• 21.11.2025, 10:47:02
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Neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz bringen Forschung und Politik unter Zugzwang

Beim Health Science Forum Vienna wurden neue Ansätze gegen Demenz diskutiert und welche Rolle Prävention und Forschung für Österreich spielen.

https://www.apa-fotoservice.at/galerie/39625 v.l.n.r.: Dr. Leif
Moll (CEO Merck Austria); Mag.a Birgit Dalheimer (Ö1
Wissenschaftsredakteurin); Dr. Ernest G. Pichlbauer
(Gesundheitsökonom); Birgit Meinhard-Schiebel (Präsidentin der
Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger); Prof. Dr. Jürgen
Knoblich (IMBA und MedUni Wien); Prim.a Priv.-Doz.in Dr. Julia
Ferrari (Krankenhaus der Barmherzigen Brüder und president elect der
Österreichischen Gesellschaft für Neurologie); Prof. Mag. Dr.
Barbara Kraus (kaufmännische Direktorin des IMBA); Dr. Elly Tanaka
(Wissenschaftliche Direktorin IMBA)
Wien (OTS) - 

Am 20. November 2025 fand am Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (IMBA) in Wien das Health Science Forum Vienna statt. Die Veranstaltung widmete sich der Frage, wie Forschung, Prävention und Versorgung auf die rasant steigenden neurodegenerativen Erkrankungen reagieren können. Dr. Elly Tanaka, wissenschaftliche Direktorin des IMBA, und Dr. Leif Moll, Geschäftsführer von Merck Austria, eröffneten den Abend und begrüßten über 100 Gäste aus Politik, Wissenschaft, Patientenorganisationen, Gesundheitsberufen und Industrie.

Medizinische Lage und steigende Belastungen

Prim.a Dr.in Julia Ferrari, Abteilungsvorständin für Neurologie am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien und President Elect der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie (ÖGN), eröffnete den inhaltlichen Teil mit einem Überblick über neurologische und neurodegenerative Krankheitsbilder. Sie zeigte auf, wie stark die Zahl der Betroffenen steigt und welche Herausforderungen sich daraus für das österreichische Gesundheitssystem ergeben. „Wir müssen viel früher hinschauen, wenn wir die Versorgung langfristig sichern wollen“, betonte Ferrari. Frühzeitige Diagnostik und ein konsequenter Fokus auf Prävention seien, so Ferrari, entscheidende Faktoren, um langfristig Versorgungslasten zu mindern.

Neue Impulse aus der Stammzellforschung

Im Anschluss präsentierte Univ.-Prof. Dr. Jürgen A. Knoblich, Direktor des IMBA und Professor für Synthetische Biologie an der MedUni Wien den aktuellen Stand der Hirnorganoid-Forschung. Die Technologie ermöglicht es, krankheitsrelevante Prozesse im Labor realitätsnah nachzubilden und potenzielle Wirkstoffe präziser zu testen. Damit eröffnen sich neue Perspektiven für personalisierte Therapieansätze. „Unser Ziel ist es, die Mechanismen neurodegenerativer Erkrankungen wirklich zu verstehen – erst dann können wir Therapien entwickeln, die im Alltag der Menschen ankommen“, sagte Tanaka.

Gesellschaftliche Dynamiken und politische Herausforderungen

In der darauffolgenden Podiumsdiskussion wurden die medizinischen Erkenntnisse um gesellschaftliche, politische und ökonomische Aspekte erweitert. Merck-Österreich-Geschäftsführer Moll warnte eindringlich: „Wir dürfen die Dimension dieser Herausforderung nicht unterschätzen. Gleichzeitig liegt enorme Kraft in Prävention und Forschung – beides entscheidet darüber mit, wie wir als Gesellschaft altern.“ Er verwies auch auf die Schwierigkeiten in der pharmazeutischen Entwicklung, etwa hohe Ausfallquoten in späten Studienphasen, Wirkstoffe, die im Labor vielversprechend sind, aber in klinischen Tests an Sicherheit oder Wirksamkeit scheitern, sowie enorme Forschungs- und Entwicklungskosten, die nur selten zu marktreifen Therapien führen.

Gesundheitsökonom Dr. Ernest G. Pichlbauer betonte den massiven Präventionsbedarf: „Wir wissen, dass das Demenzrisiko ab 65 explodiert. Trotzdem investieren wir viel zu wenig in Primärprävention und erreichen jene Menschen am schlechtesten, die es am dringendsten bräuchten.“ Er sprach über die schlechte Gesundheitskompetenz der Österreicher und den Einfluss des demografischen Wandels auf die Versorgung.

Birgit Meinhard-Schiebel, Präsidentin der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger, lenkte den Blick auf familiäre Pflegeleistungen: „Pflegende Angehörige sind oft die Ersten, die Veränderungen bemerken. Sie brauchen rasche Unterstützung, um gemeinsam mit ihrem betroffenen Angehörigen zu einer umfassenden Diagnose zu kommen, die auch ihnen den Zugang zu Unterstützungsleistungen sichert.“ Sie wies zudem auf die zunehmende Bedeutung postakuter Infektionssyndrome hin.

Was jetzt passieren muss und wo Hoffnung bleibt

In der Abschlussrunde wurde die Frage gestellt, was jetzt passieren müsse. Die Expertinnen und Experten plädierten für einen Neustart in der Prävention – mehr Programme für die Generation 60+, klarere Versorgungswege und ein Gesundheitssystem, das regionale Angebote stärker nützt. Trotz aller Warnungen endete der Abend mit einer klaren Botschaft: Österreich steht vor großen Herausforderungen – doch Prävention, Forschung und gezielte Versorgungskonzepte bieten realistische Chancen, die Zukunft aktiv zu gestalten.

Weitere Bilder in der APA-Fotoservice-Galerie

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