- 26.11.2025, 10:59:32
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Menschen in Österreich spendeten 1,07 Milliarden Euro für den guten Zweck
Spendenbericht 2025: Anteil Spendender in der Gesellschaft auf Höchststand, aber Gesamtaufkommen zum zweiten Mal in Folge rückläufig.
Heute Vormittag präsentierte der Fundraising Verband Austria – Dachverband der Spendenorganisationen – den Spendenbericht 2025. Die Ergebnisse unterstreichen die Stabilität des österreichischen Spendenwesens, getragen durch die breite Verankerung in der Gesellschaft – 79% der Menschen im Land haben im Vorjahr gespendet, ein Höchstwert! Das Gesamtaufkommen ging allerdings im Schatten von Teuerung, Rezession und einer wachsenden Zahl an Krisenherden zum zweiten Mal in Folge leicht zurück. 1,07 Mrd. Euro bedeuten dennoch das dritthöchste jemals erzielte Aufkommen. Die Hochwasserkatastrophe im Osten Österreichs prägte das Spendenjahr. Bei den systematischen Spenden konnten die Zwecke Umwelt- und Tierschutz zulegen, während die Entwicklungszusammenarbeit weiter an Unterstützung verlor – lebensrettende Projekte sind gefährdet.
Zwischen 2008 und 2022 verzeichnete Österreichs Spendenwesen ein kontinuierliches Wachstum. Das Aufkommen stieg von 360 Mio. Euro auf den bisherigen Höchststand von 1,1 Mrd. Euro. 2023 markierte einen Wendepunkt: Erstmals seit Beginn der jährlichen Analysen ging das Spendenvolumen leicht zurück. Hauptgründe waren die nachlassende Unterstützung für die Ukraine-Hilfe, die wirtschaftliche Stagnation sowie die Rekordinflation. Nach der Auswertung mehrerer hundert Jahresberichte und weiterer Quellen zeigt sich, dass das Aufkommen 2024 erneut leicht zurückging (-0,5%). Unter Berücksichtigung der Teuerung sank die operative Leistungsfähigkeit von gemeinnützigen Organisationen 2023 und 2024 um insgesamt 13,5%. Dennoch blieb das Gesamtaufkommen mit 1,07 Mrd. Euro auf sehr hohem Niveau und übertraf erst zum dritten Mal überhaupt die Schwelle von einer Mrd. Euro.„Die Analyse des vergangenen Spendenjahres unterstreicht die große Resilienz des hiesigen Spendenwesens, das zu 82 Prozent von privaten Haushalten getragen wird. Trotz umfassender gesellschaftlicher Herausforderungen haben die Menschen, die in Österreich leben, bei der Unterstützung gemeinnütziger Anliegen kaum Abstriche gemacht – ein Zeugnis der großen Wertschätzung gegenüber gemeinnütziger Arbeit“
, betont Ruth Williams, Geschäftsführerin Fundraising Verband Austria.
Spendenbeteiligung auf Rekordstand
Für die außerordentlich breite Kultur des Gebens sprechen auch die Ergebnisse einer Public Opinion-Umfrage unter über 1.000 Personen: Wenngleich die gespendeten Mittel in Summe leicht zurückgingen, belegen die Daten, dass der Anteil Spendender in der Bevölkerung im Gegensatz zu vielen anderen Nationen nicht nur konstant hoch blieb, sondern 2024 sogar einen neuen Höchstwert erreichte. 79% der Menschen im Land gaben an, im Vorjahr gespendet zu haben – am meisten in den westlichen Bundesländern Salzburg, Tirol und Vorarlberg (88%), am wenigsten in Oberösterreich (68%). Auch die durchschnittliche Spendenhöhe hob sich im Westen mit 202 Euro pro Spender:in klar von Niederösterreich/Burgenland mit 109 Euro oder Wien mit 119 Euro ab. Ausschlaggebend für das Gesamtaufkommen ist die hohe Anzahl kleiner Spenden: 81% aller Spenden liegen unter 200 Euro, während nur 2,6% über 1.000 Euro liegen. International – unter anderem in Großbritannien oder Frankreich – geht der Trend seit Jahren dahin, dass weniger Spendende jeweils höhere Beträge geben.
„Umverteilung“ unter Hilfsanliegen
Unter den Initialereignissen prägte das verheerende Hochwasser im Osten Österreichs das Spendenjahr 2024. Die Überflutungen mobilisierten nicht nur tausende ehrenamtliche Helfer:innen, sondern ließen auch eine flächendeckende Spendenbereitschaft folgen. Allein über die vom ORF unterstützte Initiative ÖSTERREICH HILFT ÖSTERREICH wurden 26,5 Mio. Euro gesammelt, womit 6.750 Haushalten rasch und unbürokratisch geholfen werden konnte. Bei den systematischen Spendenanlässen stachen die Bereiche Umwelt/Klima und Tierschutz als Wachstumsbereiche (+1,5%) hervor. 12,5% aller geleisteten Spenden entfielen auf diese Zwecke. In absoluten Zahlen den größten Spendenbereich (29,5% aller Mittel) bildeten Soziales, Gesundheit & Menschen mit Behinderungen. Organisationen im Bereich Internationale Hilfe (23% der Spenden) verzeichneten neuerlich einen Spendenrückgang um 2%. Parallel zum Kahlschlag bei der US-Behörde für Entwicklungszusammenarbeit (USAID) verschärft diese schwindende Unterstützung die Situation für lebensrettende und Zukunft schaffende Projekte im globalen Süden.
