• 23.11.2025, 09:30:33
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Gaál: „Nur Ja heißt Ja“: Stadt Wien startet Kampagne zur Prävention sexualisierter Gewalt

Info- und Awarenesskampagne „Nur Ja heißt Ja“ während der „16 Tage gegen Gewalt“ von 25.11.-10.12. informiert zur Prävention und Bekämpfung von sexualisierter Gewalt gegen Frauen.

Wien (OTS) - 

Mit der wienweiten Kampagne zum Zustimmungsprinzip „Nur Ja heißt Ja“ wird ein starkes Zeichen für die Stärkung der sexuellen Selbstbestimmung gesetzt. Die Einführung eines Zustimmungsprinzips ist ein entscheidender Schritt, um sexualisierte Gewalt konsequenter zu verhindern und gerecht zu ahnden.

„Gewalt und sexualisierte Übergriffe sind nie akzeptabel! Egal ob zu Hause, am Arbeitsplatz, im Club oder im öffentlichen Raum – nichts legitimiert eine Opfer- Täter- Umkehr! Es sollte vollkommen selbstverständlich sein, dass sexuelle Handlungen nur unter absoluter Zustimmung passieren, also wenn alle Beteiligten das auch wollen. Ein Outfit ist aber kein Ja! Ein Lächeln ist kein Ja, gemeinsames Fortgehen ist kein Ja, ein gemeinsamer Arbeitsplatz ist kein Ja und auch eine Beziehung ist kein automatisches Ja!“, betont Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál. „Die Kampagne richtet sich ganz bewusst an Frauen und Männer, denn Gewaltschutz braucht uns alle.“

Bei den Kampagnensujets werden die verschiedenen Lebensbereiche Beziehungen, Arbeitsplatz und Ausgehen adressiert. Die Kampagne richtet sich an die Bevölkerung und soll ein Umdenken anstoßen, wenn es etwa um gängige Schuldzuweisungen an Opfer geht, wie z.B. dass knappe Kleidung einen sexuellen Übergriff rechtfertige.

In ganz Wien werden die Sujets an City Lights zu sehen sein. Darüber hinaus gibt es Printanzeigen, Radiospots, und Social Media-Videos.

„Wir müssen weg von der Vorstellung, dass Frauen und Mädchen sich wehren müssen, um geschützt zu sein. Und dass ihnen eine Mitschuld an einem Übergriff gegeben wird, wenn das „Nein“ vermeintlich nicht laut oder eindeutig genug war. Für sexuelle Übergriffe und Gewalt gibt es keine Rechtfertigung und keine Entschuldigung. Es ist ein Verbrechen. Und für ein Verbrechen gibt es keine Grauzone“, erklärt NEOS-Abgeordnete Dolores Bakos.

Ein klares Ja schützt Betroffene – aber auch alle anderen, weil es Grenzen und Erwartungen im Vorfeld (sexueller Handlungen) eindeutig macht“, Konsens braucht ein aktives „Ja“ und bedeutet eine bewusste, freiwillige und eindeutige Vereinbarung über eine sexuelle Handlung. Schweigen, Unsicherheit oder ein „Vielleicht“ sind keine Zustimmung.

Da Menschen Begriffe wie zum Beispiel „etwas miteinander haben“ und Handlungen mitunter völlig unterschiedlich interpretieren, brauche es klare Kommunikation. „Offene Gespräche schützen alle Beteiligten und verhindern Missverständnisse. Das kann für Frauen* und Männer herausfordernd und neu sein, kann aber erlernt werden“, ergänzt die Leiterin des 24-Stunden Frauennotrufs Heidemarie Kargl. „Wir müssen klar benennen, dass bestimmte Verhaltensweisen keine Graubereiche sind, sondern Grenzüberschreitungen. Leider werden diese Forderungen teilweise ins Lächerliche gezogen, aber Konsens ist selbstverständlich kein bürokratischer Akt, sondern respektvolle Kommunikation. Fragen wie ‚Darf ich?‘ oder ‚Möchtest du das?‘ schaffen Nähe und Vertrauen.“

Derzeit ist im österreichischen Sexualstrafrecht das „Nein heißt Nein“-Prinzip verankert: es stellt eine Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung dar, wenn gegen den Willen einer Person, der Beischlaf oder eine dem Beischlaf gleichzusetzende geschlechtliche Handlung vorgenommen wird. Dabei wird allerdings eine sehr gut dokumentierte Reaktion von Opfern sexueller Übergriffe nicht berücksichtigt: Viele Menschen geraten in bedrohlichen Situationen in eine Schockstarre („Freezing“) und können sich nicht körperlich oder verbal wehren.

„Eine Person, die erstarrt, kann weder Ja noch Nein sagen – aber gerade deshalb braucht es ein Gesetz, das aktive Zustimmung verlangt. Schweigen darf nie als Zustimmung gewertet werden. Recht setzt Standards. Wenn das Gesetz klar macht, dass es ein Ja braucht, verändert das auch gesellschaftliche Normen “, so Gemeinderätin Marina Hanke.

Länder wie Spanien, Schweden oder Norwegen haben im Rahmen der Einführung von „Nur Ja heißt Ja“-Gesetzgebungen bereits gezeigt, dass ein Zustimmungsprinzip das Bewusstsein in der Bevölkerung stärkt und Betroffene besser schützt.

Das Einholen von Zustimmung ist bereits gelebte Prävention sexualisierter Gewalt. Es stärkt persönliche Grenzen und fördert Respekt in Beziehungen. Wichtig ist, dass die Zustimmung freiwillig, informiert, eindeutig, konkret und jederzeit widerrufbar ist.

Keine eindeutige Zustimmung liegt vor, wenn etwa Zögern, Unsicherheit oder Schweigen missinterpretiert werden, jemand schläft, bewusstlos oder stark beeinträchtigt ist, die Zustimmung durch Angst, Druck oder Manipulation erzwungen wird, frühere sexuelle Kontakte als automatische Zustimmung gelten oder wenn Handlungen ohne Zustimmung geändert werden.

Angebote für Betroffene: 24-Stunden Frauennotruf

Der 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien ist eine kostenlose, vertrauliche und barrierefreie Anlaufstelle für Frauen und Mädchen ab 14 Jahren.

„Viele Betroffene wissen nach einer belastenden Situation nicht, ob das, was sie erlebt haben, einvernehmlich war. Wir helfen beim Einordnen – ohne Druck, ohne Urteil“, erklärt Kargl.

Der Frauennotruf bietet Beratung und Entlastung sowie Hilfestellungen zur Stärkung der eigenen Grenzen.

Kontakt: 01/71 71 9 – rund um die Uhr

Informationen zur Kampagne und zu „Nur Ja heißt Ja“:

www.wien.gv.at/gewaltschutz

Angebote für Männer: Männerberatung Wien

Auch Männer benötigen Räume, um über Grenzen, Rollenbilder und Sexualität zu sprechen.

Die Männerberatung Wien unterstützt Männer und Burschen darin, eigene und fremde Grenzen zu erkennen, Rollenbilder zu hinterfragen, Verantwortung für das eigene Verhalten zu übernehmen und gesunde, respektvolle Beziehungen zu führen.

Viele Grenzüberschreitungen entstünden aus Unsicherheit, nicht aus Absicht. Rede- und Reflexionsräume seien daher zentrale Präventionsarbeit.

Weitere Informationen: www.maenner.at

Rückfragen & Kontakt

Stephan Grundei
Mediensprecher Vizebürgermeisterin Kathrin Gaal
Tel.: 0676/8118 98057
E-Mail: stephan.grundei@wien.gv.at

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