- 28.11.2025, 08:32:02
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Betrugsbekämpfung brachte im 1. Halbjahr 2025 50 Millionen Euro
Betrugsbekämpfungspaket mit neuen Maßnahmen ab 2026
Rund 50 Millionen Euro konnten im ersten Halbjahr 2025 durch das Amt für Betrugsbekämpfung (ABB) in Folge verschiedenster Einsätze gesichert werden. Mehr als 200 Fahndungs- und Prüfungsmaßnahmen, sowie Hausdurchsuchungen und fast 20.000 weitere Kontrollen fanden in diesem Rahmen statt.
Mit dem nun von der Regierung beschlossenen Betrugsbekämpfungspaket werden im kommenden Jahr die Maßnahmen verstärkt und dadurch 2026 rund 270 Millionen Euro zusätzlich ins Budget gebracht.
Finanzminister Markus Marterbauer: „Bekämpfung des Steuerbetrugs ist eine Frage der Gerechtigkeit. Das ABB leistet unverzichtbare Arbeit, um die redliche Wirtschaft und die Steuerehrlichen vor Betrügern zu schützen. Die Expertinnen und Experten des ABB wissen aus ihrer Praxis besonders gut, welche Tricks angewendet werden, um Steuern zu vermeiden. Ihr Wissen ist sehr stark in das neue Betrugsbekämpfungspaket eingeflossen.“
Staatssekretärin Barbara Eibinger Miedl: „Konsequente Betrugsbekämpfung stärkt die Fairness gegenüber allen ehrlichen Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern sowie im gesamten Wirtschaftssystem. Weil Betrugsmodelle immer raffinierter werden, braucht es entsprechendes Know-How und ein besseres Zusammenspiel zwischen den Behörden. Die Expertinnen und Experten des ABB leisten hier ausgezeichnete Arbeit und setzen auch immer stärker auf internationale Kooperation.“
Das Amt für Betrugsbekämpfung hat im vergangenen Halbjahr bereits eine Vielzahl von erfolgreichen Überprüfungen durchgeführt, die zeigen, wie bedeutend eine Ausweitung und Intensivierung der Betrugsbekämpfung ist. Neue und immer raffiniertere Betrugsmodelle machen das nun eingebrachte Paket umso dringlicher.
Einige Beispiele von erfolgreich gesetzten Maßnahmen im Zeitraum Jänner bis Juni 2025:
Systematischer Lohn- und Steuerbetrug in der Personalbereitstellung
In einem umfangreichen Ermittlungsfall, ausgelöst durch eine Verdachtsmeldung der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), stand ein österreichisches Personalbereitstellungsunternehmen im Mittelpunkt. Die Ermittlungen ergaben Hinweise auf systematische Nettolohnvereinbarungen in den Jahren 2020 bis 2021 mit überwiegend ausländischen Arbeitskräften. Beschäftigte mussten vor ihrem Arbeitsantritt Blanko-Kassabelege unterzeichnen, die später zur Abrechnung vermeintlicher Vorschüsse genutzt wurden, die tatsächlich nie ausgezahlt worden waren. Zwei arbeitsgerichtliche Urteile bestätigten diese Vorgangsweise.
Die Ermittlungen ergaben den Verdacht, dass durch das angewandte System erhebliche Umsatz- und Ertragsteuern verkürzt wurden. Ein Teil der als Betriebsausgabe verbuchten Löhne soll nicht bei den Beschäftigten angekommen, sondern im Einflussbereich der Unternehmensleitung verblieben sein. Obwohl die gemeldeten Bruttolöhne dem Kollektivvertrag entsprachen, erhielten die Mitarbeiter deutlich geringere Nettobeträge. Die Differenz wurde mutmaßlich über fingierte Barauszahlungen und zuvor unterschriebene Blankobelege abgezogen. Zudem wurden keine Lohnzettel ausgegeben, was die Kontrolle erschwerte. Der mutmaßlich entstandene Steuerschaden beträgt rund 2,2 Millionen Euro. Die Ermittlungen sind abgeschlossen und der Fall wurde der Justiz übergeben.
Behördenkooperation deckt missbräuchliche Vereinsstrukturen auf
Ein weiterer komplexer Betrugsfall betrifft mutmaßliche Abgabenhinterziehungen im Zusammenhang mit Vereinsverkäufen. Ausgehend von einer Meldung über auffällig viele Vereinsneugründungen im Jahr 2020 leitete das Finanzamt Österreich umfassende Prüfungen ein. Diese führten zur Auflösung von 26 missbräuchlich verwendeten Vereinen. Die enge Zusammenarbeit mehrerer Behörden schuf die Grundlage für die späteren Ermittlungen des ABB.
Im Zentrum steht der Vorwurf, über den Verkauf hunderter Vereine und begleitende Schulungen ein Geschäftsmodell aufgebaut zu haben. Einnahmen sollen teils nicht erklärt bzw. als „steuerfrei“ in unterschiedlichen Vereinen verbucht worden sein. Bei sieben Hausdurchsuchungen in Wien, Salzburg, Oberösterreich und der Steiermark wurden rund 100.000 Euro Bargeld, Luxusuhren und illegale Medikamente sichergestellt.
Lohndelikte im Bau- und Entrümpelungsgewerbe
In einem weiteren Fall wurden Ermittlungen wegen mutmaßlicher systematischer Abgabenverkürzung in zwei Betrieben des Bau- und Entrümpelungsgewerbes abgeschlossen. Ausgangspunkt war eine anonyme Anzeige. Der Verdacht: Beschäftigte waren nur teilzeitbeschäftigt gemeldet, obwohl sie Vollzeit- und Überstunden leisteten. Die Differenzen sollen mittels nicht gemeldeter Barauszahlungen ausgeglichen worden sein. Ein ehemaliger Mitarbeiter stellte handschriftliche Stundenaufzeichnungen und weitere Unterlagen zur Verfügung.
Bei einer gerichtlich angeordneten Hausdurchsuchung konnten zusätzliche Beweise sichergestellt werden, darunter ein „schwarzes Buch“ und detaillierte Arbeitszeitlisten. Ergänzende Nachschauen bei Auftraggebern ermöglichten die Überprüfung weiterer Arbeitsstunden. Der mutmaßliche Abgabenverkürzungsbetrag liegt bei rund 175.000 Euro. Der Fall wurde der Justiz übermittelt.
„Der Halbjahresbericht des Amtes für Betrugsbekämpfung zeigt, dass unsere gemeinsamen Anstrengungen im Kampf gegen Steuerhinterziehung, Sozialbetrug und Scheinunternehmen deutliche Wirkung entfalten. Durch gezielte Kontrollen und Prüfungsmaßnahmen gegen Steuerhinterziehung und Sozialbetrug konnten zahlreiche komplexe Fälle aufgedeckt und Mehreinnahmen für die öffentliche Hand gesichert werden. Mit gezielten Ermittlungen und konsequentem Vorgehen gegen Scheinunternehmenskonstruktionen wurde zudem ein wichtiger Beitrag zur Sicherung fairer Wettbewerbsbedingungen für die heimische Wirtschaft geleistet“, so Christian Ackerler, Vorstand des ABB.
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