- 27.11.2025, 09:02:32
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Personenbetreuer:innen in der WKO: Ein institutionalisierter Skandal
Die Interessen der größten Gruppe der EPUs werden in der Kammer nicht vertreten.
Mit fast 57.000 Personen sind Personenbetreuer:innen, sogenannte 24h-Betreuer:innen, die größte Mitgliedergruppe innerhalb der WKO. Es handelt sich dabei fast ausschließlich um Frauen aus osteuropäischen Ländern, die als Einpersonenunternehmer:innen zur Mitgliedschaft in der WKO verpflichtet sind. Die Mitgliedsbeiträge, die die WKO von den Betreuer:innen lukriert, betragen ca. 5 Mio Ꞓ jährlich.
Betreuer:innen sind in der Fachgruppe Personenbetreuung und Personenberatung organisiert, gemeinsam mit den Besitzer:innen der Vermittlungsagenturen. Nahezu alle Funktionen werden von Agenturbesitzer:innen besetzt, Betreuer:innen sind innerhalb der Fachgruppe überhaupt nicht repräsentiert, obwohl sie die Mehrheit der Mitglieder der Fachgruppe ausmachen. Somit sind die Agenturbesitzer:innen in der Lage ihre Interessen politisch durchzusetzen, was nicht zuletzt im Rahmen der Pflegereform 2023 zum Ausdruck kam.
Da die Betreuer:innen durch ihre Fachgruppe de facto nicht repräsentiert werden, beteiligt sich die große Mehrheit auch nicht an Wahlen bzw. tritt nicht dafür an. Das Vertrauen der Betreuer:innen in die WKO ist aber auch aus anderen Gründen sehr gering. 2020 gab es zum einen eine Reihe von WKO Wahlbetrügereien in der Fachgruppe im Burgenland, in Oberösterreich und Kärnten, bei denen Agenturbesitzer:innen massenhaft die Unterschriften von Betreuer:innen fälschten, was enorme Empörung auslöste. Etliche Beschuldigte wurden rechtmäßig verurteilt, einige der Verurteilten traten trotzdem bei der WKO Wahl 2025 wieder an.
Zum anderen wird das mangelnde, nur an die Administration ausgerichtete WKO-Service kritisiert. Betreuer:innen sind mit schwerwiegenden Problemen wie z.B. dubiosen Vermittlungspraktiken mancher Agenturen, die an Arbeitsausbeutung und Menschenhandel grenzen, konfrontiert. Bei jeglichen Konflikten mit Agenturen und Problemen in Betreuungsfamilien wird keine Beratung oder juristische Intervention angeboten.
Der Interessenkonflikt verhindert effektive Lobby-Arbeit und ein Beratungsangebot im Sinne der Betreuer:innen. Ebenso ist es für Betreuer:innen schwierig, den Einblick in das laufende Geschäft der Fachgruppen zu bekommen. Die Teilnahme an Generalversammlungen sowie die Einsicht in Protokolle sind nur mit persönlicher Präsenz möglich. Für die meisten Mitglieder ist zudem Deutsch nicht die Erstsprache, was die Teilnahme und den Zugang zu Informationen deutlich erschwert.
Aufgrund dieser Machtasymmetrie werden die Interessen der Betreuer:innen - sozial abgesicherte Arbeitsbedingungen - nie im Vordergrund der Fachgruppe stehen. Es ist fraglich, ob Betreuer:innen, die ihre Tätigkeit in Abhängigkeit von Betreuungsfamilien und Vermittlungsagenturen verrichten, im Rahmen der WKO vertreten werden sollten. Diese Tatsache würde vielmehr eine Zugehörigkeit zu Gewerkschaften und Arbeiterkammer rechtfertigen.
Rückfragen & Kontakt
IG24 - Initiative für Gerechtigkeit in der Personenbetreuung in
Österreich
Simona Durisova, MA
Telefon: 06802458494
E-Mail: kontakt@ig24.at
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