- 01.12.2025, 11:18:32
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- OTS0073
EU-Kommission auf Irrwegen: Mini-Kernreaktoren als teures Hirngespinst
Strategie-Vorschlag der Kommission in der nächsten Dekade auf Atom-Energie aus Small Modular Reactors zu setzen, ist bereits jetzt zum Scheitern verurteilt.
Steht Atomkraft in Europa tatsächlich vor einer Rennaissance? Mitnichten! Die EU-Kommission hält aktuell eisern am Plan fest, in den kommenden Jahren in ganz Europa sogenannte SMR (Small Modular Reactors) zu errichten. Wer dieses Vorhaben in welcher Form in die Praxis umsetzen soll, darüber hat man offensichtlich noch nicht nachgedacht.
“In den vergangenen drei Jahrzehnten sind genau drei neue Atomkraftwerke in Europa ans Netz gegangen - mit gigantischen Kosten und durchwegs langen Bauverzögerungen. Was die EK veranlasst zu glauben, dass lediglich auf dem Papier existente SMR in großer Stückzahl gebaut und in Betrieb genommen werden könnten, ist schlicht nicht nachzuvollziehen. Ein Veränderung der Voraussetzungen ließe sich lediglich durch pure Magie herbeiführen”, rückt Patricia Lorenz, Anti-Atomsprecherin bei GLOBAL 2000, die Ausgangsposition an die richtige Stelle.
Schein-Argumente
Die EU-Kommission liefert für ihre Absichtserklärung drei Gründe. Warum diese Gründe offensichtlich nur vorgeschoben sind, erklärt Patricia Lorenz wie folgt:
- Das EU-Ziel bis 2050 CO2-neutral zu werden
Die CO2-Einsparungen pro MWh sind bei SMR ein Weg in die Sackgasse. Während die LCOE (Levelized cost of electricity) der Atomenergie ständig steigen, sinken die der erneuerbaren Energien kontinuierlich. Auch ein kurzer Blick auf die Realität ist aufschlussreich: Während Polen seit 2013 oder sogar noch früher ein AKW-Programm vorbereitet, wurden innerhalb weniger Jahre 10 GW Onshore-Windkraftanlagen installiert, die 24,5 TWh, d. h. 14,5 % des in Polen verbrauchten Stroms, erzeugen.
- Um Energie-Importe aus Russland zu beenden
Abgesehen von der bekannten Tatsache, dass der für einige SMR benötigte hochangereicherte Brennstoff nur in Russland hergestellt wird, sollte die Vorstellung, dass nicht existierende Designs und Produktionsanlagen zum Ende der Abhängigkeiten beitragen würden, erklärt und auf Fakten gestützt werden. Eventualitäten wie sie IAEO-Generaldirektor Grossi ins Felde führt, wonach unter bestimmten Umständen Strom etwa für die abgelegene Gegenden geliefert werden könnte, sind kein Grund für derartige Entwicklungsprogramme.
Verbesserung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit der EU
Wenn überhaupt SMR gebaut werden und ans Netz gehen, dürfen sich Verbraucher:Innen und Industrie darauf einstellen, für Jahrzehnte zur Kasse gebeten zu werden, während der Markt mit Strom aus Erneuerbaren und mit hohem Batterieanteil zu fast keinen Kosten für die europäische Industrie und Dienstleistungen überschwemmt wird, um auf dem Weltmarkt erfolgreich konkurrieren zu können. Da AKW gleich welcher Größe nur mit Subventionsprogrammen wie staatlichen Beihilfen gebaut werden, wird selbst die Einstellung des Baus oder der Nichtbetrieb der neuen Anlage die Steuerzahler:Innen nicht davor bewahren, die Rechnung für SMRs zu bezahlen.
Darüber hinaus scheiterten SMR bisher bereits in der Design-Phase. Nach Jahren von Entwicklungsarbeiten wurde beispielsweise das Nuward-Design von EDF aufgrund eskalierender Kosten bereits in dieser frühen Phase eingestellt.
Die einzige Möglichkeit, die Kosten zu senken, die zum großen Teil auch durch die Bauzeitüberschreitungen entstehen, liegt in der angekündigten modularen Bauweise. “Modulare Bauweise wird erst durch entsprechende Fabriken ermöglicht. Diese Fabriken existieren aber nicht. Die Behauptung, es könnten mehrere SMR in Serie gebaut werden, ist daher schlicht irreführend. Wir legen unsere Argumente in einer Stellungnahme der Europäischen Kommission vor und hoffen, dass sie diese vollkommen sinnlose Förderung der Atomenergie in Form vermeintlich neuer AKW nicht weiter verfolgt“, so Lorenz abschließend.
- Link zur Stellungnahme (Englisch)
Rückfragen & Kontakt
Patricia Lorenz, Anti-Atomsprecherin GLOBAL 2000, +43 676 44 64 254,
patricia.lorenz@global2000.at
Marcel Ludwig, Pressesprecher GLOBAL 2000, +43 699 142000 20,
marcel.ludwig@global2000.at
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