• 24.11.2025, 08:39:32
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„Wir steuern auf einen massiven Versorgungsengpass zu“

pro mente Austria fordert Ausbau der Ausbildungsplätze für Klinische Psychologie

Linz (OTS) - 

Kassenleistung ohne Personal? Wer etwa bei einem Kind Autismus oder ADHS vermutet, wartet in Wien schon jetzt im Schnitt 6 bis 8 Monate auf einen Abklärungs- und Behandlungstermin bei Klinischen Psycholog:innen. Auch wenn mit der Anerkennung der klinisch-psychologischen Diagnostik und Behandlung als Kassenleistung seit 2024 ein wichtiger Schritt in der Versorgung psychischer Erkrankungen gesetzt wurde, können hunderte angehende Klinische Psycholog:innen ihre gesetzlich vorgeschriebene Ausbildung nicht abschließen, da die geforderten bezahlten Plätze für die praktische Ausbildung fehlen. Es droht ein eklatanter Fachkräftemangel wie im Bereich der Fachärzt:innen für Psychiatrie. Ein offener Brief, unterzeichnet von rund 340 Psycholog:innen, macht diese strukturelle Notsituation sichtbar. pro mente Austria schließt sich den Forderungen an und betont die Bedeutung der Schaffung von Ausbildungsplätzen für Klinische Psycholog:innen.

„Wir wissen schon jetzt um die zukünftige Unterversorgung im Bereich der Klinischen Psychologie bei ständig steigendem Bedarf und fordern eine rasche Lösung. Der politische Wille zur Stärkung psychischer Gesundheit ist sichtbar – doch ohne ausreichende bezahlte Praxisplätze für die Ausbildung bleibt die Kassenleistung ein leeres Versprechen. Nur wenn Österreich jetzt handelt, kann die Versorgung psychisch erkrankter Menschen langfristig gesichert werden“, sagt Dr. Günter Klug, Facharzt für Psychiatrie und Neurologie sowie psychotherapeutische Medizin, Psychotherapeut und Präsident von pro mente Austria.

Nach einem Studium der Psychologie umfasst die postgraduelle Ausbildung der Klinischen Psycholog:innen rund 3.000 Praxisstunden, knapp 1.000 Stunden davon in einem multiprofessionellen Team, das auch aus Ärzt:innen bestehen muss. Die Ausbildung muss außerdem innerhalb von fünf Jahren auf einem bezahlten Ausbildungsplatz abgeschlossen werden. Österreichweit stehen momentan jedoch für etwa 600 Auszubildende nur rund 200 Plätze für diese praktische Fachausbildung zur Verfügung.

Kritische Versorgungssituation seit 2014

Seit 2014 müssen Klinische Psycholog:innen für ihr Pflichtpraktikum bezahlt werden. Doch statt eines Qualitätsgewinns entstand eine Versorgungsknappheit. Viele Einrichtungen können die vergüteten Ausbildungsstellen finanziell nicht bewältigen – und bieten daher gar keine Plätze an. Die wenigen verfügbaren Stellen sind oft prekär bezahlt oder erfüllen die Vorgaben des multiprofessionellen Settings nicht. In manchen Bundesländern müssen Ausbildungskandidat:innen mehrere Jahre auf eine Fachausbildungsstelle warten. Die Folge: Ein infrastrukturelles Nadelöhr, das seit einem Jahrzehnt bekannt ist – und nun zu einem akuten Versorgungsproblem wird.

Um die Versorgungslücke zu schließen, fordert pro mente Austria:

  • Sofortige Schaffung zusätzlicher, fair finanzierter Praxisstellen (laut Kollektivvertrag) für in Ausbildung befindliche Klinische Psycholog:innen in psychosozialen Einrichtungen

  • Verbindliche Unterstützung für Versorgungsträger, um multiprofessionelle Teams für die Fachausbildung bereitstellen zu können

  • Verlässliche Finanzierung der bezahlten Praktika, damit die gesetzlichen Vorgaben praktisch umsetzbar sind

  • Rasche Lösungsansätze, um eine Unterversorgung wie bei Fachärzt:innen für Psychiatrie zu verhindern

  • Sicherstellung, dass die Kassenleistung klinisch-psychologische Behandlung nicht am Fehlen von Fachkräften scheitert

pro mente Austria im Überblick

Als Dachverband vertritt pro mente Austria 26 Mitgliederorganisationen, die in ganz Österreich mit ihren 5.500 Mitarbeiter:innen Menschen mit psychischen oder psychosozialen Problemen versorgen. Multiprofessionelle Teams der Mitglieder decken alle Dienstleistungen ab, die die psychosoziale Gesundheit Einzelner und der Gesellschaft fördern: Sie bieten psychosoziale und sozialpsychiatrische Versorgung, Wohn- und Betreuungsangebote und Arbeitsprojekte sowie Prävention & Rehabilitation und Aus- und Fortbildung.

Wir vertreten die gemeinsamen Ziele unserer Mitglieder sowohl in Österreich als auch im Ausland und bieten eine Plattform für den unkomplizierten Informationsaustausch. Nach außen stehen wir als Ansprechpartner für alle Stakeholder:innen im Bereich der psychischen und sozialen Gesundheit zur Verfügung.

Rückfragen & Kontakt

pro mente Austria

Mag. Daniel Scheiblberger

Telefon: +43 664 83 05 144

E-Mail: presse@promenteaustria.at

Website: https://www.promenteaustria.at

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