- 25.11.2025, 13:36:02
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24-Stunden-Betreuung: Mehr Qualität braucht auch bessere Bedingungen für Betreuungskräfte
vidaflex: „Für Qualität brauchen Betreuungskräfte auch Zeit, Wissen und Sprache“
Die von Gesundheits- und Sozialministerin Korinna Schumann angekündigte Qualitätsoffensive in der 24-Stunden-Betreuung sorgt für Bewegung: Neben einheitlichen Qualitätskriterien rückt nun auch die Frage der Finanzierung stärker in den Fokus. Für vidaflex, die gewerkschaftliche Initiative für Ein-Personen-Unternehmen (EPU) und größte freiwillige Interessenvertretung der Personenbetreuer:innen, ist klar: Mehr Qualität ist nur möglich, wenn Betreuungskräfte fair bezahlt werden, Zugang zu Ausbildung und Sprachkursen haben – und die Förderungen endlich an die Realität angepasst werden.
„Tag für Tag stemmen tausende Personenbetreuer:innen die Verantwortung für pflegebedürftige Menschen – oft unter großem Druck und mit unsicheren Bedingungen“, betont Yvonne Heuber, vidaflex-Generalsekretärin für 24-Stunden-Betreuung. „Wenn jetzt höhere Qualitätsstandards gefordert werden, muss die Frage mitgedacht werden, wie Betreuungskräfte diese Qualität im Alltag überhaupt leisten können: mit fairen Honoraren, klaren Regeln und Zugang zu Ausbildung und Sprachkursen – und nicht, indem man sie noch stärker unter Druck setzt.“
Aktuell beträgt die Förderung für zwei selbstständig tätige Betreuungspersonen maximal 800 Euro pro Monat, die Einkommensgrenze liegt bei 2.500 Euro netto. Gleichzeitig steigen Lebenshaltungskosten und Anforderungen. „Ohne angepasste Förderungen landen Qualitätsdebatten am Ende immer bei der gleichen Frage: Wer zahlt das? Familien, die längst am Limit sind – oder Betreuungskräfte, deren Einkommen ohnehin schon knapp kalkuliert ist“, so Heuber. „Beides ist keine Option.“
Qualität braucht Zeit, Wissen und Sprache – nicht nur Kontrolle
Aus Sicht von vidaflex wird in der öffentlichen Debatte oft übersehen, was Qualität für Betreuungskräfte konkret bedeutet: Zeit für gute Übergaben, verlässliche Vertretungsregelungen, nachvollziehbare Verträge – und die Möglichkeit, sich fachlich und sprachlich weiterzuentwickeln.
„Gute Deutschkenntnisse und fachliches Know-how sind entscheidend für eine sichere Betreuung. Aber das fällt nicht vom Himmel“, erklärt Heuber. „Derzeit müssen sich Personenbetreuer:innen dieses Wissen und ihre Sprachkenntnisse meist mühsam und mit hohem persönlichen Einsatz erarbeiten – unterstützt werden sie von der öffentlichen Hand bisher kaum.“
„Wenn die Politik Qualität einfordert, dann braucht es auch systematischen Zugang zu Aus- und Weiterbildung, Sprachkursen und Begleitangeboten – und zwar so, dass sich Betreuungskräfte dies leisten können und dafür nicht noch zusätzlich arbeiten müssen“, so Heuber weiter. Qualität dürfe daher nicht auf reine Kontrollen reduziert werden. „Kontrollen sind wichtig, aber sie ersetzen keine strukturelle Verbesserung der Arbeits- und Lernbedingungen der Betreuungskräfte.“
Stimme der Betreuungskräfte gehört an den Verhandlungstisch
vidaflex kritisiert, dass Personenbetreuer:innen in den zentralen Gremien zur Weiterentwicklung der 24-Stunden-Betreuung weiterhin nicht fix vertreten sind. „Über Qualitätsstandards, Fördermodelle und Rahmenbedingungen wird meist ohne jene gesprochen, die die Arbeit tatsächlich machen“, sagt Heuber. „Wenn wir wirklich wissen wollen, was in der Praxis funktioniert, brauchen Betreuungskräfte einen fixen Platz mit Sitz und Stimme in der Pflegeentwicklungskommission und allen relevanten Arbeitsgruppen.“
Forderungen von vidaflex im Überblick
Faire Finanzierung statt Qualitätsdruck auf dem Rücken der Betreuungskräfte:
Anhebung und regelmäßige Valorisierung der Förderbeträge für die 24-Stunden-Betreuung sowie der Einkommensgrenzen, damit Qualität nicht durch verdecktes Lohndumping „erkauft“ wird.
Zugang zu Ausbildung und Sprachkursen sicherstellen:
Öffentliche Förderung von Sprachkursen, fachlicher Weiterbildung und Begleitangeboten speziell für Personenbetreuer:innen, damit höhere Qualitätsanforderungen realistisch erfüllbar sind.
Qualitätssicherung mit sozialer Balance:
Höhere Qualitätsstandards dürfen weder zu unzumutbaren Arbeitsbedingungen für Betreuungskräfte noch zur Verdrängung einkommensschwächerer Familien aus der 24-Stunden-Betreuung führen.
Einbindung der Praxis in die Reformarbeit:
Fixe Sitze für Vertreter:innen der Personenbetreuer:innen (z. B. vidaflex) in der Pflegeentwicklungskommission und einschlägigen Fachgremien – mit Anhörungs- und Mitgestaltungsrechten.
Verknüpfung von Qualitäts- und Arbeitsstandards:
Einheitliche Qualitätskriterien für Vermittlungsagenturen müssen klare Mindeststandards bei Verträgen, Ruhe- und Übergabezeiten, Vertretungsregelungen, Zahlungssicherheit und Beschwerdemöglichkeiten für Betreuungskräfte enthalten.
„24-Stunden-Betreuung steht und fällt mit den Menschen, die sie leisten“, fasst Heuber zusammen. „Wer ernsthaft über Qualität spricht, muss zuerst fragen: Unter welchen Bedingungen arbeiten Betreuungskräfte – und was brauchen sie, um gute Arbeit leisten zu können? Genau hier müssen Bund und Länder jetzt ansetzen.“
Über vidaflex
vidaflex ist die gewerkschaftliche Initiative der Gewerkschaft vida für Ein-Personen-Unternehmen. Wir vertreten die Interessen von Selbstständigen – darunter viele Personenbetreuer:innen – und setzen uns für faire Rahmenbedingungen, transparente Verträge, Zugang zu Aus- und Weiterbildung sowie gelebte Qualität in der 24-Stunden-Betreuung ein.
Rückfragen & Kontakt
vidaflex – Gewerkschaftliche Initiative für Ein-Personen-Unternehmen
Yvonne Heuber, Generalsekretärin 24-Stunden-Betreuung
Telefon: +43 664 614 57 51
E-Mail: office@vidaflex.at
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