- 24.11.2025, 14:00:02
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Kassenverträge attraktivieren - drohende Versorgungslücken verhindern
Aktuelle Zahlen zum Ausstieg von Ärztinnen und Ärzten aus dem Kassensystem zeigen Handlungsbedarf.
Vom Gesundheits-Newsletter Relatus Med (MedMedia) veröffentlichte aktuelle Zahlen zeigen: Viele Ärztinnen und Ärzte im Alter von 30 bis 35 Jahren beginnen ihre Laufbahn zwar im Kassengesundheitssystem, wechseln aber im Alter von 45 bis 55 Jahren in die Wahlarztordinationen. „Der niedergelassene kassenärztliche Bereich ist ein Fundament unseres solidarischen Gesundheitssystems. Um es zu erhalten, müssen Ärztinnen und Ärzte im Kassensystem bleiben. Dazu muss die Politik endlich die Rahmenbedingungen ärztlicher Arbeit attraktiver gestalten“, fordert Johannes Steinhart, Präsident der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien. „Damit sich Ärztinnen und Ärzte langfristig für das Kassensystem entscheiden und dort gerne tätig sind, braucht es dringend flexiblere, individuell angepasste Arbeitsbedingungen, strukturelle Verbesserungen und endlich faire Tarife.“ In Wien ist die Anzahl der Kassenärztinnen und -ärzte seit 2010 um 12 Prozent gesunken, während die Einwohnerzahl im gleichen Zeitraum um 20 Prozent gewachsen ist. Immer weniger Vertragsärztinnen und -ärzte müssen also eine wachsende, älter werdende und damit betreuungsintensivere Bevölkerung versorgen. Die Konsequenzen spüren Patientinnen und Patienten täglich: lange Wartezeiten, Aufnahmestopps und den Verlust an persönlicher Zuwendung in der medizinischen Betreuung.
„Die Lage wird sich weiter verschärfen. Denn wenn die geburtenstarken Jahrgänge in Pension gehen, und damit viele Kassenärztinnen und -ärzte, drohen in vielen Fächern massive Versorgungslücken“, warnt Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin und Kurienobfrau der niedergelassenen Ärzte der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien. In der Gynäkologie und Allgemeinmedizin arbeitet jetzt schon jede dritte Ordination an der Kapazitätsgrenze und kann keine neuen Patientinnen und Patienten mehr aufnehmen. „Die Versorgung in diesen Fächern ist eine tickende Zeitbombe. In den nächsten fünf Jahren könnte jede vierte Gynäkologin bzw. Gynäkologe mit Kassenvertrag ebenso wie fast jede fünfte Allgemeinmedizinerin bzw. Allgemeinmediziner mit Kassenvertrag in Pension gehen,“ führt Kamaleyan-Schmied aus. „Damit Ärztinnen und Ärzte auch wirklich langfristig im Kassensystem bleiben, sind beispielsweise Modelle notwendig, die eine Teilung von Kassenstellen, Vormittagsordinationen und andere flexible Formen der Zusammenarbeit ermöglichen.“
Politik ist gefordert: Arbeitsbedingungen attraktivieren
„Die aktuellen Daten belegen das, worauf wir immer wieder mit Nachdruck hinweisen: Nicht eine ‚Arbeitsverpflichtung‘ für Jungmedizinerinnen und -mediziner ist die Lösung für das Personalproblem im öffentlichen Gesundheitssystem, sondern eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, auch in den Spitälern. Der Ball liegt bei der Politik. Es braucht gezielte Anreize, bessere Rahmenbedingungen, faire Bezahlung und echte Wertschätzung, damit Ärztinnen und Ärzte im öffentlichen System anfangen und auch bleiben“, betont Eduardo Maldonado-González, Vizepräsident und Kurienobmann der angestellten Ärzte der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien.
„Die medizinische Versorgung für alle Menschen braucht jetzt eine umfassende Aufwertung des Kassensystems. Die Verantwortlichen müssen sofort handeln, um die wohnortnahe Betreuung zu sichern und den ärztlichen Beruf wieder dauerhaft attraktiv zu machen,“ appelliert Präsident Steinhart an die Politik.
Rückfragen & Kontakt
Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien
Mag. Denise Daum
Telefon: +43 664 8238103
E-Mail: daum@aekwien.at
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