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Zwei neue Biografien über zentrale Täter des nationalsozialistischen Massenmordes: Christian Wirth und Franz Stangl
Buchpräsentation im Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) in Kooperation mit dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), 20. November 2025, 18:30 Uhr
Am 20. November 2025 werden im Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) in Kooperation mit dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) zwei neu erschienene Bücher, die sich mit zentralen Figuren der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie auseinandersetzen. Die beiden Publikationen von Anders Otte Stensager wurden erstmals aus dem Dänischen übersetzt und erscheinen in leicht überarbeiteter Form in der historischen Reihe des Lern- und Gedenkorts Schloss Hartheim im StudienVerlag.
Die Bände – „Christian Wirth. Biografie eines NS-Täters“ sowie „Franz Stangl. Der Lagerkommandant von Sobibór und Treblinka“ – beleuchten auf wissenschaftlich fundierter Basis die Karrieren und Lebenswege zweier Männer, die von Kriminalbeamten der Zwischenkriegszeit zu leitenden Funktionären der nationalsozialistischen Tötungsprogramme wurden.
Christian Wirth – vom Kriminalkommissar zum Inspekteur der Tötungsanstalten
Die Biografie von Anders Otte Stensager zeichnet den Weg Christian Wirths nach, eines hochdekorierten Veteranen des Ersten Weltkriegs und Stuttgarter Kriminalkommissars, der zu einer der berüchtigtsten Figuren der NS-Verbrechen wurde. Wirth war maßgeblich an der sogenannten „Aktion T4“ beteiligt, dem nationalsozialistischen Euthanasieprogramm, das die Ermordung von Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen organisierte und zum Modell für die Vernichtungsanstalten des Holocaust werden sollte. Als „Inspekteur“ der Mordanstalten – verantwortlich für Einrichtungen wie Hartheim, Hadamar, Bernburg oder Sonnenstein – leitete Wirth die systematische Tötung zehntausender Menschen durch Gas. Später übernahm er eine führende Rolle in der „Aktion Reinhardt“, der Vernichtungsaktion gegen die jüdische Bevölkerung, bei der mindestens 1,7 Millionen Menschen in den Lagern Belzec, Sobibór und Treblinka ermordet wurden.
Franz Stangl – der Kommandant von Sobibór und Treblinka
Das zweite Buch widmet sich dem österreichischen Kriminalbeamten Franz Stangl, der sich vom Weberlehrling zum Lagerkommandanten zweier zentraler Vernichtungslager der „Aktion Reinhardt“ entwickelte. Wie Wirth war auch Stangl im Rahmen der „Aktion T4“ in Hartheim tätig und sammelte dort Erfahrungen in der Organisation und Durchführung von Massenmorden. Später übernahm er die Leitung der Lager Sobibór und Treblinka. Nach 1945 konnte er aus der Untersuchungshaft in Linz über Italien und Syrien nach Brasilien flüchten, wo er von Simon Wiesenthal aufgespürt wurde. Das Buch zeichnet ein differenziertes Täterprofil: Stangl erscheint nicht als sadistischer Gewalttäter, sondern als pflichtbewusster Bürokrat, der aus Karriereambitionen, Anpassung und nicht zuletzt auch aus Überzeugung handelte. Im Jahr 1970 wurde Stangl im Düsseldorfer Treblinka-Prozess zu lebenslanger Haft verurteilt.
Beide Publikationen verdeutlichen die institutionellen und personellen Kontinuitäten zwischen der Ermordung „lebensunwerten Lebens“ – nach Meinung der Nationalsozialisten waren dies Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen – im Rahmen der „Aktion T4“ und der späteren Vernichtung der europäischen Juden. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der Täterstrukturen und Funktionsmechanismen des nationalsozialistischen Massenmordes.
Buchangaben:
Anders Otte Stensager: Christian Wirth. Biografie eines NS-Täters. Innsbruck/Wien: StudienVerlag 2025. 384 Seiten, ISBN 978-3-7065-6377-9.
Anders Otte Stensager: Franz Stangl. Der Lagerkommandant von Sobibór und Treblinka. Innsbruck/Wien: StudienVerlag 2025. 360 Seiten, ISBN 978-3-7065-6378-6.
Veranstaltung:
Buchpräsentation: Christian Wirth. Biografie eines NS-Täters & Franz Stangl. Der Lagerkommandant von Sobibór und Treblinka
Datum: Donnerstag, 20. November 2025
Uhrzeit: 18:30 Uhr
Ort: Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI), in Kooperation mit dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) und dem Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim
Programm: Begrüßung und Einführung: Éva Kovács, Florian Schwanninger
Vorstellung der Biografien: Anders Otte Stensager (in englischer Sprache)
Die juristische Aufarbeitung von NS-Euthanasie und Holocaust nach 1945: Claudia Kuretsidis-Haider
Suche nach Evidenz - Die Fallakten von Simon Wiesenthal: Sandra Weiss
Rückfragen & Kontakt
Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim
Lisa Maria Hofer, MEd
Telefon: +43 7274 6536 546
E-Mail: lisa-maria.hofer@schloss-hartheim.at
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