• 24.11.2025, 15:03:03
  • /
  • OTS0124

Vom Samen bis auf den Teller: Warum samenfestes Saatgut die Grundlage einer nachhaltigen Ernährung ist

Demeter-Talk im Meinklang Hofladen Wien

Im Bild v.l.n.r.: Andreas Höritzauer, Demeter Österreich;
Reinhild Frech-Emmelmann, ReinSaat; Paul Ivic, Restaurant TIAN
Wien/St. Leonhard am Hornerwald (OTS) - 

Welche Rolle spielen biodynamische Landwirtschaft, gesunde Böden und samenfestes Saatgut für Geschmack, Artenvielfalt und langfristige Ernährungssicherheit? Mit dieser Frage beschäftigte sich der Demeter-Talk „Vom Samen bis auf den Teller: Die Zukunft beginnt im Boden“ mit EU-Bio-Bäuerin des Jahres 2024 Reinhild Frech-Emmelmann (ReinSaat), Spitzenkoch Paul Ivić (TIAN) und Demeter-Landwirt Werner Michlits im Meinklang Hofladen in Wien.

Im Zentrum des Gesprächs stand die Bedeutung samenfester, gentechnikfreier Sorten, die im Gegensatz zu Hybridsorten nachbaufähig, regional anpassungsfähig und frei zirkulierbar sind. Sie entwickeln sich über Generationen weiter, sichern Vielfalt und stärken die Unabhängigkeit landwirtschaftlicher Betriebe. Frech-Emmelmann betonte, dass samenfestes Saatgut weit mehr sei als ein technischer Begriff, sondern die Grundlage für eine resilientere und geschmacklich reichere Ernährung. „Samenfeste Sorten schreiben eine Biografie. Sie verändern sich mit der Umwelt und zeigen die Qualitäten von Böden, Sonne und Menschen. Diese Qualität wächst mit.“

Zukunftsfähigkeit unserer Landwirtschaft sichern

Im Gespräch wurde deutlich, dass die zunehmende Patentierung von Sorten und die Konzentration in der Saatgutbranche eine zentrale Bedrohung für Vielfalt und bäuerliche Souveränität darstellen. „Patentierungen und Konzerne wollen die Hoheit über Saatgut an sich reißen. Dadurch verlieren Bäuerinnen und Bauern ihre Unabhängigkeit – und wir riskieren die Zukunftsfähigkeit unserer Landwirtschaft“, warnte Frech-Emmelmann. Umso wichtiger sei es, Wissen zugänglich zu machen und das Bewusstsein für Herkunft und Qualität von Lebensmitteln früh zu verankern. „Bildung und Bewusstsein sind die Grundlage für eine enkeltaugliche Landwirtschaft. Wir müssen schon bei Kindern anfangen, den Respekt für Boden, Pflanze und Tier zu vermitteln“, sagte sie. Ivić ergänzte: „Ernährungsbildung beginnt bei der Wertschätzung von Qualität und Herkunft. Nur so können wir bewusste Entscheidungen treffen.“

Happy soil – happy food

Auch aus kulinarischer Perspektive wurde deutlich, wie eng Bodenfruchtbarkeit, Sortenvielfalt und Geschmack miteinander verbunden sind. Paul Ivić erklärte, dass außergewöhnlicher Geschmack nicht durch aufwendige Technik, sondern durch hochwertige Rohstoffe entsteht: „Mit richtig guten Lebensmitteln brauchst du weniger, um mehr Geschmack hervorzubringen. Da ist sogar weniger mehr.“ Entscheidend sei die Bereitschaft, sich mit Lebensmitteln intensiv zu beschäftigen und Qualitäten erkennen zu lernen. „Wer das einmal verstanden hat, hört auf, billig und minderwertig einzukaufen“, so Ivić. Kochen sei ein Prozess des Beobachtens, des Fühlens und Erfahrens – kein Handwerk nach App-Logik. „Ein Rezept ist nur die Hälfte. Der Rest ist Wahrnehmung und Handwerk. Happy soil – happy food. Wenn die Erde glücklich ist, bekommen wir Lebensmittel, die uns wirklich nähren.“

