• 26.11.2025, 10:40:03
  • /
  • OTS0058

Kreislaufwirtschaft braucht Standards: Austrian Standards Expert Talks zeigen, wie es geht

„Circular by Standard: Innovation durch Normung, Ökodesign & digitale Produktpässe“

https://www.apa-fotoservice.at/galerie/39500 Gregor Gluttig,
Circular Economy Forum Austria Karin Huber-Heim, Stadt Wien Valerie
Höllinger, Austrian Standards (v.l.n.r.)
Wien (OTS) - 

Am 25. November 2025 lud Austrian Standards, die österreichische Organisation für Standardisierung, zu den nächsten Expert Talks. Unter dem Titel „Circular by Standard: Innovation durch Normung, Ökodesign & digitale Produktpässe“ wurde mit Expert:innen debattiert, wie Standards den Weg hin zu einer transparenteren Kreislaufwirtschaft stärken und Innovation vorantreiben können. In spannenden Keynotes, Impulsen und Roundtables erhielten Teilnehmer:innen praxisnahe Einblicke, wie Standards Ressourcen schonen und zirkuläre Prozesse effizient gestalten. Die Veranstaltung ist Teil des WE NORM THE FUTURE | Summit 2025 und rückt die Bedeutung von Normung und Ökodesign als Treiber für Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit in den Fokus.

Wirtschaft in Europa braucht rückverfolgbare Kreisläufe, um zukunftsfähig zu sein, und Standards bilden das Fundament dafür. Unter diesem Motto eröffnete Valerie Höllinger, CEO Austrian Standards, gemeinsam mit Karin Huber-Heim, Vorsitzende der Task Force Circular Economy, Stadt Wien Stiftungsprofessur für Kreislaufwirtschaft & transformative Geschäftsmodelle, und Gregor Gluttig vom Kooperationspartner Circular Economy Forum Austria die zweiten Expert Talks. In ihren einleitenden Worten betonte Höllinger die Bedeutung von Standards: „In Europa setzt der neue Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft im Rahmen des European Green Deal klare Leitplanken. Ein zentrales Element darin ist der Digitale Produktpass. Über die neue Ökodesign-Verordnung wird er zum wichtigsten Informations-Instrument für nachhaltige Produkte. Doch er zeigt nur dann Wirkung, wenn Datenmodelle, Prüfverfahren und Schnittstellen zusammenpassen. Ohne Standards bleibt der Digitale Produktpass eine gute Idee. Mit Standards wird er zu einem Werkzeug, das Entscheidungen etwa in Einkauf oder Service verbessert und neue Geschäftsmodelle ermöglicht“, erklärt Höllinger.

Die Task Force Circular Economy ist das zentrale Steuerungsinstrument der Bundesministerien zur Umsetzung der nationalen Kreislaufstrategie. Ihre Vorsitzende Karin Huber-Heim betonte, dass Standardisierung maßgeblich für nachhaltige Transformation ist: „Kreislaufwirtschaft braucht uns alle, denn sie gelingt nur, wenn wir gemeinsam Verantwortung übernehmen. Standards schaffen dafür den verlässlichen Rahmen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie sich aktiv in die Standardisierung einbringen und diesen Wandel mitgestalten.“

Gregor Gluttig hatte bei dem Event „zwei Hüte“ auf. Als Member of the Board und Director Circular Supply Chain des Circular Economy Forum Austria hob er in seiner Begrüßung die Rolle von Standards, insbesondere für den Digitalen Produktpass, hervor: „Als Circular Economy Forum Austria sind wir Österreichs größte unabhängige Multi-Stakeholder-Plattform zur Förderung der Kreislaufwirtschaft. Wir vernetzen zentrale Akteur:innen und Veranstaltungen wie diese leisten dazu einen wichtigen Beitrag“, so Gluttig. Danach führte er als Moderator durch das Event.

Regulierung als zusätzliche Last?

In einer spannenden Keynote berichtete Arthur Erdem, Geschäftsführer der IPEF und Advisor des Circular Economy Forum Austria, über die entscheidende Rolle von Standards im Übergang zur Kreislaufwirtschaft, nämlich als Innovationstreiber und Enabler. „EU-Regulierungen werden oft als zusätzliche Last empfunden – in einer Zeit, in der viele Unternehmen ohnehin am Limit operieren. Die Regulierung ist prinzipiell nicht das Problem – die notwendige Transformation unserer Organisationen ist es. Insbesondere Standards beschleunigen den Wandel zur Kreislaufwirtschaft: Sie schaffen Transparenz, reduzieren Komplexität und ermöglichen echte Zirkularität. Wo Standards fehlen, entsteht Chaos. Wo Standards greifen, entstehen Innovation, Planbarkeit und wirtschaftliche Vorteile“, so Erdem in seiner Keynote.

