- 27.11.2025, 11:15:32
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FMK: Vortrag zum Thema Mobilfunkstrahlung für MedizinerInnen
Einstufung der International Agency for Research on Cancer (IARC) / Weltgesundheitsorganisation (WHO) bewertet Mobilfunkfelder umfassend und objektiv
Eine umfassende Bewertung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) analysierte mit österreichischer Beteiligung die aktuelle Evidenzlage zu gesundheitlichen Risiken. Die Ergebnisse wurden im Rahmen der 35. Grazer Fortbildungstage der Ärztekammer Steiermark 2025 von DI Gernot SCHMID, PhD, Senior Applied Researcher und Projektleiter im Fachbereich Elektromagnetische Verträglichkeit der Seibersdorf Laboratories, vorgestellt.
Die Nutzung hochfrequenter elektromagnetischer Felder (RF-EMF, Frequenzbereich 100 kHz bis 300 GHz) nimmt seit den 1950er-Jahren stetig zu. „Funkstrahlung ist allgegenwärtig in unserer modernen Umwelt“, erklärte Schmid, dessen Vortrag unter
https://www.youtube.com/watch?v=v5sDAl-NGNg
auf dem Youtube-Kanal des Forum Mobilkommunikation abrufbar ist.
RF-EMF breiten sich als elektromagnetische Wellen aus und führen durch Absorption zu thermischen Effekten. Diese gezielten Temperaturerhöhungen werden technisch und medizinisch genutzt – etwa in der Magnetresonanztomographie oder bei der Diathermie sowie in Haushaltsgeräten wie dem Mikrowellenherd. Telekommunikationssysteme wie Radio, Fernsehen, Mobilfunk, WLAN und Bluetooth sind für solche Anwendungen ungeeignet, denn hier wird Information und nicht Energie übertragen."
Bislang war jedoch unklar, ob neben den bekannten thermischen Effekten auch nicht-thermische Wirkungen auftreten, die unterhalb der geltenden Expositionsgrenzwerte gesundheitlich relevant sein könnten. Ende der 1990er-Jahre hat dieses Thema einen regelrechten Forschungsboom ausgelöst. „In Summe gibt es heute mehr als 3.500 Publikationen zu Hochfrequenzfeldern“, weiß der Experte, der sich seit 1997 mit den Auswirkungen elektromagnetischer Felder auf den menschlichen Körper beschäftigt. Die wissenschaftliche Datenlage ist jedoch seit Beginn inkonsistent, mit zahlreichen untersuchten Endpunkten und unübersichtlichen und teilweise widersprüchlichen Ergebnissen.
IARC-Klassifizierung und Forschungslage
Die International Agency for Research on Cancer (IARC) stufte HF-Felder im Jahr 2013 als „möglicherweise karzinogen für den Menschen“ ein. „Wichtig ist im Hinterkopf zu behalten, dass die Einstufung nur eine Klassifizierung ist“, betonte Schmid. Sie bedeutet lediglich, dass ein Zusammenhang mit Kanzerogenität nicht ausgeschlossen werden kann. „Ob die Einwirkung im Zusammenhang mit Kanzerogenität steht, hat aber nichts mit dem tatsächlichen Risiko in der Praxis zu tun. Für die Bewertung wurden ausschließlich Studien zu Kopftumoren und Mobilfunknutzung gesichtet. „Andere Krebsarten oder HF-Quellen wie Sendestationen sind definitiv keine Grundlage für die Einstufung.“
WHO-Review: Evidenz kritisch bewertet
Um der zunehmenden Polarisierung und Fehlinterpretation entgegenzuwirken, initiierte die WHO eine umfassende, objektive und transparente Bewertung der wissenschaftlichen Literatur. In insgesamt zwölf systematischen Reviews zu zehn Themenfeldern analysierten unabhängige, international anerkannte Expertenteams die Evidenzlage zu unterschiedlichen Gesundheitsendpunkten bei Menschen und Tieren untersucht wurden:
· Tumorentstehung (Neoplasien)
· Reproduktionsstörungen
· Kognitive Beeinträchtigungen
· Psychische und neurologische Symptome
· Oxidativer Stress und zelluläre Signalwege
„Der gemeinsame Nenner all dieser Studien: Wenn Effekte berichtet werden, sind diese durchwegs schwach“, fasste Schmid zusammen, der an zwei der systematischen Übersichtsarbeiten mitwirkte. Die Reviews zu Kognition (z. B. Orientierung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis) und zu Symptomen wie Tinnitus, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, multiplen Beschwerden oder sogenannte Elektrohypersensitivität ergaben keine konsistenten Zusammenhänge mit HF-Expositionen. „Gerade die systemischen Reviews zu den Symptomen zeigen, dass die berichteten Beschwerden nicht mit der Exposition assoziiert sind“, so Schmid. „Die Beobachtungsstudien zum Zusammenhang zwischen Handystrahlung, Kopftumoren und ähnlichen Krebsendpunkten zeigen, dass hier wenig bis kein Zusammenhang zu finden ist.“
In Tierstudien wurden hingegen vereinzelt Effekte beschrieben. „Von den Autoren wird jedoch eingeräumt, dass die Übertragung der Studienergebnisse auf den Menschen extrem schwierig ist“, betonte Schmid. Auch Biomarker zum oxidativen Stress liefern nur Evidenz von sehr geringer Qualität. „In den meisten Fällen sind die Ergebnisse sehr inkonsistent und nicht nachvollziehbar“, so Schmid.
Fazit und Ausblick
„Nach wie vor leidet die Studienlage unter einer Widersprüchlichkeit und einem fehlenden roten Faden“, kritisierte Schmid und wies einmal mehr auf die auffällig hohe Rate an qualitativ schlechten und methodisch schwachen Studien hin. Besonders in den Bereichen Reproduktion, Kognition und oxidativer Stress besteht Bedarf an hochwertigen Untersuchungen, bevor belastbare Schlussfolgerungen gezogen werden können.
„Momentan ist durch die neuen systematischen Reviews eine Basis für die Bewertung geschaffen worden. Die finale Conclusio aus diesen Reviews wird die WHO in den nächsten ein bis zwei Jahren veröffentlichen“, blickte Schmid bereits in die Zukunft.
Rückfragen & Kontakt
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Gregor Wagner, Pressesprecher
Telefon: Mobil: +43 664 619 25 12 Fix: +43 1 588 39 15
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