Lukas Wank, Geschäftsführer AG Globale Verantwortung, hebt hervor: „Wir sehen, dass Regierungen nicht ambitioniert genug gegen die Klimakrise, weltweiten Hunger, gegen Armut und Ungleichheiten vorgehen. Umso mehr Gewicht hat jeder Euro, mit dem österreichische Spender:innen besonders benachteiligte und gefährdete Menschen weltweit unterstützen. Dieser Euro zahlt langfristig in weltweiten Frieden, Stabilität und Gerechtigkeit ein. Und weltweit bedeutet: auch in Österreich.“
Rückgang vor allem bei großen Organisationen
Fast 65% des Gesamtspendenaufkommens von 1,07 Mrd. Euro entfielen auf die größten 50 NPOs des Landes. Wenngleich ihre Spendeneinnahmen 2024 um 4,2% sanken, blieben die Spenden insgesamt dennoch stark konzentriert. Organisationen mittlerer Größe mit durchschnittlichen Spendenerlösen von 2 Mio. Euro konnten dagegen 5,2% dazugewinnen. Noch höher fiel der Zuwachs bei Organisationen mit durchschnittlichen Jahresspenden von 815.000 Ꞓ aus: Sie steigerten ihre Erlöse um 7,7%. Kleinere Organisationen profitierten von dieser Umverteilung nicht und mussten weitere Rückgänge hinnehmen.
Prognose: Weiterhin kein Teuerungsausgleich
Basierend auf den Erfahrungen zahlreicher NPOs im ersten Halbjahr 2025, scheint sich die Stabilität der österreichischen Spendenkultur fortzusetzen. Während Privatspenden überwiegend als gleichbleibend bis leicht steigend eingeschätzt werden, nehmen Unternehmensspenden aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Situation in vielen Organisationen ab. Zu den zentralen Herausforderungen für den Dritten Sektor zählen unter anderem der steigende Kostendruck, die Suche nach qualifiziertem Personal und die erschwerte Ansprache neuer Spender:innen. „In seiner Prognose für 2025 erwartet der Fundraising Verband Austria erneut ein Gesamtvolumen von 1,07 Mrd. Euro – grundsätzlich ein positives Zeichen für die anhaltende Spendenbereitschaft, das jedoch davon überschattet wird, dass Organisationen die Teuerung 2025 neuerlich nicht kompensieren können – und das bei oftmals gestiegener Nachfrage nach gemeinnützigen Leistungen“
, führt Ruth Williams aus.
Spendenabsetzbarkeit – Reform wirkt!
Hoffnungen innerhalb des Sektors ruhen auf den positiven Auswirkungen der 2024 in Kraft getretenen Gemeinnützigkeitsreform. Diese hat als Herzstück den Zugang zur Spendenabsetzbarkeit für alle gemeinnützigen Vereine und ihre Spendenden gebracht – ein zusätzlicher Anreiz für höhere Spenden insbesondere für Zwecke wie Bildung, Tierschutz und Sport, die erstmals die Möglichkeit zur steuerlichen Absetzbarkeit haben. Seit Anfang 2024 ist die Liste spendenbegünstigter Institutionen des Bundesministeriums für Finanzen um fast 1.300 Einrichtungen gewachsen – die größte Steigerung seit der schrittweisen Einführung der Spendenbegünstigung in Österreich. „Die Reform hat mehr Vielfalt gebracht – neben vielen Vereinen aus Kultur, Bildung, Sport und Tierschutz können seit 2024 auch wesentlich mehr NPOs mit Tätigkeitsschwerpunkten wie Demokratieförderung, Menschenrechte, Konsumentenschutz und Datenschutz den Vorteil der Spendenabsetzbarkeit bieten. Dies wird das Spendenaufkommen nachhaltig beflügeln“
, ist sich Ruth Williams sicher. Insgesamt machen mittlerweile 1,44 Mio. Menschen Spenden im Ausmaß von rund 400 Mio. Euro jährlich als Sonderausgaben steuerlich geltend.
#GivingTuesday gibt Auftakt für Vorweihnachtsspenden
Entscheidend für den Ausgang des Spendenjahres 2025 ist die Vorweihnachtszeit: Rund 25% aller Spenden werden in dieser Zeit gegeben. Für viele wichtige Hilfsprojekte entscheidet sich jetzt, ob sie weitergeführt werden können. Der internationale Tag des Gebens #GivingTuesday am 2. Dezember läutet die vorweihnachtliche Zeit des Gebens ein. #GivingTuesday entstand als Gegenbewegung zum Konsumrausch des Black Friday und Cyber Monday und hebt die gesellschaftliche Kraft des Gebens in den Mittelpunkt – eine Idee, die auch von Bundespräsident Alexander Van der Bellen unterstützt wird.
Der Spendenbericht 2025 steht auf www.fundraising.at zum Download zur Verfügung.
Rückfragen & Kontakt
Fundraising Verband Austria
Dr. Andreas Anker
Telefon: 0676/4214706
E-Mail: presse@fundraising.at
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