Das Ende von Fast Fashion. Made in Europe by Standards.

Allein nach Österreich werden jährlich rund 80 Millionen Pakete von chinesischen Online-Plattformen verschickt – etwa zehn pro Person. Täglich fliegen 60 bis 100 Jets aus China in die EU, um rund 12 Millionen Pakete zu liefern. Viele dieser Pakete beinhalten Produkte der Ultra-fast-Fashion. Die ökologischen und logistischen Folgen sind enorm. „In der Textilindustrie zeigt sich das Grundproblem besonders deutlich: Durch ausgelagerte Kompetenzen gingen Kontrolle, Innovation und Verantwortung verloren. Ultra-fast-Fashion überschwemmt Europa, und unsere Sammel- und Recyclingsysteme halten dem Tempo nicht stand. Nicht die Regulierung ist das Problem, sondern die Strukturen der Industrie“, erklärt Claus Bretschneider, CEO Breddy‘s. Die Lösung liegt für Claus Bretschneider u.a. in der On-demand-Produktion: Erst produzieren, wenn Produkte tatsächlich benötigt werden, um Überproduktion und Billigimporte zu reduzieren. Entscheidend ist auch die Lebensdauer von Kleidung – langlebige Stücke sind trotz höherer Anschaffungskosten ökologisch und ökonomisch sinnvoller.

Weitere vertiefende Impulse kamen von Vertreter:innen aus anderen Industrien, wie Vanessa Vivian Wabitsch, Founder & CEO W.CREATE Real Estates, Josephine Müller, Circular Economy Lead bei voestalpine High Performance Metals, und Beate Edl, Project Director Circular Economy bei OMV Downstream. Trotz vieler noch offener Fragen hält man den weltweit einzigartigen Umgang mit Verantwortung und Rückverfolgbarkeit von Rohstoffen für ein wesentliches Asset des „alten Kontinents“ Europa, der hier den global wahrgenommenen ersten Schritt in Richtung transparenter Circular Economy geht.

Wisdom of the Crowd

Im Rahmen der Veranstaltung fanden interaktive Roundtables statt, bei denen die Teilnehmenden zwischen drei Themenbereichen wählen konnten: „Circular Design & Innovation durch Standards“ mit Wolfgang Wimmer, TU Wien, „Standards in der Unternehmenspraxis – Umsetzung & Herausforderungen für Kreislaufwirtschaft“ mit Birgit Gahleitner, Quality Austria, Circular Economy Forum Austria, sowie „Interoperabilität von Standards“ mit Margit Kranner, AIT Austrian Institute of Technology. Die Formate ermöglichten praxisnahe Einblicke und direkten Austausch zu konkreten Fragestellungen aus der Community.

Wenn Daten den Kreislauf schließen: Expert:innen im Dialog

Im anschließenden Panel Talk diskutierten Expert:innen aus Technik, Praxis, Recht und Politik darüber, welche Datenstrukturen für echte Kreislaufwirtschaft notwendig sind. Im Zentrum stand dabei die Frage, wie digitale Technologien – wie z. B. Blockchain, offene Schnittstellen oder gemeinsame Datenräume – dabei helfen können, Formate wie den Digitalen Produktpass zu ermöglichen und somit dafür zu sorgen, dass Produktlebensläufe transparent gemacht werden und nachverfolgbar sind. Wie können Unternehmen und öffentliche Einrichtungen den Umstieg zu einer datengetriebenen, kreislauffähigen Wirtschaft vorantreiben? Patrizia Ilda Valentini, Renault Group, Stefan Grüll, S1seven, Michael Soder, Arbeiterkammer Wien, René Albert, Bundesministerium für Innovation, Mobilität und Infrastruktur, und Christian Richter-Schöller, Schiefer Rechtsanwälte, gaben wertvolle Einblicke und Handlungs-Empfehlungen sowie Hinweise zu rechtlichen und regulatorischen Fragen.

Das Event macht deutlich: Eine Industrie, die ihre Rohstoffe kennt, weiterverfolgt und im Kreislauf halten kann, braucht verlässliche Standards, die als Treiber wirken. Standards schaffen Vergleichbarkeit, Transparenz und Wiederverwendbarkeit, und sie geben Unternehmen jene Orientierung, die notwendig ist, um neue EU-Vorgaben wie die Ökodesign-Verordnung oder den Digital Product Passport erfolgreich in die Praxis zu bringen.

Rückfragen & Kontakt

Austrian Standards
Mirjana Verena Mully

Head of Communications
Telefon: +43 676 897124301
E-Mail: m.mully@austrian-standards.at
Website: https://www.austrian-standards.at/de

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | ONI

Bei Facebook teilen
Bei X teilen
Bei LinkedIn teilen
Bei Xing teilen
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel