• 24.11.2025, 08:11:34
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40 Jahre AIDS-Hilfe in Österreich: Aids Hilfe Wien warnt vor Rückschritten in Prävention und globaler Solidarität

Dr.in Mirijam Hall, Vorsitzende der Aids Hilfe Wien äussert sich
zum Welt-AIDS-Tag 2025
Wien (OTS) - 

Zum Welt-AIDS-Tag am 1. Dezember zieht die Aids Hilfe Wien Bilanz und warnt vor wachsenden globalen und nationalen Herausforderungen in der HIV-Prävention. „Prävention, Wissen und diskriminierungsfreie Gesundheitsangebote sind zentrale Bausteine sexueller Gesundheit“, betont die Organisation. Laut UNAIDS ist das Nachhaltigkeitsziel, AIDS bis 2030 weltweit zu beenden, ohne rasche Stabilisierung internationaler Mittel gefährdet.

Globale Situation: UN-Ziel „AIDS bis 2030 beenden“ in Gefahr

Am 1. Dezember steht der Welt-AIDS-Tag unter dem Motto von UNAIDS: „Overcoming disruption, transforming the AIDS response“.

Weltweit leben laut UNAIDS rund 39,9 Millionen Menschen mit HIV. Allein 2023 kamen etwa 1,3 Millionen Neuinfektionen hinzu. Doch der globale Kampf gegen HIV steht an einem kritischen Wendepunkt: Durch geopolitische Spannungen und den Rückzug der USA unter Präsident Trump fehlen zentrale Finanzierungsbeiträge. UNAIDS warnt eindringlich: Ohne eine rasche Stabilisierung der Mittel droht ein massiver Rückschlag im Kampf gegen die Pandemie. Bis 2029 könnten weltweit bis zu 9 Millionen neue HIV-Infektionen, über 6 Millionen Todesfälle und rund 3,5 Millionen AIDS-Waisen entstehen – Entwicklungen, die bei ausreichender internationaler Finanzierung und angesichts heutiger medizinischer Möglichkeiten vermeidbar wären. Zusätzlich steht das UN-Programm gegen HIV/AIDS selbst unter Druck: Die UN-80-Initiative sieht vor, dass UNAIDS bereits Ende 2026 auslaufen könnte. Grund dafür sind schrumpfende Budgets und ausfallende Beiträge mehrerer Mitgliedsstaaten – allen voran der USA.

Dr.in Mirijam Hall, Vorsitzende der Aids Hilfe Wien zeigt sich angesichts dieser Entwicklungen besorgt: „Die Fortschritte der letzten Jahrzehnte sind nicht in Stein gemeißelt. Die Welt darf jetzt nicht nachlassen – Solidarität, Aufklärung und der Schutz der Rechte aller Betroffenen sind entscheidend, um das Ziel 'AIDS beenden bis 2030’ zu erreichen.“

Situation in Österreich: steigende Herausforderungen

Die AIDS-Hilfen in Österreich feiern 2025 ihr 40-jähriges Bestehen – und stehen heute vor einer völlig anderen Realität als 1985, als Angst, fehlende Therapien und massive Stigmatisierung die ersten AIDS-Fälle begleiteten. Aus der damaligen Krisenreaktion ist ein landesweites Netzwerk aus sieben eigenständigen Vereinen entstanden, das Beratung, Testung, Prävention und Begleitung anbietet und sein Angebot kontinuierlich an neue Bedürfnisse angepasst hat.

Während HIV dank moderner Therapien längst kein Todesurteil mehr ist und Menschen mit Behandlung heute eine nahezu gleiche Lebenserwartung wie alle anderen haben, verschieben sich die Aufgaben: Das Medianalter der Menschen mit HIV liegt inzwischen bei 50,8 Jahren – mehr als die Hälfte der Menschen mit HIV ist über 50. Themen wie sexuelle Gesundheit im Alter und altersgerechte Präventionsarbeit gewinnen damit stark an Bedeutung. Die Aids Hilfe Wien stellt den Welt-AIDS-Tag daher unter das Motto: „HIV-Prävention kennt kein Alter - Gemeinsam für sexuelle Gesundheit.“

Gleichzeitig zeigen steigende Zahlen anderer sexuell übertragbarer Infektionen, wie dringend Präventions-, Test- und Behandlungsangebote weiter ausgebaut werden müssen. Laut dem European Centre for Disease Prevention and Control stiegen die Gonorrhö-Fälle in der EU/EEA Region von 2022 auf 2023 um rund 31 Prozent, Syphilis-Meldungen nahmen um 13 Prozent zu – ein klarer Hinweis auf Handlungsbedarf.

Welt-AIDS-Tag 2025: Schwerpunkte der Aids Hilfe Wien

Recht auf sexuelle Gesundheit - Fortschritte in Gefahr

Die Aids Hilfe Wien warnt zum Welt-AIDS-Tag vor einer gefährlichen Entwicklung: Weltweit geraten zentrale Menschenrechte rund um sexuelle Gesundheit unter Druck. Gemeint ist nicht nur der Zugang zu medizinischer Versorgung, sondern auch zu Prävention, Diagnostik und Beratung.

Der weltweite Kampf gegen HIV steht auf der Kippe - nicht, weil uns das Wissen fehlt, sondern weil Finanzierungslücken und politische Rückschritte Menschenleben gefährden“, betont Dr.in Mirijam Hall. „Alle Menschen müssen Zugang zu Prävention, Diagnostik und Beratung haben, unabhängig von Alter, Geschlecht, sexueller Orientierung oder Herkunft.“

Gerade jetzt, so die Aids Hilfe Wien, brauche es ein klares Bekenntnis Europas zu Menschenrechten und globaler Solidarität, um bereits erreichte Erfolge nicht zu verspielen.

Altersunabhängige Prävention - Fachtagung am 1.12.

Mit dem Motto „HIV-Prävention kennt kein Alter - Gemeinsam für sexuelle Gesundheit“ rückt die Aids Hilfe Wien ein bislang wenig besprochenes Thema ins Zentrum: Sexuelle Gesundheit im (höheren) Alter.

Obwohl Menschen mit HIV heute deutlich älter werden als früher, bleiben Sexualität und Schutzfragen jenseits der Lebensmitte vielfach tabuisiert.
„Sexualität ist eine wichtige Quelle von Lebensqualität - und das für alle Altersgruppen“, so Hall. „Nur wer über HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen gut informiert ist, kann sein Risiko senken und gesund bleiben.“ Diese Herausforderungen stehen im Fokus des Fachforums am 1. Dezember in der Urania Wien, bei dem Expert*innen Strategien für altersunabhängige Prävention diskutieren.

Diskriminierung und Stigma - strukturelle Benachteiligung stoppen

Ein medizinischer Erfolg bleibt oft gesellschaftlich unsichtbar: Menschen mit HIV unter wirksamer Therapie können das Virus nicht weitergeben. Dennoch bestehen Stigma, Vorurteile und Ausgrenzung fort.

Diskriminierung ist kein Zufall“, erklärt Hall. „Sie hängt eng mit politischen Entscheidungen und Finanzierungsstrukturen zusammen. Wenn internationale Programme gekürzt werden oder queere Organisationen weniger Unterstützung erhalten, verlieren Betroffene den Zugang zu Prävention, Beratung und Therapie. Das verschärft bestehende Ungleichheiten.

Die Aids Hilfe Wien fordert diskriminierungsfreie Gesundheitsangebote und politische Rahmenbedingungen, die Vertrauen statt Barrieren schaffen.

Neues Angebot: magnus*Ambulatorium für sexuelle Gesundheit

Flächendeckende, niederschwellige Angebote sind entscheidend, um HIV und andere STI wirksam einzudämmen. Genau darauf reagiert die Aids Hilfe Wien: Ab Ende des ersten Quartals 2026 entsteht mit dem magnus* Ambulatorium für sexuelle Gesundheit ein bundesweit einzigartiger, barrierearmer Anlaufpunkt, an dem Diagnostik, Behandlung, Prävention und psychosoziale Unterstützung erstmals unter einem Dach zusammengeführt werden.

Wir verzeichnen seit Jahren einen deutlichen Anstieg bei HIV- und STI-Tests – parallel dazu steigen europaweit die STI-Zahlen. Das zeigt klar, wie groß der Bedarf an niederschwelligen Angeboten ist“, sagt Hall. „Mit dem magnus* Ambulatorium schaffen wir einen Ort, an dem Menschen unkompliziert Unterstützung erhalten, Infektionen früh erkannt und behandelt werden und sexuelle Gesundheit gestärkt wird.“

Das Ambulatorium soll zum Modell für moderne, niederschwellige Versorgung in Österreich werden.

Weiterführende Informationen:

Zahlen, Daten und weitere Fakten: Link zum Factsheet

Events am 1.12.2025:

Fachtagung: „HIV-Prävention kennt kein Alter – Gemeinsam für sexuelle Gesundheit“.

Hier geht es zum Programm.

VHS Wiener Urania, Uraniastraße 1, Kammersaal, 1010 Wien
Beginn:14:00 Uhr
Ab 18:00 Uhr: Podiumsdiskussion und Ausklang mit Speisen und Getränken

Nur mit Anmeldung (bis 28.11.2025) an reden@aids-hilfe-wien.at

Screening zum Welt-AIDS-Tag 2025 in Kooperation mit ST. PRIDE - Queere Menschen in Niederösterreich
Doku-Film: „Tod und Vorurteil“ - Eine Geschichte über HIV, Stigma und die Pionier*innen der AIDS-Hilfe in Österreich.
Löwinnenhof*, Linzerstraße 16, 3100 St. Pölten
Beginn: 18:00 Uhr
Eintritt frei!

Weitere Veranstaltungen im Rahmen des Welt-AIDS-Tages: www.weltaidstag.at

Weiterführende Informationen:

Zahlen, Daten und weitere Fakten:

Rückfragen & Kontakt

Aids Hilfe Wien
Juliana Metyko-Papousek, Bakk.phil.
Telefon: 0660 592 11 25

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