- 24.11.2025, 10:55:02
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Verleihung des Ehrenpreises des Österreichischen Buchhandels 2025 an Eva Menasse
Am Sonntag, den 23. November 2025 wurde die Autorin Eva Menasse in Krems an der Donau mit dem Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln 2025 geehrt.
Die Verleihung erfolgte als abschließender Höhepunkt der Europäischen Literaturtage 2025 in Krems/Stein. Benedikt Föger, der Präsident des Hauptverbandes des Österreichischen Buchhandels, überreichte die höchste Auszeichnung, die der österreichische Buchhandel zu vergeben hat.
Der Ehrenpreis wird seit 1990 an Personen vergeben, die sich in ihrem Werk und durch ihr Engagement für Toleranz in Bezug auf sprachliche sowie kulturelle Vielfalt in herausragender Art und Weise eingesetzt haben und somit einen Beitrag zu einem friedlichen Miteinander in Europa geleistet haben. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und wird vom Hauptverband des Österreichischen Buchhandels ausgerichtet. Zuletzt wurde 2024 David Grossman mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet.
„Eva Menasse steht mit ihrem Einsatz für Meinungsfreiheit und offenen Diskurs und mit ihrem kreativen Schaffen konsequent und eindrucksvoll für den kritischen Blick, für Aufklärung und aktives gesellschaftliches Engagement. Mit der Verleihung des Ehrenpreises für Toleranz in Denken und Handeln ehrt der Österreichische Buchhandel eine herausragende Schriftstellerin und eine wichtige öffentliche Intellektuelle. In Zeiten wachsender Polarisierung, politischer Vereinfachung und aggressiver Diskurse erhebt Eva Menasse ihre unverkennbare Stimme – differenziert, unbequem und präzise", so HVB-Präsident Benedikt Föger bei der Übergabe des Preises an Eva Menasse.
In seiner Laudatio fand der Politologe und Osteuropa-Experte Ivan Krastev eindringliche Worte für Eva Menasses literarisches und gesellschaftliches Engagement: „Ihre Stimme ist zutiefst persönlich. Für sie ist alles, was nicht Biografie ist, nichts. Ihre Romane „Vienna" und „Dunkelblum" sind archäologische, keine pädagogischen Werke – komplex, verstörend und tröstlich zugleich. Sie stellen nicht nur neue und vergessene Stimmen der Vergangenheit vor, sie machen auch das Schweigen der Vergangenheit hörbar. Ihre Stimme ist moralisch bestimmt, aber niemals moralisierend, und ihr Verhältnis zur österreichischen Geschichte ist ein intimes. Beim Lesen ihrer Romane, Erzählungen und Essays fühle ich mich oft an den großen italienischen Historiker Carlo Ginzburg erinnert, der einmal festhielt, das Land, zu dem man gehört, sei nicht das, das man liebt, sondern jenes, für das man sich schämt. [...] Man kann seinem Vaterland moralisch nicht entkommen. Man kann auswandern, aber man kann der Verantwortung nicht entfliehen. Evas Stimme ist kraftvoll und wird sogar von denen gehört, die wie ich kein Deutsch sprechen oder lesen. Sie bezeugt, dass wir Europäer Träume teilen, aber unsere Albträume streng national bleiben.“
Krastev würdigte besonders Menasses Engagement und ihren differenzierten Beitrag zu zentralen aktuellen Debatten – vom Ukrainekrieg und dem Nahost-Konflikt bis hin zu Fragen der Identitätspolitik und Cancel Culture.
In ihrer Dankesrede betonte Eva Menasse die zentrale Bedeutung der Meinungsfreiheit in Zeiten der Polarisierung: „Mit größtmöglicher Demut und Dankbarkeit nehme ich in diesen politisch schweren, ja verstörenden Zeiten diesen Preis an, den Sie mir für Toleranz in Denken und Handeln zugesprochen haben. Ich glaube, wir alle müssen sorgfältig die Geschichten, denen wir täglich begegnen und die auf den ersten Blick so moralisch eindeutig aussehen, so lange drehen und wenden, bis wir wenigstens eine winzige Veränderung von Licht und Schatten entdeckt haben, eine, die nicht unseren festgefügten Vorannahmen entspricht."
Die Journalistin Katja Gasser moderierte das Gespräch. Die musikalische Umrahmung erfolgte durch Carles Muñoz Camarero und Paul Schuberth.
Über Eva Menasse
Eva Menasse, geboren 1970 in Wien, lebt seit 25 Jahren in Berlin. Sie debütierte im Jahr 2005 mit dem Familienroman „Vienna“. Es folgten Romane und Erzählungen („Lässliche Todsünden“, „Quasikristalle“, „Tiere für Fortgeschrittene“), die vielfach ausgezeichnet und übersetzt wurden. Preise (Auswahl): Heinrich-Böll-Preis, Friedrich-Hölderlin-Preis, Jonathan-Swift-Preis, Österreichischer Buchpreis, Bruno-Kreisky-Preis, Jakob-Wassermann-Preis und das Villa-Massimo-Stipendium in Rom. Eva Menasse betätigt sich zunehmend auch als Essayistin und erhielt dafür 2019 den Ludwig-Börne-Preis. Ihr letzter Roman „Dunkelblum“ war ein Bestseller und wurde in 9 Sprachen übersetzt. Zuletzt erschien der Buchessay „Alles und nichts sagen. Zum Zustand der Debatte in der Digitalmoderne“.
Ein Foto der Verleihung finden Sie hier zur Verwendung für die Berichterstattung unter der Angabe des Copyrights (c) Sascha Osaka / Europäische Literaturtage.
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Ramona Geng
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