Verlieren wir die Vielfalt, verlieren wir die Nahrungsqualität

Wie groß die Unterschiede zwischen samenfesten Sorten und Hybriden in der Praxis sind, schilderte Gastgeber Werner Michlits eindrucksvoll anhand eines Versuches mit Karotten: „Wir haben testweise eine Hybridkarotte hineingeschmuggelt – und sofort gesehen, wie anders sie wächst. Wir haben fast vergessen, wie echte Karotten aussehen.“ Solche Beobachtungen machten sichtbar, was häufig abstrakt bleibt: genetische Vielfalt ist die Voraussetzung für robuste Pflanzen, stabile Erträge und letztlich für Lebensmittelqualität. „Wenn wir die Vielfalt verlieren, dann verlieren wir auch unsere Nahrungsqualität“, so Frech-Emmelmann.

Im Anschluss an das Gespräch verkosteten die Gäste biodynamische Produkte aus dem Meinklang Hofladen und nutzten die Gelegenheit zum Austausch am „Tisch der Vielfalt“. Die Veranstaltung machte deutlich, dass der Weg zu einer nachhaltigen und gesunden Ernährung beim Samen beginnt und sich in lebendigen Böden, regional angepassten Sorten und verantwortungsvollem Wirtschaften fortsetzt. „Biodynamie steht für ein System, das Menschen, Pflanzen und Erde miteinander verbindet und langfristig Geschmack, Vielfalt und Sicherheit in der Ernährung gewährleistet. Jede Kaufentscheidung kann dazu beitragen, dieses System zu stärken und die Zukunft unserer Lebensmittel zu sichern“, so Demeter Österreich Obmann Andreas Höritzauer abschließend.

Demeter ist Verband und das Qualitätslabel für Produkte der biologisch-dynamischen Landwirtschaft, die großteils über die strengen Richtlinien der EU-Bio-Verordnung hinausgehen. Es steht weltweit seit vielen Jahrzehnten für konsequente Bio-Lebensmittel, die in Einklang mit der Natur hergestellt werden und einen ganzheitlichen Ansatz in der Landwirtschaft verfolgen. Aktuell wirtschaften in Österreich ca. 260 Höfe nach Demeter-Richtlinien auf einer Fläche von rund 8.700 ha (davon ca. 800 ha in Umstellung auf Demeter). Rund 65 Betriebe betreiben Weinbau und gut 50 Betriebe Obstbau. 50 Verarbeitungsbetriebe (z.B. Getreide- oder Ölmühlen, Kosmetikbetriebe, Brauereien, Kellereien oder Röstereien) veredeln die Demeter-Produkte behutsam und schonend.

Reinhild Frech-Emmelmann ist EU-Bio-Bäuerin des Jahres 2024, Gründerin von ReinSaat, einem der führenden biologisch-dynamischen Saatgutbetriebe. Als Pionierin für samenfestes, gentechnikfreies Saatgut verbindet sie angewandte Züchtungsarbeit mit konsequent biodynamischer Landwirtschaft. ReinSaat produziert rund 800 Sorten samenfestes Gemüse-, Kräuter- und Blumensaatgut nach biologischen Richtlinien – eine Grundvoraussetzung für biodynamische Landwirtschaft. Denn im Demeter-System sind die Verwendung und Weiterentwicklung regional angepasster, samenfester Sorten ein zentrales Prinzip: Sie sichern Vielfalt, Bodenfruchtbarkeit und ermöglichen langfristig Lebensmittelqualität – für Landwirt*innen wie Konsument*innen gleichermaßen.

Paul Ivić ist Spitzenkoch, führt das erste Michelin-dekorierte vegetarische Restaurant Österreichs, das TIAN in Wien, sowie das TIAN Bistro. Seine Küche steht für kompromisslose Qualität, Nachhaltigkeit und enge Zusammenarbeit mit biologischen und regionalen Produzent*innen. Ivić engagiert sich öffentlich für bewussten Genuss, Biodiversität, Ressourcenschutz und einen respektvollen Umgang mit Lebensmitteln.

Rückfragen & Kontakt

ReinSaat GmbH
Birgit Pieler
Telefon: +43 2987 2347
E-Mail: marketing@reinsaat.at
Website: https://www.reinsaat.at/

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT | REI

Bei Facebook teilen
Bei X teilen
Bei LinkedIn teilen
Bei Xing teilen
Bei Bluesky teilen

Stichworte

Channel