• 19.11.2025, 15:58:03
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Ein Buch als Weckruf: Integration beginnt dort, wo Teilhabe ermöglicht wird

Fachpublikation zu 30 Jahre Integrationshaus: Flüchten – Ankommen – Bleiben. Solidarische Perspektiven

Wien (OTS) - 

Mit der Fachpublikation „Flüchten – Ankommen – Bleiben. Solidarische Perspektiven“ legt das Integrationshaus Wien anlässlich seines 30-jährigen Bestehens eine Bestandsaufnahme der europäischen und österreichischen Asyl- und Integrationspolitik vor – und zugleich ein Plädoyer für eine solidarische Gesellschaft. „Flucht ist kein Ausnahmezustand, sondern eine Realität, die uns als Gesellschaft formt“, schreiben „Flucht ist kein Ausnahmezustand, sondern eine Realität, die uns als Gesellschaft formt“ im Vorwort, und weiter „wie wir mit Menschen auf der Flucht umgehen, ist eine Frage danach, welche Gesellschaft wir sein wollen.“ Die Publikation versammelt über 30 Beiträge aus Wissenschaft und Praxis, die die Themenfelder Flüchten, Ankommen und Bleiben als gesellschaftliche Zustände begreifen – geprägt von Machtverhältnissen, Grenzpolitik und zivilgesellschaftlichem Engagement.

Ein Handbuch für Politik und Praxis

„Flüchten – Ankommen – Bleiben“ ist ein Plädoyer gegen Gleichgültigkeit – und zugleich ein Leitfaden für eine gerechtere Migrations- und Integrationspolitik. Aus den 30 Jahren Erfahrung leitet das Team des Integrationshauses konkrete Handlungsempfehlungen ab, denn: „Solidarität beginnt dort, wo Teilhabe ermöglicht wird – nicht erst, wenn sie eingefordert wird.“

Flüchten – Der Zustand Europas

Das erste Kapitel versteht Flucht nicht als humanitäre Ausnahme, sondern als Spiegel europäischer Politik. Die Beiträge zeichnen ein deutliches Bild: Während sich Grenzen schließen, geraten demokratische Grundprinzipien ins Wanken. Die Analyse zeigt, wie die sogenannte „neue Härte“ in der Asylpolitik nicht Sicherheit schafft, sondern Rechtsstaatlichkeit erodiert. In einer Zeit, in der Pushbacks und Lagerpolitik Normalität werden, plädiert das Buch für einen Perspektivenwechsel – weg von Abschottung, hin zu Rechtsgarantie und Menschlichkeit. „Zivilgesellschaftliche Flüchtlingshilfe ist kein humanitärer Akt allein, sondern Widerstand gegen die Normalisierung des Unrechts“, schreibt die Migrationsforscherin Judith Kohlenberger in ihrem Beitrag. Das Kapitel fordert eine Demokratisierung der europäischen Grenzpolitik und warnt vor der Aushöhlung von Solidarität als Grundwert.

Ankommen – Politik zwischen Symbolik und Realität

Dieses Kapitel richtet den Blick auf Österreich und auf das Spannungsfeld zwischen integrationspolitischem Anspruch und restriktiver Praxis. Es analysiert, wie sich politische Kommunikation von Empathie entkoppelt hat und wie strukturelle Barrieren Integration behindern. Die Autor*innen betonen, dass Integration nur dort gelingen kann, wo rechtliche und soziale Stabilität besteht: im Zugang zu Familie, Bildung, Arbeit und gesellschaftlicher Teilhabe. „Ankommen“ wird hier nicht als Verwaltungsaufgabe verstanden, sondern als gesamtgesellschaftliche Verpflichtung. „Empathie ist keine Schwäche. Sie ist die Voraussetzung für Demokratie“, beschreibt Politikwissenschafter Vedran Džihić in seinem Beitrag. Die Analyse dieses Kapitels kommt zu dem Schluss: Politische Maßnahmen, die Integration ermöglichen, stärken zugleich den gesellschaftlichen Zusammenhalt – während Ausgrenzung soziale Spaltung fördert.

Bleiben – Teilhabe als Zukunftsaufgabe

Das umfangreichste Kapitel der Publikation widmet sich der Frage, wie gesellschaftliches Zusammenleben langfristig gelingt. „Bleiben“ steht dabei für Betreuung, für den Zugang zu Bildung und Arbeit sowie für gesellschaftliche und soziale Teilhabe – und damit für die eigentliche Integrationsarbeit. Die Beiträge belegen: Nachhaltige Integration braucht Strukturen, die Selbstbestimmung fördern – von psychosozialer Betreuung bis zu gerechter Anerkennung beruflicher Qualifikationen. Das Buch argumentiert: Teilhabe ist kein Akt der Gnade, sondern demokratisches Prinzip. „Arbeit mit Geflüchteten heißt, Handlungsspielräume gemeinsam zu öffnen, nicht Entscheidungen über andere zu treffen“, halten Lucia Miranda-Weidenholzer und Carmen Dreher, Leiterinnen der Beratungsstelle des Integrationshauses, fest. Das Kapitel schließt mit einer zentralen Erkenntnis: Teilhabe braucht Rechte, Anerkennung und Gleichstellung – nur so kann „Bleiben“ gelingen.

Flüchten – Ankommen – Bleiben. Solidarische Perspektiven
Herausgeber: Verein Projekt Integrationshaus
Residenz Verlag 2025
ISBN 978-3-7017-3650-8
gefördert von der Stadt Wien Kultur und dem Zukunftsfonds der Republik Österreich

Erhältlich ist die Fachpublikation im gut sortierten Buchhandel, sowie über die Website des Integrationshauses .

Rückfragen & Kontakt

Verein Projekt Integrationshaus
Isabella Tömpe
Telefon: +43 699 15161063
E-Mail: i.toempe@integrationshaus.at

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