und in Kanada beobachten wir drastische Rückschritte beim Schutz indigener Rechte“.

Jennifer Li istKoordinatorin von Dignity 2026, eine in den USA ansässige Koalition von 16 lokalen, nationalen und internationalen zivilgesellschaftlichen Organisationen, die sich für die Förderung der Menschenrechte und Arbeitsrechte bei der FIFA WM 2026 einsetzt und sich mit einer Vielzahl von Risikobereichen befasst, darunter Gesundheit und Sicherheit der Arbeitnehmer*innen, Diskriminierung, Wohnungswesen und Vertreibung, sowie Einwanderung. „Die Tatsache, dass die größte Weltmeisterschaft aller Zeiten nächstes Jahr in Nordamerika stattfinden wird – inmitten einer turbulenten politischen Lage in den USA – ist ein Aufruf zum Handeln für die FIFA, die Austragungsorte sowie die Organisationskomitees, alle möglichen Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass sie sowohl ihre internationalen als auch ihre innerstaatlichen Menschenrechtspflichten erfüllen. Arbeiter*innen, Obdachlose, Einwander*innen, Kinder und andere Personen, die von den negativen Auswirkungen des Turniers betroffen sein könnten, sollten nicht die höchsten Kosten für die Ausrichtung der Weltmeisterschaft tragen, bei der die FIFA voraussichtlich weit über 11 Milliarden Dollar an Einnahmen erzielen wird“.

Aurelia Velasco spielt als Verteidigerin beim FC Los Andes in Wien. Als Angehörige der Mixtecos aus Tlaxiaco (Bundesstaat Oaxaca) liegen ihr die Themen Frauenrechte sowie Indigenenrechte besonders am Herzen. Sie kritisiert insbesondere die Exotisierung und Kommerzialisierung indigener Gruppen, die häufig mit Großereignissen wie der FIFA WM einhergehen: „Der kulturelle Reichtum indigener Völker kommt immer den Wohlhabenden zugute und die betroffene Bevölkerung bleibt in der Armut stecken“.

Auch Philipp Budka, Kultur- und Sozialanthropologe an der Universität Wien, der seit fast 20 Jahren in und über Kanada forscht, sieht die vermeintliche Inklusion indigener Gemeinschaften bei der FIFA WM kritisch. „Indigene Gemeinschaften in Kanada sind kulturell äußerst vielfältig, leben aber bis heute mit den Folgen kolonialer Politik – darunter niedrigere Lebenserwartung, hohe Suizidraten und ungelöste Probleme bei Wasser-, Energie- und Transportinfrastrukturen. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass symbolische Anerkennung im Rahmen der Fußballweltmeisterschaft nicht ausreicht: Indigene Gemeinschaften fordern echte Mitsprache und Entscheidungen, die langfristig ihren Bedürfnissen und Lebensrealitäten gerecht werden. Die zentrale Frage lautet daher, ob ein solches Großereignis zu mehr Gerechtigkeit beitragen kann oder bestehende Ungleichheiten eher verstärkt“.

Christos Papadimitriou, früherer Fußballprofi und Head of Marketing der österreichischen Spielergewerkschaft Vereinigung der Fußballer (VdF), anerkennt abschließend die wichtige Rolle von Menschenrechten im Sport: „Als Vertretung der Spieler*innen ist es unsere Aufgabe, ihre Rechte zu schützen. Dazu gehören faire Arbeitsbedingungen, Mitbestimmung und die Freiheit, Haltung zu zeigen, ohne negative Konsequenzen befürchten zu müssen. Menschenrechte sind im Fußball kein Randthema, sondern die Grundlage eines sicheren und respektvollen Arbeitsumfelds. Deshalb erwarten wir auch von internationalen Verbänden, dass sie unabhängige Spielergewerkschaften einbinden und Entscheidungen transparent und im Sinne der Aktiven treffen“.

Österreichweite Kampagne

Unter dem Motto „GAME ON! Sport für Menschenrechte“ treten Akteur*innen aus Zivilgesellschaft, Sport und Medien für einen demokratischen Sport für alle ein. Die Initiative wird im Vorfeld der WM in Kanada, Mexiko und den USA genau auf die menschenrechtliche Situation in den drei Austragungsländern blicken, regelmäßig Hintergrundinformationen liefern und eine breite Aufmerksamkeit für eine Kultur der Menschenrechte im Sport schaffen. Dabei werden Fußballvereine, Sportverbände und Fans genauso eingebunden, wie Jugendliche und migrantische Communities. Zu den vielfältigen Maßnahmen gehören unter anderem Aktionstage mit Sportvereinen, Filmscreenings, Schulungen von Sportjournalist*innen, eine Club 2x11 Podiumsdiskussion, ein Kunstevent im WUK, die Südwind Speaker‘s Tour durch Österreich und einem Workshopprogramm für Jugendliche.

Die Initiative wird zudem internationale Synergien nutzen, um gemeinsam für einen Sport einzutreten, der die Menschenrechte fördert und nicht verletzt.

„GAME ON! Sport für Menschenrechte“ wird von der fairplay Initiative am VIDC geleitet und mit den Partner*innen Südwind, Oscar Sánchez, Frauen*solidarität, Vereinigung der Fußballer, FC Los Andes, Österreichische Liga für Menschenrechte, Protect Our Winters Austria, solidar, ballesterer, LEFÖ, Zentrum für Kanada-Studien, Reporter ohne Grenzen Österreich und Africa Global Radio umgesetzt.

Die Initiative wird maßgeblich von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (Austrian Development Agency) gefördert.

https://www.fairplay.or.at/projekte/sport-fuer-globale-gerechtigkeit-menschenrechte
Pressefotos finden sich ab ca. 13:30 Uhr hier: https://www.fairplay.or.at/presse/pressefotos

Fotocredits: Karo Pernegger

Rückfragen & Kontakt

fairplay Initiative
Hanna Stepanik
Telefon: 01 713 35 94 - 66
E-Mail: stepanik@vidc.org
Website: https://www.fairplay.or.at/

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