• 21.11.2025, 15:05:02
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„kulturMontag“: 70 Jahre Fernsehen, T. C. Boyles Roman-Weltpremiere in Wien, Wiener Theaterpreis NESTROY

Danach: „Gerd Bacher, 100: Demokratie lernen“ und „Falco – Helden von heute“ – am 24. November ab 22.30 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON

Wien (OTS) - 

Mit 70 Jahre Fernsehen befasst sich der von Clarissa Stadler präsentierte „kulturMontag“ am 24. November 2025, um 22.30 Uhr in ORF 2 und auf ORF ON und unternimmt dazu nicht nur einen Streifzug durch die vergangenen sieben TV-Jahrzehnte sondern präsentiert anschießend an das Magazin die neue Dokumentation „Gerd Bacher, 100: Demokratie lernen“ (23.15 Uhr) über eine der prägenden Persönlichkeiten des Österreichischen Rundfunks sowie die 2024 restaurierte Fassung des ikonischen Musikfilms „Falco – Helden von heute“ (23.50 Uhr) von Rudi Dolezal und Hannes Rossacher. Weiters thematisiert der „kulturMontag“ u. a. T. C. Boyles neuen Roman, der in Wien Weltpremiere feierte, und berichtet über den Wiener Theaterpreis NESTROY, der am Sonntag vergeben wird. Live im Studio wird der frischgebackene Preisträger der Kategorie „Bester Schauspieler“ erwartet.

Ein Fenster zur Welt – 70 Jahre Kultur im Fernsehen

Am 1. August 1955 begann die Ära des Fernsehens in Österreich. Das neu erfundene Medium hat maßgeblich zur Konstruktion einer nationalen Identität im Nachkriegsösterreich beigetragen. Etwa durch Sendungen wie der ersten TV-Seifenoper „Fernsehfamilie Leitner“ mit Publikumslieblingen wie Alfred Böhm, Gertraud Jesserer oder Peter Weck, die ab 1958 das Wohl und Weh einer bürgerlichen Wiener Mittelstandsfamilie in den 1950er und 1960er Jahren widerspiegelte. Für Vergangenheitsbewältigung und einen veritablen Skandal im TV sorgten Helmut Qualtinger und Carl Merz mit dem Monolog „Herr Karl“ im Jahr 1961 und schrieben damit Geschichte. Für ähnlich heftige Diskussionen in der Bevölkerung sorgte in den 1970er Jahren Ernst Hinterberger mit seiner inzwischen zum Kult gewordenen Serie „Ein echter Wiener geht nicht unter“ mit Karl Merkatz alias Edmund Sackbauer. „Mein TV is net deppert“ würde der „Mundl“ vielleicht heute sagen. Von Peter Turrinis „Alpensaga“ bis Felix Mitterers „Piefke-Saga“, von den ersten Gehversuchen im TV des späteren Oscar-Preisträgers Christoph Waltz bis zu Andi Knolls legendärem Sager „Jetzt hat uns die den Schas gewonnen“, als Conchita Wurst 2014 beim Eurovision Song Contest in Kopenhagen siegte. Der „kulturMontag“ bringt anlässlich 70 Jahre Fernsehen einen Streifzug durch die Kulturproduktionen der TV-Ära.

Zwischen zwei Welten – Weltpremiere für T.C. Boyles neues Werk in Wien

Mit seinen Romanen greift er aktuelle gesellschaftspolitische Themen auf und legt die Finger in die Wunden der Zeit. Der US-amerikanische Bestsellerautor T.C. Boyle blickt aus einer der schönsten Ecken Kaliforniens auf den Zustand der Welt, versucht positiv zu bleiben und verzweifelt doch an der Gegenwart. Seit vielen Jahren verfasst er seine Bücher mit einer Mischung aus Witz, Abgründigkeit und prophetischer Vorahnung in seinem Haus in Montecito, das der Architekt Frank Lloyd Wright erbaut hat. Jetzt feierte der 76-Jährige mit seinem neuen Werk „No Way Home“ in Wien seine Weltpremiere und wähnt sich dafür schon auf dem US-Index der „Banned Books“, wenn er von seiner Europa-Tour zurückkehrt. Darin erzählt er die Geschichte zweier Männer, die dieselbe Frau lieben. Doch wer da glaubt, Boyle gäbe sich mit einer trivialen Dreiecksgeschichte samt Rachegelüsten zufrieden, irrt gewaltig. Denn seine Charaktere versinnbildlichen die beiden Welten der heutigen USA – pro und contra Trump. Er selbst sieht die MAGA-Bewegung, die „Make America Great Again“-Offensive des US-Präsidenten, kritisch. Der „kulturMontag“ als Medienpartner der Weltpremiere in Wien stellt das neue Buch „No Way Home“ vor, und ORF-Literaturexpertin Katja Gasser hat T.C. Boyle zum Gespräch gebeten.

