• 18.11.2025, 11:31:06
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Hilfswerk zum Internationalen Tag der Kinderrechte: Kinder- und Jugendschutz steht nicht zur budgetären Disposition!

Fehlende Ressourcen in der Kinder- und Jugendhilfe führen immer wieder zu dramatischen Fällen der Kindeswohlgefährdung.

Wien (OTS) - 

Jedes Kind muss die Möglichkeit haben, sicher aufzuwachsen, Schutz zu erfahren und im Ernstfall einen Ort zu haben, an dem es aufgenommen wird, wenn eine alternative Unterbringung notwendig ist. Genau das ist derzeit aber nicht in allen Regionen Österreichs gewährleistet“, kritisiert Isabella Ecker, Fachliche Leitung für Kinder, Jugend, Familie und psychosoziale Dienste im Hilfswerk Österreich, anlässlich des Tags der Kinderrechte am 20. November.

„Von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hilfswerks im Bereich der Kinderbetreuung und Jugendarbeit hören wir immer häufiger bedrückende Fallberichte: Kinder werden trotz akuter Gefährdungslage nicht oder zu spät aus ihrem Umfeld herausgenommen, weil Betreuungsplätze fehlen und sozialpädagogische Einrichtungen mit einem Mangel an Personal und Budgetmitteln kämpfen. Es ist völlig inakzeptabel, dass die Politik die Möglichkeiten der Kinder- und Jugendhilfe derart beschränkt und damit gefährdeten Kindern nicht nur Bildungs- und Lebenschancen vorenthält, sondern letztlich auch vermeidbares Leid riskiert“, so Ecker.

Steigende Fallzahlen, überfüllte Einrichtungen

Um Fälle bedrohten Kindeswohls zu beurteilen, leitete die Kinder- und Jugendhilfe im Jahr 2024 insgesamt 53.162 Gefährdungsabklärungen ein. Das sind um 2.926 oder 5,8 % mehr als 2023. Gefährdete Kinder und Jugendliche erhalten Unterstützung, um die Gefahrensituation bei Verbleib in der Familie oder im bisherigen Wohnumfeld zu entschärfen. Ist das Kindeswohl nur außerhalb der Familie sicherzustellen, spricht man von „Voller Erziehung“ – bei Angehörigen, Ersatzfamilien oder in sozialpädagogischen Einrichtungen. Im Jahr 2024 erhielten insgesamt 45.313 Kinder und Jugendliche eine Unterstützung der Erziehung, 13.050 Kinder und Jugendliche wurden im Rahmen der Vollen Erziehung betreut. Die Ausgaben der Kinder- und Jugendhilfe für Unterstützung der Erziehung, Volle Erziehung und Hilfen für junge Erwachsene lagen bei insgesamt 1.060,9 Mio. Euro (das sind 154 Mio. Euro bzw. 17% mehr als 2023). Drei Viertel der Ausgaben entfielen auf die Volle Erziehung, ein Viertel auf Unterstützung der Erziehung. Die genannten Zahlen stammen aus der Kinder- und Jugendhilfestatistik 2024 der Statistik Austria, verfasst im Auftrag des Bundeskanzleramtes.

Seit Jahren machen der Österreichische Dachverband der Kinder- und Jugendhilfe, die Kinder- und Jugendanwaltschaft sowie viele (ehemalige) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kinder- und Jugendhilfe bereits darauf aufmerksam, dass es vor allem im Bereich der Fremdunterbringung zu äußerst prekären Situationen kommt. Die Wartezeiten seien viel zu lang, die bestehenden Einrichtungen überfüllt und es gebe nicht genug Personal und Mittel.

Budgetäre Einschnitte, reduzierte Angebote, Schließungen

Im Lichte des aktuellen Budgetdrucks kommt es derzeit zu erheblichen Einschnitten in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Besonders heftig sind die diese beispielsweise bei der Kinder- und Jugendhilfe im Bundesland Salzburg. Die Politik rechnet dort für 2026 mit Kostensteigerungen von 3,86 %, erhöht die Tagsätze im Sektor aber nur um 2 %. Das bedeutet eine Unterfinanzierung der Trägerorganisationen, da sie die steigenden Kosten, vor allem im Personalbereich, aber auch bei Energie, Lebensmitteln und pädagogischen Initiativen kaum kompensieren können. Die betreuten Kinder und Jugendlichen sind doppelt betroffen: weniger Personal, weniger Betreuungsqualität. Wichtige pädagogische Projekte, Ausflüge und individuelle Fördermaßnahmen bleiben auf der Strecke.

Auch die offene Jugendarbeit leidet in vielen Regionen Österreichs unter den Sparmaßnahmen. „Angebote werden reduziert und teilweise sogar eingestellt, Öffnungszeiten und Angebote von Jugendzentren werden minimiert, ja ganze Standorte stehen vor dem Aus. Das hat direkte Auswirkungen auf jene Kinder und Jugendlichen, die gerade in diesen Strukturen Stabilität, Orientierung und verlässliche Bezugspersonen finden. Brechen diese Angebote weg, bedeutet das eine noch höhere Belastung für das System der Kinder- und Jugendhilfe, das ohnehin schon am Limit arbeitet“, erläutert Hilfswerk-Expertin Ecker.

Kinder- und Jugendschutz steht nicht zur budgetären Disposition!

„Für das Hilfswerk dürfen Kinder- und Jugendschutz keinesfalls zur budgetären Disposition stehen. Wir fordern die politisch Verantwortlichen auf, ihrer gesetzlichen Verpflichtung nachzukommen und das Kindeswohl nicht auf dem Altar der Budgetsanierung zu opfern. Die Kinder- und Jugendwohlfahrt braucht genügend Betreuungsplätze, ausreichend Personal und planbare finanzielle Rahmenbedingungen. Das sind wir unseren Kindern schuldig“, so Ecker abschließend.

Über das Hilfswerk

Das Hilfswerk Österreich ist mit seinen Landes- und Teilverbänden einer der größten gemeinnützigen Anbieter gesundheitlicher, sozialer und familiärer Dienste in Österreich. Im elementarpädagogischen und außerschulischen Bereich betreuen derzeit etwa 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rund 20.000 Kinder und Jugendliche in mehr als 650 Einrichtungen.

www.hilfswerk.at | facebook.com/hilfswerk.at | instagram.com/hilfswerk.at

Rückfragen & Kontakt

Hilfswerk Österreich
Mag. Monika Jonasch-Lykourinos
Telefon: T: +43 1 4057500220 | M: +43 676 878760206
E-Mail: monika.jonasch-lykourinos@hilfswerk.at
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die jungs kommunikation | Martin Lengauer
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