Spiel, Partie, Match – das Rennen um den NESTROY

Ein Einziger ist fix, die anderen bangen und hoffen noch, wenn am Sonntag im Wiener Volkstheater die NESTROY-Preise vergeben werden. Martin Schwab, der mit seinen 88 Jahren seit einem Vierteljahrhundert schon in der fröhlichen „Nicht-Pension“ ist, beseelt seit 63 Jahren das Theaterpublikum und bekommt den NESTROY für sein Lebenswerk. Seit fast 40 Jahren steht der gebürtige Deutsche auf der Bühne der Burg und hat nach wie vor Lust daran, sein Publikum mit wesentlichen Fragen zum Denken zu animieren und auch ein wenig Hoffnung zu geben. In der NESTROY-Kategorie „Beste Schauspielerin“ nominiert sind Stefanie Reinsperger, Pia Hierzegger, Lavinia Nowak, Anke Stedingk und Julia Riedler – jüngst von der Zeitschrift „Theater heute“ für ihr „Fräulein Else“ am Wiener Volkstheater zur besten Schauspielerin gekürt. Drei Frauen konkurrieren um die „Beste Regie“: Leonie Böhm für „Fräulein Else“, Florentina Holzinger für „A Year without Summer“ – eine Koproduktion der Volksbühne Berlin mit dem Wiener Tanzquartier –, und Marie Schleef für „Die Vegetarierin“ am Akademietheater. In der Kategorie „Bester Schauspieler“ wetteifern Nils Arztmann und Martin Niedermair beide für das gefeierte Josefstadt-Theaterepos „Das Vermächtnis“ über eine New Yorker Schwulen-Community. Weiters sind Nick Romeo Reimann als Conférencier in Elfriede Jelineks Volkstheater-Inszenierung „Krankheit oder Moderne Frauen“, Jörg Ratjen in der Burgproduktion „Ellen Babic“ und Christian Higer für Lida Winiewicz‘ Stück „Die Flucht“ am Linzer Landestheater im Rennen. Live im Studio begrüßt Clarissa Stadler den frischgebackenen NESTROY-Preisträger in der Kategorie „Bester Schauspieler“.

„Gerd Bacher, 100: Demokratie lernen“ (23.15 Uhr)

Die Dokumentation von Gerald Heidegger zeichnet anlässlich von Gerhard Bachers 100. Geburtstag den Weg des prägenden ehemaligen ORF-Generalintendanten vom Nationalsozialismus zur Demokratie nach. Das Kennenlernen der Demokratie ist die Grundlage für das spätere Schaffen des Medienmachers Gerd Bacher, der maßgeblich die Gestalt des Österreichischen Rundfunks und die Neubestimmung einer modernen österreichischen Identität geprägt hat. Basis für den Film sind bisher nicht veröffentlichte Aufnahmen, die ORF-Redakteur Andreas Novak mit Bacher im Jahr 2005 aufgezeichnet hat. Darin beschreibt dieser ausführlich sein familiäres Umfeld im Salzburg der späten 1930er Jahre. Als man 1938 am Grenzbalken in Freilassing die deutschen Truppen freudig begrüßte, warnte ein bayerischer Grenzbeamter den jungen Bacher: „Ihr werdet’s euch noch anschauen!“. Bei der Rückkehr nach Österreich 1945 aus der Kriegsgefangenschaft im Rheinland sieht der Salzburger vom Dach eines Kohlenzugs das zerstörte Kriegsland und ist voller Skepsis gegenüber der Wiederherstellbarkeit einer heilen Welt. Doch seine Zeit bei der „Salzburger Volkszeitung“ und dann bei den „Salzburger Nachrichten“ bringen Gerd Bacher Begegnungen mit Personen, die die Auswirkungen der NS-Zeit überwinden wollen. Seine Begeisterung für die Kraft des Wirtschaftswunders erfüllt ihn wiederum mit Unverständnis der Wünsche der 1968er-Generation. Doch gerade der „Bacher-ORF“ sollte zum Anziehungsort für viele in den 1970ern werden, die den Aufbruch in die gesellschaftliche Moderne mitgehen wollen. Mit den Stimmen von Bacher-Kennern wie Anneliese Rohrer, Karin Moser, Barbara Coudenhove-Kalergi, Peter Huemer, André Heller und Gerhard Zeiler werden die Innovationen des visionären Medienmachers nachgezeichnet. In Frage steht in der Dokumentation auch, wie Bacher der digitalen Gegenwart der 2020er Jahre begegnen würde.

„Falco – Helden von heute“ (23.50 Uhr)

Den Zeitgenossen mag es kein Trost sein, wenn es posthum über ihre Errungenschaften heißt, sie seien ihrer Zeit voraus gewesen. Dies trifft auch auf Falco und sein zweites Studioalbum „Junge Roemer“ zu, über das die Musikkritik urteilt, es sei sein bestes gewesen. Allein – nach dem Welterfolg von „Der Kommissar“ aus dem Album „Einzelhaft“ – lag die Schallplatte, außer in Österreich, bleiern schwer in den Verkaufsregalen. Daran konnte auch der 1984 entstandene Musikfilm „Falco – Helden von heute“ nichts ändern, der zurecht als Pionierleistung wie als ikonisch gilt. Im Auftrag des ORF verfilmten die „Torpedo-Twins“ Rudi Dolezal und Hannes Rossacher die ganze LP. Eine blutjunge Cordula Reyer, gerade auf dem Sprung zu ihrer internationalen Model-Karriere, kommt da in dem als Hommage an den Klassiker „Casablanca“ gestalteten Mini-Film noir „Brillantin‘ brutal“ ebenso zu Ehren wie „Playmate“ Brigitta Cimarolli im legendären New Yorker Chelsea Hotel. Einer der vielleicht spektakulärsten Schauplätze: Der Flugzeug-Friedhof in Tucson, Arizona. Der ORF zeigt die 2024 restaurierte Fassung von „Helden von heute“ zum Programmschwerpunkt 70 Jahre Fernsehen.

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